Schlaganfall-Prophylaxe erfolgt bei Risikopatienten mit Vorhofflimmern zu selten

Menschen, die an der Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern leiden, tragen ein deutlich erhöhtes Risiko für Schlaganfälle.

Dennoch erhält nur ein Teil der betroffenen Patienten eine geeignete vorbeugende Therapie.

Etwa 1,8 Million Menschen in Deutschland leiden an Vorhofflimmern. Diese häufigste aller Herzrhythmusstörungen beeinträchtigt den Blutfluss in den Vorhöfen des Herzens und fördert somit die Bildung von Blutgerinnseln.

Gelangt ein solches Gerinnsel in ein gehirnversorgendes Blutgefäß, kann es dieses verengen, die Sauerstoffzufuhr unterbrechen und im schlimmsten Fall einen Schlaganfall auslösen. Damit es nicht soweit kommt, empfehlen Ärzte1 für Patienten mit Vorhofflimmern und mindestens einem weiteren Risikofaktor eine vorbeugende Therapie in Form von Blutgerinnungshemmern.

Das betrifft zum Beispiel Patienten über 65 Jahre oder mit einer Grunderkrankung wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herzschwäche.

Trotz der Gefahr, die von Vorhofflimmern ausgeht, erhalten Untersuchungen zufolge bis zu 43 Prozent der betroffenen Patienten keine Schlaganfall-vorbeugende Therapie2.

Bis zu 20 Prozent (2, 3) bekommen Medikamente, die nicht ausreichend wirksam sind und daher in den offiziellen Behandlungsleitlinien (1) nicht zur Vorbeugung von Schlaganfall bei Vorhofflimmern empfohlen werden. Dabei handelt es sich häufig um sogenannte Thrombozytenaggregationshemmer wie zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS), die das Verklumpen von Blutplättchen hemmen.

Schlaganfall-Prophylaxe mit Blutgerinnungshemmern
Besser wirksam und daher für die Schlaganfall-Prophylaxe bei Vorhofflimmern empfohlen sind so genannte orale Antikoagulanzien. Sie hemmen die Blutgerinnung und schützen auf diese Weise vor der Bildung von Gerinnseln in den Vorhöfen des Herzens.

Zwei verschiedene Klassen von Blutgerinnungshemmern stehen zur Verfügung:
Vitamin-K-Antagonisten und neue orale Antikoagulanzien. Vitamin-K-Antagonisten sind wirksam, erfordern aber eine individuelle Anpassung der Dosierung und demzufolge regelmäßige Kontrollen der Blutgerinnung beim Arzt. Ihre Wirkung wird stark von Vitamin K-haltigen Nahrungsmitteln beeinflusst, wie zum Beispiel Spinat, Kohl und Zwiebeln. In der Folge schwanken die Blutspiegel bei vielen Patienten und weichen von den angestrebten Werten ab.

Das birgt Gefahren:
Zu hohe Werte erhöhen das Blutungsrisiko, zu niedrige Spiegel gewährleisten keinen ausreichenden Schutz vor Schlaganfall. Vitamin-K-Antagonisten erfordern daher engmaschige Kontrollen beim Arzt und eine strenge Anpassung der Ernährungsgewohnheiten.  

Neue orale Antikoagulanzien hemmen direkt bestimmte Blutgerinnungsfaktoren und erfordern keine regelmäßigen Dosisanpassungen. Auch sie müssen zuverlässig eingenommen werden, um gleichbleibende Wirkstoffspiegel zu gewährleisten. Routinemäßige Bluttests sind nicht notwendig. Das ist vor allem für ältere Menschen eine Erleichterung, die nicht mehr so mobil sind.

Alle Patienten, die einen Blutgerinnungshemmer einnehmen, tragen ein gewisses Risiko für Blutungen und sollten einen Patientenausweis bei sich tragen. Dies ist wichtig, damit zum Beispiel im Fall einer Verletzung die behandelnden Ärzte entsprechende Maßnahmen einleiten können. Außerdem muss die Einnahme der Medikamente vor einem operativen Eingriff in Absprache mit dem Arzt rechtzeitig unterbrochen werden.   

Weitere Informationen zur Therapie
bei Vorhofflimmern, Wissenswertes zu Symptomen, Diagnose und Risikofaktoren sowie Tipps für eine herzgesunde Lebensweise enthält die Broschüre „Vorhofflimmern – Frühe Diagnose und Therapie beugt Schlaganfall vor“, die von der Deutschen Seniorenliga mit finanzieller Unterstützung von Bayer erstellt wurde. Sie ist kostenfrei und kann telefonisch, postalisch oder über die Internetseite der Deutschen Seniorenliga angefordert werden:

Deutsche Seniorenliga (DSL) e.V.,
Heilsbachstraße 32,
53123 Bonn

Bestell-Hotline 01805 – 001 905 (0,14 Euro/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkpreise abweichend).

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auch direkt unter www.dsl-vorhofflimmern.de


(1) http://leitlinien.dgk.org/2013/pocket-leitlinien-fur-das-management-von-vorhofflimmern-fokus-update-2012/
(2) Kirchhof et al. 2014, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24084680, Meinertz et al. 2011 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21533828.
(3) Bonnemeier et al. 2011,  http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21391837, Nabauer et al. 2009 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19153087.