Das Gehirn spart nicht gerne

Unser Gehirn liebt die kurzfristige Belohnung. Denn in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit ging es immer zunächst darum, im Hier und Jetzt zu überleben.

Bedürfnisse wie Hunger oder Durst versuchen wir deshalb, möglichst sofort zu befriedigen. Danach schüttet unser Gehirn Dopamin und weitere Botenstoffe aus, die eine sofortige Belohnung und das Verlangen nach mehr signalisieren. Das fühlt sich gut an.

Sparen und in die Zukunft Investieren hingegen liegen nicht in der Natur des Menschen.

Die Wirtschaftspsychologin Prof. Dr. Mira Fauth-Bühler von der FOM Hochschule in Stuttgart erklärt, wie wir trotzdem langfristige Sparziele erreichen können. Wer ein solches Ziel anstrebt, muss „Impulse, die eine sofortige Belohnung versprechen, unterdrücken.

Diese Fähigkeit wird von einem entwicklungsgeschichtlich jungen Hirnbereich gesteuert, dem präfrontalen Kortex“, so Fauth-Bühler.

Dieser Teil unseres Gehirns ist erst mit Mitte 20 voll funktionstüchtig.

Es geht also um einen „Kampf“ zwischen Belohnungssystem und Kontrollzentrum.

Schöne Dinge lassen unser Belohnungssystem Dopamin ausschütten

So entsteht das Verlangen. „Gleichzeitig muss der Verlust des Geldes gegengerechnet werden“, so die Wirtschaftspsychologin.

Dabei wird ein anderer Bereich des Gehirns aktiv, die Inselrinde, die auch für die Schmerzverarbeitung zuständig ist.

Empfindet man einen Preis schmerzhaft hoch, wird der Kauf weniger wahrscheinlich.

Da Frauen einen größeren präfrontalen Kortex besitzen als Männer, können sie riskante und impulsive Käufe besser unterdrücken.

„Dies könnte ebenfalls evolutionsbiologisch erklärbar sein, da Frauen früher beispielweise Vorräte für die Versorgung der Kinder anlegen mussten, während die Männer draußen in der Wildnis jagten“, wie Fauth-Bühler ausführt.

Tipps, wie das Sparen gelingen kann:

• Mit einem klaren Plan einkaufen gehen.

• Nicht kaufen, um negative Emotionen zu regulieren.

• Sich bei der Kauf-Entscheidung Zeit nehmen, aktiviert den präfrontalen Kortex.

• Nicht bargeldlos oder dem Smartphone einkaufen, weil dabei das „Schmerzempfinden“ zum Teil entfällt.

• Besser im Laden shoppen als online. Online ist die Gefahr größer, die Kontrolle zu verlieren und Dopaminkicks in kurzen Zeitabständen zu erzeugen.

Quelle:
https://www.fom.de/2022/juni/unser-gehirn-ist-nicht-auf-sparen-ausgerichtet.html