Zöliakie im Alter

Kann die glutenfreie Ernährung von Zöliakie-Betroffenen in Senioreneinrichtungen gewährleistet werden?

„Ein Altenheim, auch Altersheim, Feierabendheim, Feierabendhaus, Seniorenheim oder Seniorenresidenz genannt, ist eine Wohneinrichtung für alte Menschen, in der sie Betreuung und Pflege erhalten können. Das Wort „Altenheim“ wird  zunehmend als Synonym für Pflegeheim benutzt.“ So steht es auf Wikipedia zu lesen

Ein wesentlicher Bestandteil der Pflege und Betreuung von Seniorinnen und Senioren ist die Ernährung. Nahrungsangebot und Aufnahme werden durch die Mitarbeiter*innen der unterschiedlichen Senioreneinrichtungen gewährleistet. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung steht hier im Mittelpunkt.

Doch was geschieht mit alten Menschen, die an Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Zöliakie leiden und sich nicht mehr selbst versorgen können?

Jeder hundertste Mensch in Deutschland ist an Zöliakie erkrankt, einer chronischen Erkrankung, die auf einer Unverträglichkeit gegenüber Gluten beruht.

In Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und handelsüblichem Hafer findet sich Gluten und dieses Gluten zerstört bei Zöliakie-Patienten die Zotten im Dünndarm und verhindert die Nährstoffaufnahme.

Nehmen an Zöliakie Erkrankte Gluten zu sich, kann dies zu vielfältigen Krankheitssymptomen führen, wie Durchfall, Erbrechen, Wachstumsstörungen, mangelnde Konzentration, Appetitlosigkeit, Mangelerscheinungen, Missmutigkeit oder verminderte Knochendichte.

Gegen Zöliakie gibt es kein Medikament, eine lebenslange glutenfreie Ernährung ist die einzige Therapie. Selbst kleinste Fehler in der Ernährung müssen daher vermieden werden.

Sind in einem Lebensmittel 20 ppm Gluten enthalten, gilt dieses als glutenfrei.

Nun stelle man sich 21 glutenhaltige Brotkrümel vermischt mit 999 979 glutenfreien Brotkrümeln vor. So gering hier die Verunreinigung durch Gluten auch sein mag, für Zöliakie-Erkrankte ist sie zu hoch.

Hier stellt sich die Frage, kann die Küche eines Seniorenheimes dies leisten?

Die Antwort ist einfach, nur sehr wenige Senioreneinrichtungen in Deutschland bieten eine glutenfreie Kost an. Für an Zöliakie erkrankten Seniorinnen/Senioren gibt es zu wenige Plätze in Seniorenheimen.

Können sich Zöliakiebetroffene nicht mehr selbst versorgen, bleiben ihnen im täglichen Nahrungsangebot der Einrichtung als sichere Nahrungsquelle Obst, Salat und Gemüse, dazu die Hoffnung, dass das Fleisch, Fisch oder Geflügel auf dem Teller nicht glutenhaltig zubereitet oder durch Gluten kontaminiert wurde.

Brot und jegliches Getreide werden ebenso zum Tabu, wie Speisen, die damit in Berührung kommen.

Ein Ausweg in der Lebensmittelzwickmühle Zöliakie-Betroffener können Catering-Unternehmen sein, die Senioreneinrichtungen mit glutenfreiem Essen beliefern.

Auch Familienangehörige, die für ihre betagten Familienmitglieder glutenfreie Lebensmittel einkaufen und in die Senioreneinrichtung bringen, sind eine Möglichkeit, die glutenfreie Ernährung von Seniorinnen und Senioren sicherzustellen.

Eine flexible Lösung, die nur in flexiblen Familienverbänden möglich ist kann nur eine Notlösung sein.

Die aktuelle Corona-Pandemie zeigt dies deutlich. Senioreneinrichtungen werden schnell zur Keimzelle von Covid-19. Das Virus greift am Stärksten die Alten und Schwachen in unserer Gesellschaft an. Die Folge, Senioreneinrichtungen werden zu Sperrgebieten, da Angehörige ihre Eltern und Großeltern nicht mehr besuchen dürfen.

Fatal für Zöliakie-Patienten, die auf die glutenfreie Versorgung ihrer Familienmitglieder angewiesen sind.

Die einzige Lösung für zöliakiebetroffene Seniorinnen und Senioren geeignete Ernährung in Einrichtungen zu gewährleisten, kann nur durch Informationsvermittlung in der Gesellschaft und durch den Dialog mit der Politik geschaffen werden.

Das Ziel muss sein, in ganz Deutschland eine glutenfreie Ernährung Zöliakie-Betroffener in stationären Einrichtungen zu gewährleisten. Dies ist ein weites Feld, sind neben Senioreneinrichtungen doch auch Kliniken, Schulen und Kindergärten betroffen.

Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft ist ein Selbsthilfeverein für Zöliakiebetroffene und vertritt die Interessen von über 40 000 Mitgliedern aller Altersstufen, beginnend bei Kleinkindern bis hin zu zahlreichen Seniorinnen und Senioren.

Ein glutenfreies Nahrungsangebot in stationären Einrichtungen ist ungemein wichtig und eines der Haupanliegen der Deutsches ZöliakieGesellschaft und ihrer Mitglieder. Als Selbsthilfeverein suchen wir den Dialog und die Unterstützung aller Politiker aller Parteien.

Es gibt viel zu tun!

Über Zöliakie:
Zöliakie ist eine Systemerkrankung, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber Gluten beruht. Gluten kommt vor allem in den Getreidearten Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste vor. Die über 800.000 Zöliakiebetroffenen in Deutschland müssen diese Getreidesorten ihr Leben lang strikt meiden, denn die glutenfreie Ernährung ist die einzige Therapie für ein beschwerdefreies Leben.

Weitere Informationen zum Thema Zöliakie gibt es bei der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e.V. (DZG) unter www.dzg-online.de.

Über die DZG:
Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e.V. (DZG) ist eine Gemeinschaft für Zöliakiebetroffene mit Sitz in Stuttgart. Ziel der Organisation ist es, Betroffenen das Leben mit Zöliakie zu erleichtern und das öffentliche Bewusstsein für Zöliakie zu stärken. 1974 gegründet, zählt der Verein inzwischen über 40.000 Mitglieder.

Weitere Informationen über die DZG und ihre Arbeit unter www.dzg-online.de.