Kaugummi-Kauen im Kampf gegen Viren

Zahnärzte möchten mit Kaugummis die Übertragung von Viren verhindern. 

Es ist nicht überraschend, dass diese Idee aus den USA stammt. Bereits im Jahr 1869 sicherte sich ein amerikanischer Zahnarzt das erste Patent für die Herstellung von Kaugummi – und zwar als Mittel zur Zahnpflege.

Viele Viren werden durch Husten und Niesen weiterverbreitet. Gegen einige dieserViren gibt es Impfstoffe, doch die Bereitschaft der Menschen, sich impfen zu lassen, ist oft gering – wie zum Beispiel bei der Grippe-Impfung. Für andere durch Tröpfcheninfektion übertragene Viren gibt es bisher noch keine Impfstoffe.

Ein Forschungsteam aus den USA und Finnland hatte die Idee, Viren im Speichel zu binden, um das Risiko der Übertragung zu verringern.

Dafür  entwickelten sie einen Kaugummi, der sogenannte „Virus-Bindeproteine“ enthält. Beim Kauen werden diese Proteine im Speichel freigesetzt und binden die darin enthaltenen Viren.

Proteine, die Viren binden können, kommen in der Natur vor. Viele Pflanzen enthalten zum Beispiel Lektine, die tatsächlich Viren festhalten und dadurch unschädlich machen können. Die Wissenschaftler entschieden sich für ein Protein aus der essbaren Helmbohne.

Für die Herstellung des Proteins namens FRIL werden die Bohnen zu Mehl vermahlen und in den Kaugummi eingearbeitet.

Tests haben gezeigt, dass dieser Kaugummi bakteriologisch unbedenklich ist und bis zu zwei Jahre haltbar bleibt.

Zunächst wurden Experimente mit einer Kaumaschine durchgeführt, die ein künstliches Gebiss nachbildet. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass das FRIL-Protein beim Kauen in die künstliche Speichelflüssigkeit abgegeben wird. Im nächsten Schritt wurde die Speichelflüssigkeit im Labor mit Viren in Kontakt gebracht, um zu testen, ob die Virusvermehrung gehemmt werden kann.

Die Ergebnisse sind vielversprechend

Die Vermehrung von zwei Herpes-simplex-Virus-Typen und zwei Influenza-Stämmen konnte erfolgreich verhindert werden.

Die Forschenden berichten, dass der Virusgehalt im Speichel durch das FRIL-Protein aus einer 40-Milligramm-Kaugummitablette um mehr als 95 Prozent reduziert werden kann. Bereits vor drei Jahren erzielten die Wissenschaftler ähnliche Ergebnisse bei SARS-CoV-2, dem Erreger von COVID-19, mit einem speziellen Kaugummi. Dieser wird derzeit bereits an Patienten getestet.

Quellen:
• Debulking influenza and herpes simplex virus strains by a wide-spectrum anti-viral protein formulated in clinical grade chewing gum. Daniell, Henry et al. Molecular Therapy, Volume 33, Issue 1, 184 – 200

• Antivirales Kaugummi soll Übertragung von Viruserkrankungen verhindern – News – Deutsches Ärzte-blatt

https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag-kaugummi-herstellung-patent-100.html