„Höhlenforschung“: Was Darm und Nasennebenhöhlen verbindet

Schon der Vater der abendländischen Heilkunst Hippokrates (460 v. Chr. bis 370 v Chr.) soll davon überzeugt gewesen sein, dass jede Krankheit ihren Ursprung in der Körpermitte findet.

Die moderne Wissenschaft bestätigt diese alte Wahrheit durch verschiedene Studien: Schließlich haben viele entzündliche Erkrankungen ihren Ursprung im Magen-Darm-Trakt.

Doch was hat der Darm mit den Nebenhöhlen zu tun?
 
Kleine Ursache, große Auswirkung
Probleme mit der Verdauung oder dem Hautbild, aber auch eine rezidivierende Sinusitis sind Erscheinungen, für die die Mikroben des Gastrointestinaltrakts verantwortlich sein können.

Epidemiologische Studien aus dem Jahr 2014 haben ergeben, dass diese Bakterien an der Entstehung von über 40.000 Krankheiten beteiligt sein können, darunter Diabetes, Zöliakie, Arthritis, Reizdarmsyndrom, Depressionen und Schizophrenie.

„Wir leben in einer Welt der Bakterien und es gibt keine Aussicht, diesen Zustand zu ändern“, erklärt Dr. med. Alfred Samet, Spezialist für Mikrobiologie und Serologie.

Mikroorganismen machen etwa zwei bis drei Kilo des Körpergewichts aus. Mikrobiotika regulieren die Anzahl der „guten“ und „schlechten“ Bakterien im Körper und sind für physiologische Prozesse verantwortlich.
Befinden sich die Mikroben im Gleichgewicht, ist die Darmflora ausgeglichen. Man spricht von Eubiose.

Den gegenteiligen Fall bezeichnet man als Dysbiose. Eine Störung im Gleichgewicht der Darmflora führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit.
 
Kranker Darm = kranke Nebenhöhlen?
Natürlich werden Nebenhöhlenentzündungen meist durch virale oder bakterielle Infektionen verursacht. Zu den Risikofaktoren zählen auch eine abnormale Anatomie der Nase, eine ungesunde Lebensweise, Rauchen sowie einige Sportarten, wie etwa Schwimmen und Tauchen.

Doch das sind nicht die alleinigen Auslöser:
Neueren medizinischen Berichten zufolge spielen auch die Darmbakterien bei der Entstehung von Nasennebenhöhlenentzündungen eine Rolle. Entwicklungswissenschaftlich gehören diese nämlich zum Darm, denn auch sie produzieren wichtige Abwehrkörper. Eine ausgewogene Bakterienbesiedlung ist daher die Grundlage für gesunde Körperfunktionen.
 
Darm mit Plan
Nun ist der Darm jedoch das Organ, das die wichtigsten Immunfunktionen durchführt, indem er eine spezifische Grenze zwischen externen Faktoren und dem menschlichen Körper bildet. Über 80 % der Abwehrzellen sind in der Darmflora ansässig. Damit ist der Darm der zentrale Verteidigungspunkt unseres Körpers.

Zu den Aufgaben der Darmbakterien gehört, das Immunsystem zu trainieren und so den Schutz aller Schleimhäute anzuregen. Störungen der Darmflora können die quantitativen und qualitativen Fähigkeiten von Mikroorganismen in anderen Bereichen des Körpers, einschließlich der Nebenhöhlen, beeinflussen.

Bei einer chronischen Sinusitis sollte daher immer auch der Darm untersucht werden, insbesondere dann, wenn zeitgleich Beschwerden auftreten, die auf eine gestörte Darmflora hindeuten. Dazu zählen Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen etc.

Aktuellen Forschungsergebnissen zufolge kann hinter einer wiederkehrenden Nasennebenhöhlenentzündung auch der Pilz Candida stecken, der die Schutzbarriere überwindet und sich mit dem Blut im Körper ausbreiten kann.
 
Quelle:
medicalpress.de