Google Home: Lauschen, sprechen, Licht ausknpisen

... und was kann er sonst noch?

Die Lautsprecher-Blende von Google Home lässt sich gegen eine schwarze oder eine kupfer­farbene auswechseln.

Seit August bietet Google seinen sprach­gesteuerten Laut­sprecher-Assistenten Google Home auch in Deutsch­land an. Beworben wird das 149-Euro-Gerät als Wissens­quelle und persönlicher Assistent, aber auch als Multimedia- und Smart-Home-Zentrale.

Im Schnelltest zeigt das schmucke Technikspielzeug allerdings auch, was es alles noch nicht kann.

Freihändig plaudern mit Google Assistant
In vielerlei Hinsicht ähnelt Google Home dem schon länger verfügbaren Gadget Amazon Echo - https://www.test.de/Amazon-Echo-und-Echo-Dot-Die-Gadgets-von-Amazon-im-Test-5103856-0/ - Wie Echo ist auch Google Home eine Lautsprecherbox mit eingebautem Mikrofon und WLan.

Auch Google Home wird mit Sprachbefehlen gesteuert und reagiert darauf mit synthetischer Sprachausgabe. Und auch hier dient das Ganze dem freihändigen, bild­schirmlosen Zugriff auf einen Online-Dienst, der schon länger fürs Smartphone verfügbar ist.

Geht es bei Amazons Echo um den Assistenz­dienst Alexa, soll der Nutzer über Google Home mit dem Dienst Google Assistant plaudern, der auf vielen modernen Android-Handys schon vorinstalliert ist und sich auf iPhones als App nachrüsten lässt.

Smartphone, Google-Konto und Stand­ort nötig
Bevor die Box einsatzbereit ist, muss sie eingerichtet werden. Das läuft über eine Smartphone-App, die ebenfalls Google Home heißt. Mit ihrer Hilfe verbindet der Nutzer die Laut­sprecherbox mit dem lokalen WLan und verknüpft sie mit seinem Google-Konto.

Unschön:
Ohne ein Google-Nutzerkonto lässt sich Google Home nicht verwenden.

 Zudem brauchte die Google-Home-App auf Android-Handys im Test Zugriff auf den Standort, um einen Google-Home-Lautsprecher einrichten zu können.

War die Stand­ort-Erkennung am Handy abgeschaltet oder der Home-App der Zugriff darauf verweigert, fand die App auch bei einer manuellen Gerätesuche den Laut­sprecher nicht und konnte ihn so auch nicht einrichten.

Google Home kann zuhören und sprechen ...
Ist die Einrichtung abge­schlossen, kann der Nutzer das Smartphone weglegen und Google Home mit Sprachbefehlen steuern. Damit sich das Gerät angesprochen fühlt, muss er seine Befehle und Anfragen mit „Okay, Google“ einleiten.

 Im Test funktioniert die Spracherkennung weitgehend problemlos.

Selbst mit Störgeräuschen im Hintergrund versteht Google Home in den meisten Fällen, was der Nutzer von ihm will. Seine Sprachausgabe klingt zwar nicht sehr natürlich, ist aber gut verständlich. Allerdings kam es im Test vereinzelt vor, dass der Assistent die Sprachen durcheinander­brachte und englische Phrasen wie „your location“ ins Gespräch einflocht. Vermutlich eine Kinderkrankheit.

... vorlesen und rechnen ...
Ein beliebter Sport unter frischgebackenen Besitzern sprachbasierter Assistenzsysteme ist es, sie erst einmal mit Wissensfragen aller Art zu bombardieren. Darauf ist der Google Assistant gut vorbereitet – schließlich ist sein Anbieter schon lange Markt­führer bei den Internet-Suchmaschinen.

So liest Google Home auf Lexikon-Fragen sinnvolle Passagen aus der Internet-Enzyklopädie Wikipedia vor und kann die Öffnungszeiten von Geschäften oder Verkehrs­verbindungen heraussuchen und aufsagen. Auch kann Google Home rechnen und einfache Sätze in andere Sprachen übersetzen.

... aber noch nicht alles nach­schlagen...
Doch wer Google Home auf diese Weise mit Fragen löchert, stößt auch auf Wissens- und Verständigungslücken.

So beantwortet der Lautsprecher zwar die Frage „Wie lange brauche ich mit dem Auto von Berlin nach Bielefeld?“ recht plausibel.

Doch auf Fragen wie „Gibt es derzeit einen Stau auf der Autobahn A2?“ weiß Google Home noch keine befriedigende Antwort. Und das, obwohl Googles Kartendienst ja auch aktuelle Informationen zur Verkehrslage bereithält.

Und auf die Frage, was heute Abend in einem bestimmten Kino läuft, nennt das Gerät nur einen der Filme beim Namen, ergänzt um ein wenig erhellendes „und vier weitere Filme“. Google-Suchergebnisse auf einem Bildschirm sind da informativer.

... und auch noch keine Mails schreiben
Noch auffälliger werden die Lücken, wenn man das Versprechen hinter dem Namen „Google Assistant“ wörtlich nimmt und Google Home als persönlichen Assistenten anspricht.

Einfache Aufgaben wie eine Weckfunk­tion erfüllt das Gerät schon gut und zuverlässig.

Doch wer mehr erwartet, bekommt derzeit noch häufig Antworten zu hören wie „Es tut mir leid, das Erstellen von Erinnerungen wird leider noch nicht unterstützt“, oder „Ich kann leider noch keine E-Mails versenden.“ Hier bleibt die Umsetzung von Google Assistant auf dem Google-Home-Lautsprecher noch deutlich hinter der Smartphone-Version zurück.

Vermutlich wird Google den Funktionsumfang des Lautsprechers in diese Richtung noch erweitern.

Es kann Musik besser steuern als selber spielen...
Auch der Einsatz als Musikspieler hat seine Grenzen. So ist die Liste unterstützter Musikdienste recht überschaubar: Neben Googles eigenem Streaming-Angebot Google Play Musik sind nur die Dienste Spotify und Deezer sowie das Internetradio-Verzeichnis TuneIn vertreten.

Zwar lässt sich Google Home seit einem Update auch direkt als Bluetooth-Laut­sprecher einsetzen. Doch das Ergebnis klingt ziemlich bescheiden.

Der verbaute Lautsprecher taugt klanglich allenfalls für den Einsatz als Küchenradio zum Nachrichtenhören, nicht aber zum Musikgenuss.

Und das Gerät hat keine Audio-Ausgänge.
Es lässt sich also nicht zur Verbesserung des Klanges an eine Stereoanlage anschließen.

Da ist es wohl sinnvoller, Google Home zur Fernsteuerung von besser klingenden WLan-Lautsprecher und -Konnektoren zu nutzen. Das funktioniert, wenn die Ausspieler Googles Chrome­cast-Technik unterstützen.

... und auf Zuruf das Licht ausknipsen
Auf Zuruf das Licht ein- und ausschalten oder vernetzte Heizkörper regulieren – auch das soll mit Google Home möglich sein. Das setzt natürlich ein vernetztes Zuhause mit kompatiblen Smart-Home-Komponenten voraus.

Wir haben es exemplarisch mit einer vernetzten LED-Lampe von Philips getestet: Befehle wie “Okay Google, mach im Badezimmer das Licht aus“ konnte Google Home problemlos umsetzen. Eine andere Frage ist natürlich, wer so etwas tatsächlich braucht.

Spion im Wohnzimmer
Ein Gerät, das ständig in den Raum hineinhorcht, ob es von jemandem angesprochen wird, weckt Misstrauen. Belauscht Google über den smarten Lautsprecher etwa auch Gespräche, die nicht für seine virtuellen Ohren bestimmt sind?

Wir haben den Datenstrom von Google Home analysiert und können in diesem Punkt Entwarnung geben: Größere Datenmengen versandte das Gerät im Test nur dann, wenn vorher die Signalworte „Okay Google“ erklangen.

Zwar schickt es im Standby-Betrieb ab und an eine geringe Datenmenge mit Systeminfos und Positions­daten nach Hause – das größere Datenschutzproblem ist aber wohl ein anderes: Google Home funktioniert nur mit einem Google-Konto.

Wer das Gerät nutzt, muss sich daher im Klaren sein:
All seine Anfragen können mit diesem Konto verknüpft werden. Daraus ließe sich ein detailliertes Persönlichkeitsprofil erstellen. Genau wie aus Google-Suchen am PC oder Smartphone, wenn der Nutzer zugleich bei Google angemeldet ist.

Fazit: Noch einiges zu lernen
Google ist mit seiner Such­maschine, seinem mobilen Betriebs­system Android und seinem Online-Werbenetzwerk ohnehin schon fast allgegenwärtig. Nicht jeder wird diesen Anbieter darum mit Google Home noch tiefer in sein Leben hereinbitten wollen.

Wer damit kein Problem hat, könnte durchaus Gefallen daran finden, sich daheim von einem solchen Assistenten auf Zuruf informieren und umsorgen zu lassen.

Google Home zeigt hierfür vielversprechende Ansätze.
Besonders die Sprachsteuerung klappt schon beein­druckend gut. Doch um wirk­lich als universaler Alltags­assistent dienen zu können, muss Google Home noch einiges dazu­lernen.

Quelle:
Stiftung Warentest.de