„Mama, ich mache mir Sorgen“

Wie Angehörige das Thema Pflege ansprechen

Akkurat gebügelte Kleidung, frisch gewaschene spitzenbesetzte Tischdecke und selbst gebackener Kuchen zum Sonntag – viele Menschen kennen das Leben ihrer Eltern und Großeltern lange Jahre so.

Mit der Zeit schaffen es Seniorinnen und Senioren allerdings nicht mehr, ihren Alltag alleine zu bewältigen. Häufig bemerken Angehörige durch vernachlässigte Körperhygiene, sich stapelndes Geschirr oder regelmäßiges Versäumen von Terminen, dass ihre Familienmitglieder Hilfe benötigen.

Von seinen erwachsenen Kindern auf das Thema Pflege angesprochen zu werden, stößt Betroffene aber oftmals vor den Kopf.

Markus Küffel, Gesundheitswissenschaftler, examinierte Pflegefachkraft und Geschäftsführer der Pflege zu Hause Küffel GmbH, empfiehlt: „Angehörige sollten für ein gemeinsames Gespräch eine entspannte Situation schaffen und währenddessen viel Empathie zeigen. So verhindern sie, dass sich Seniorinnen und Senioren überrumpelt oder verletzt fühlen.“

Gefühlswelt verstehen

Viele ältere Menschen hadern damit, schwindende körperliche Kräfte zu akzeptieren, und fürchten, ihren gewohnten Alltag zu verlieren.

Aufgaben, die einst problemlos gelangen, unfreiwillig abzugeben, sorgt bei Seniorinnen und Senioren zudem für Frust. Deshalb verursachen Sätze wie „Du schaffst das einfach nicht mehr!“ teils empfindliche Reaktionen.

Wenn es um erste Pflegeleistungen geht, braucht es Fingerspitzengefühl – Angehörige sollten sich dessen bewusst sein, bevor sie ihre Liebsten ansprechen.

Als vorteilhafter erweisen sich darum Worte wie: „Vieles im Alltag bewältigst du problemlos alleine. Gibt es dennoch Aufgaben, bei denen du dir Hilfe wünschst?“ Markus Küffel erklärt: „Wer die Sorgen und Nöte seiner Liebsten kennt, kann sie besser auf Hilfe vorbereiten. In dieser Situation braucht es ein gutes Gespür füreinander und eine Kommunikation auf Augenhöhe.“

Der richtige Ort – die beste Zeit

Vor allem im Alltag – also nicht auf einer Geburtstagsfeier mit der gesamten Familie – bietet sich ein gemeinsames Gespräch an. Beim Abtrocknen in der Küche oder bei gemütlichem Kaffee- und Kuchengenuss können Familienmitglieder ungezwungen ins Reden kommen.

Dabei sollten diejenigen aus der Familie mit dem Betroffenen sprechen, die eine besonders enge Beziehung zu ihm pflegen und zudem genügend Zeit und Ruhe mitbringen.

Für mehr Gelassenheit sorgt es, wenn Angehörige nicht alle Einzelheiten in einem einzigen Gespräch klären wollen.

„Stattdessen bietet es sich an, in regelmäßigen Abständen unverbindlich das Thema Pflege aufzugreifen. Auf diese Weise bekommen die Pflegebedürftigen zwischen den Besuchen die Möglichkeit, das Gesprochene zu verarbeiten“, empfiehlt Markus Küffel.

Unterstützung zulassen

Viele Seniorinnen und Senioren wünschen sich in ihrer Situation vor allem Mitgefühl, Verständnis und Rücksicht.

Darum Achtung: Wer im ersten Satz bereits Pflegeheime und Tageseinrichtungen erwähnt, stößt bei seinem Gegenüber deutlich eher auf Verschlossenheit oder vehemente Abwehr.

Offene Fragen wie „Wie stellst du dir ein glückliches Leben im Alter vor?“ ermöglichen es, gefühlvoll und behutsam über notwendige Pflegeleistungen zu sprechen.

Wer im Ernstfall hilft, sollten Familien zudem frühzeitig klären – nicht erst, wenn sich die Situation bereits als akut erweist. So lässt sich in Ruhe eine gute Lösung für alle finden.

„Viele Familien greifen langfristig auf sogenannte 24-Stunden-Pflegekräfte zurück. Da hier eine betreuende Person direkt zum Pflegebedürftigen nach Hause zieht, kann dieser trotz schwindender Kräfte noch lange in seinem vertrauten Umfeld verbleiben“, weiß der Pflegeexperte Markus Küffel.

Weitere Informationen unter www.pflegezuhause.info