Spätes Essen ungünstig für den Blutzucker – auch bei „Nachteulen“

Unser Körper verarbeitet Nahrung je nach Tageszeit unterschiedlich und viele Stoffwechselprozesse sind morgens aktiver als abends. 

Deshalb hängt spätes Essen bekanntlich mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen. Das gilt auch für Nachtmenschen.

Das zirkadiane System ist ein Zeitsteuerungssystem im Gehirn und in den Organen, das Verhalten und Stoffwechsel reguliert.

So verarbeitet unser Körper dieselbe Nahrung abhängig von der Tageszeit unterschiedlich, was zum Beispiel den Blutzuckerstoffwechsel oder die Hormonausschüttung betrifft. Auch die Nahrungsaufnahme selbst ist ein Zeitgeber, der die inneren Uhren synchronisiert.

Deshalb kann nächtliches Essen zur Störung der inneren Uhr und des Stoffwechsels führen.

Vor diesem Hintergrund haben Prof. Dr. Olga Ramich vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) und ihr Team untersucht, wie der Zeitpunkt des Essens im Tagesverlauf mit dem Blutzuckerstoffwechsel und der Insulinempfindlichkeit zusammenhängt.

Dafür nutzten sie Daten aus einer früheren Studie, an der 46 ein- und zweieiige Zwillingspaare ohne Diabetes teilgenommen hatten (NUtriGenomics Analysis in Twins (NUGAT)-Studie). 

„Menschen, die ihre Hauptkalorien früher im Tagesverlauf zu sich nahmen, hatten eine bessere Insulinempfindlichkeit“, erklärt Ramich.

Die Hauptkalorien erst spät am Tag zu essen, geht demnach mit einer schlechteren Insulinempfindlichkeit und einem höheren Risiko für Typ-2-Diabetes einher.

Darüber hinaus hatten diese Teilnehmer/-innen einen höheren Body-Mass-Index und einen größeren Taillenumfang.

Eine Verlagerung der Hauptkalorienaufnahme auf frühere zirkadiane Zeiten könnte den Glukosestoffwechsel verbessern sowie vor Typ-2-Diabetes und Übergewicht schützen.

Die Zwillingsstudie half abzuschätzen, wie stark der Zeitpunkt des Essens auf Gene, gemeinsame Umwelt oder individuelle Erfahrungen zurückzuführen ist. Demnach werden die Muster der täglichen Essenszeiten bis zu 60 Prozent genetisch beeinflusst. 

„Da die Essenszeiten teils erblich bedingt sind, dürfte es einigen Menschen schwerfallen, ihre Gewohnheiten zu ändern“, gibt Ramich deshalb zu bedenken.

Wann man isst, hängt auch mit dem eigenen Chronotyp zusammen.

Der Chronotyp beschreibt, ob jemand eher Frühaufsteher (Lerche) oder Nachtmensch (Eule) ist.

Kohlenhydratreiches Essen am Abend ist für alle Chronotypen ungünstig.

Aber – abhängig von der eigenen „inneren Uhr“ – kann es morgens auch zu früh für eine Mahlzeit sein. 

Wenn „Eulen“ früh zur Schule, Uni oder Arbeit müssen und vorher noch kohlenhydratreich frühstücken, geht das gegen ihre innere Uhr. Sie essen, obwohl sie sich noch in ihrer biologischen Schlafphase befinden.

Eine Studie der Universität Paderborn zeigte, dass das bei „Eulen“ zu einem ungünstigen Glukosestoffwechsel führt. Deshalb, so Studienleiterin Prof. Dr. Anette Buyken, „sollten Eulen lieber später frühstücken, indem sie zum Beispiel ihr Frühstück mit in die Universität nehmen“.

Originalpublikation:
Vahlhaus, J., Peters, B., Hornemann, S., Ost, A. C., Kruse, M., Busjahn, A.,Pfeiffer, A. F. H., Pivovarova-Ramich, O.: Later eating timing in relation to an individual internal clock is associated with lower insulin sensitivity and affected by genetic factors. eBioMedicine 116:105737 (2025). [Open Access]

Quellen:
https://www.dife.de/news/presse/details-presse/spaetes-essen-ist-mit-gestoertem-glukosestoffwechsel-verbunden-513/

https://www.uni-paderborn.de/nachricht/134872

https://link.springer.com/article/10.1007/s00394-024-03372-4 Glycemic response to meals with a high glycemic index differs between morning and evening: a randomized cross-over controlled trial among students with early or late chronotype | European Journal of Nutrition