Schwelle zum sanften Licht

Architekturstudierende der FH Münster traten im Wettbewerb um besten Entwurf für die neue Palliativstation am Herz-Jesu-Krankenhaus an

ine Terrasse wäre schön, um mit den Patienten an die Sonne gehen zu können. Diesen Wunsch für die neue Palliativstation des Herz-Jesu-Krankenhauses in Münster-Hiltrup hatte der Krankenpfleger Jens Stegemann beim Start des großen Projekts geäußert – seit vielen Jahren betreut er dort Schwerstkranke und kennt deren Bedürfnisse. Der Entwurf, der nun beim Wettbewerb am Fachbereich Architektur der FH Münster, der Münster School of Architecture (MSA), auf Platz eins landete, hat eine Terrasse. Und noch viel mehr.

Denn im Siegerentwurf der Masterstudierenden Jan Bröker, Shari Brunsmann und Juan González Blanco ist der Titel des Wettbewerbs „Schwelle zum sanften Licht“ Programm: Das Sonnenlicht fällt durch die Oberlichter, an den reflektierenden Außenwänden spiegeln sich Bäume und Wolken. Jedes Patientenzimmer hat 25 Quadratmeter mit eigener Nasszelle. Es gibt einen „Raum der Stille“ für Personal und Angehörige – als Rückzugsort und um Abschied nehmen zu können.

Als einziges von 14 Teams hat das Trio die Station auf einer einzigen Ebene angesiedelt. Ein Pluspunkt, so Bröker, den auch die Jury um Dieter Sieger zu schätzen wusste.Diese Kompaktheit, so das Feedback, harmoniere mit der „Sanftheit“ des Sonnenlichts und den reizarmen Materialien – die Dachkonstruktion ist aus Holz. „Für einen realen Partner aus der Praxis arbeiten zu können, war für uns etwas Besonderes“, sagte Shari Brunsmann nach der Preisverleihung. Und besonders schön sei es natürlich, wenn die Ideen tatsächlich umgesetzt würden.

Dem Wettbewerb waren mehrere Teilprojekte vorangegangen, die der Verein Domfreunde, der das ganze Vorhaben unterstützt – allen voran deren Vorsitzender Dr. Stefan Nacke und Geschäftsführer Peter Glahn –, angestoßen hatte: Eine studentische Projektgruppe des Fachbereichs Wirtschaft hat unter der Leitung von Prof. Dr. Olaf Arlinghaus ein Konzept entwickelt, das die Finanzierung für den Bau der Station ermöglicht.

Und für die Anforderungen aus gesundheitswissenschaftlicher und pflegerischer Sicht kam der Fachbereich Gesundheit ins Spiel. Und mit Prof. Dr. Rüdiger Ostermann und Prof. Dr. Claudia Oetting-Roß haben Studierende in enger Absprache mit den Beteiligten des Krankenhauses die Kriterien definiert, die für Patienten und Angehörige sowie das Krankenhauspersonal von Bedeutung sind.

Die zwei wichtigsten Aspekte seien, so Oetting-Roß, „Lebensqualität zu geben und ein Gefühl von Geborgenheit“ – mit Hilfe der architektonischen Umgebung.

Bewaffnet mit einer langen Liste von Anforderungen, auch aus einem Workshop mit dem Palliativteam des Krankenhauses, konnten die Masterstudierenden dann richtig loslegen im Seminar „Schwelle zum sanften Licht“ unter Leitung von Prof. Kazu Blumfeld Hanada. „Die gedankliche Vertiefung in das Thema Palliative Care ist dem preisgekrönten Team besonders gut gelungen“, lobt er das Trio. Dr. Wolfgang Clasen, Chefarzt der Palliativstation am Herz-Jesu-Krankenhaus zeigte sich mehr als zufrieden mit den Ergebnissen:

„Es war sehr eindrucksvoll und berührend, wie tiefgehend und verständig die jungen Architekten sich mit dem Thema Palliativmedizin beschäftigt haben. Herausgekommen sind durch die Bank Entwürfe auf sehr hohem Niveau.“ Nun gelte es zu klären, ob und wie der Entwurf des Neubaus auf der dafür vorgesehenen Dachfläche möglich und mit dem alten Bestand harmonisch kombinierbar sei.

Für Domfreund Glahn ist ein entscheidender Meilenstein vollbracht. „Zum ersten Mal sind konkrete Entwürfe für die neue Palliativstation mit atmosphärischer Visualisierung vorhanden – dadurch können wir die Idee in der Öffentlichkeit bekannter machen und noch effektiver finanzielle Quellen akquirieren.“

Dass „viele Köche den Brei verderben“, trifft für dieses Mammutprojekt nicht zu. „Alle Beteiligten bringen ihr Know-how ein – das macht den Erfolg aus“, sagt FH-Präsidentin Prof. Ute von Lojewski und freut sich, dass die interdisziplinäre Expertise der Hochschule einen solchen Stellenwert hat.

Zum Thema: Das Projekt Neubau Palliativstation des Herz-Jesu-Krankenhauses Münster-Hiltrup startete auf Initiative des Vereins Domfreunde Münster e.V.– mit interdisziplinärer Unterstützung der FH Münster.

Studierende des Fachbereichs Wirtschaft entwickelten Konzepte für die Finanzierung, Design-Studierende kreierten ein Kampagnenlogo, der Fachbereich Gesundheit steuerte die notwendigen Kriterien für eine Palliativstation bei. Danach hatten MSA-Studierende im Seminar bei Prof. Victor Mani erste Ideen für die architektonische Umsetzung entwickelt.

Für den aktuellen Wettbewerb „Schwelle zum sanften Licht“ vergab die Jury einen 1., 2. und 3. Platz und spontan zwei Anerkennungspreise.

Die Jurymitglieder waren Designer Dieter Sieger als Vorsitzender, Prof. Kazu Blumfeld Hanada, die Architekten Prof. Peter Wilson und Prof. Martin Korda, Dr. Wolfgang Clasen, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Herz-Jesu-Krankenhaus, Elke Bertels-Janett, Leiterin der Palliativstation, Tobias Krüer vom Krankenhausträger St. Franziskus-Stiftung Münster und Dr. Ulrich Müller, Vorsitzender des Fördervereins Herz-Jesu-Krankenhaus.
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Links:
•    Das Masterstudium an der MSA  - https://www.fh-muenster.de/fb5/studieninteressierte/master/ma-studium_neu-2018.php
•    Prof. Kazu Blumfeld Hanada - https://www.fh-muenster.de/fb5/departments/entwerfen/blumfeld_hanada/index1.php