Rückenbeschwerden richtig einordnen
Welche Behandlung für welches Problem?
Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen in Deutschland. Millionen Menschen sind betroffen – oft über Jahre hinweg. Die Ursachen reichen von Muskelverspannungen über Bandscheibenschäden und Nervenreizungen bis hin zu psychosomatischen Belastungen.
Doch häufig wird nur das Symptom behandelt, nicht die Ursache.
„Wir sehen immer wieder Patienten, die über Jahre unter Rückenschmerzen litten, ohne dass je eine klare Diagnose gestellt wurde“, sagt Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin. „Doch erst wenn wir wissen, woher der Schmerz kommt, kann eine gezielte Therapie erfolgen.“
Muskelverspannungen erkennen und behandeln
Muskelverspannungen entstehen häufig durch Fehlhaltungen, Bewegungsmangel, Überlastung oder Stress. Die Schmerzen treten meist im Nacken-, Schulter- oder Lendenbereich auf und werden als ziehend, drückend oder stechend beschrieben. Besonders im unteren Rücken kann es zu einem sogenannten Hexenschuss kommen – einem plötzlich einschießenden Schmerz, der die Beweglichkeit deutlich einschränkt.
Weitere Symptome sind muskuläre Steifheit und schmerzhafte Schutzhaltungen, die die Verspannung zusätzlich verstärken können.
„Die Behandlung erfolgt in der Regel konservativ. Wärmeanwendungen wie Fangopackungen oder warme Bäder fördern die Durchblutung und lockern die Muskulatur. Bei akuten Beschwerden helfen manuelle Therapien, zum Beispiel durch Physiotherapeuten oder Chiropraktiker, gezielt“, erklärt Dr. Sabarini.
Ergänzend sind aktive Dehn- und Kräftigungsübungen sowie Haltungsschulungen sinnvoll, um erneuten Verspannungen vorzubeugen. Schmerzmittel können kurzzeitig sinnvoll sein, sollten jedoch nicht zur Dauerlösung werden.
Bandscheibenschäden: wenn Nerven unter Druck geraten
Bandscheibenvorfälle oder -vorwölbungen entstehen, wenn sich Bandscheibengewebe nach außen wölbt und auf angrenzende Nerven drückt – meist im Bereich der Lendenwirbelsäule.
„Typische Beschwerden sind ausstrahlende Schmerzen, Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Muskelschwäche, je nach betroffener Nervenwurzel. In schweren Fällen können sogar Lähmungen oder Störungen der Blasen- und Darmfunktion auftreten. Zur Diagnostik kommen bildgebende Verfahren wie MRT oder CT zum Einsatz“, sagt Dr. Sabarini.
Zunächst wird in der Regel konservativ behandelt, beispielsweise mit Infiltrationen, also gezielten Medikamentengaben an die gereizte Nervenwurzel, um Entzündungen zu lindern. Zusätzlich helfen Rückentraining, Stabilisationsübungen und Rückenschule zur Entlastung der Wirbelsäule.
Bei ausbleibender Besserung oder neurologischen Ausfällen können operative Eingriffe notwendig sein. Häufig hilft jedoch die minimalinvasive Methode, wie die perkutane Laser-Diskus-Dekompression, bei der mit einer feinen Sonde überschüssiges Bandscheibengewebe verdampft wird, um den Druck auf die Nerven zu verringern.
Nervenreizungen früh erkennen
Treten beim Gehen Schmerzen in den Beinen, Taubheitsgefühle oder zunehmende Muskelschwäche auf, kann eine Spinalkanalstenose vorliegen – eine Einengung des Wirbelkanals, die Druck auf das Rückenmark und die Nerven ausübt. Diese entsteht häufig durch altersbedingte Veränderungen wie Bandscheibenverschleiß, knöcherne Anbauten oder verdickte Bänder.
Die Symptome verschlechtern sich meist unter Belastung und bessern sich im Sitzen oder bei gebeugter Haltung.
In fortgeschrittenen Fällen kann es zu Gangunsicherheit oder anhaltenden Gefühlsstörungen kommen.
Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend.
Neben der klinischen Untersuchung liefern MRT oder CT wichtige Hinweise auf das Ausmaß der Einengung. Die Therapie richtet sich nach Schweregrad und Symptomatik: In leichten Fällen helfen konservative Maßnahmen wie Dehnübungen, Infiltrationen, Mobilisation oder Gehtraining unter medizinischer Aufsicht.
„Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine mikrochirurgische Erweiterung des Spinalkanals notwendig werden. Dabei werden Engstellen minimalinvasiv entfernt, um den Druck auf die Nerven zu verringern und die Mobilität dauerhaft zu verbessern“, erklärt Dr. Sabarini.
Chronische Schmerzen nicht ignorieren
Halten Rückenschmerzen länger als sechs Monate an, gelten sie als chronisch. Viele gewöhnen sich daran, doch das birgt Risiken. „Wird der Schmerz ignoriert oder dauerhaft nur mit Tabletten unterdrückt, bleibt er bestehen, selbst wenn die ursprüngliche Ursache längst beseitigt ist“, warnt Dr. Sabarini.
Grund ist das sogenannte Schmerzgedächtnis
Das Nervensystem sendet spontan Schmerzimpulse. Auch hier ist eine frühzeitige, strukturierte Behandlung entscheidend – idealerweise in einem multimodalen Konzept, das ärztliche, physiotherapeutische und psychologische Elemente vereint und individuell abgestimmt ist. Bei therapieresistenten chronischen Schmerzen kann darüber hinaus eine Rückenmarksstimulation wirksam sein.
Weitere Informationen unter https://avicenna-klinik.com