Behinderungsprogression bei MS rascher mit Adipositas

Behinderungsgrad schreitet signifikant rascher bei Adipositas voran

Die Therapie der MS sollte auch Gewichtsmanagement einschließen, zeigte eine longitudinale Kohortenstudie mit über tausend Patienten. So schreitet der Behinderungsgrad bei Patienten mit MS und Adipositas rascher voran als bei MS-Patienten mit niedrigerem BMI.

Adipositas, so zeigten frühere Studien, erhöht das Risiko für die Entwicklung einer Multiplen Sklerose (MS). Welche Rolle starkes Übergewicht aber auf die Behinderungsprogression bei MS hat, ist bislang weniger gut untersucht.

Wissenschaftler untersuchten dies nun in Deutschlang mit einer landesweiten longitudinalen Kohortenstudie (German National MS cohort).

Starkes Übergewicht und MS: Auch relevant für den EDSS-Score?

Personen mit neu-diagnostizierter MS wurden in die Studie aufgenommen. Die Entwicklung des Behinderungsgrads der Patienten wurde anhand des EDSS-Scores (Expanded Disability Status Scale) ermittelt.

Darüber hinaus analysierten die Autoren Rückfallraten, Befunde aus bildgebenden Daten (Magnetresonanztomographie, MRT) und die jeweilige Immuntherapie zu Beginn sowie nach 2, 4 und 6 Jahren. Krankheitsverläufe wurden zwischen Personen mit Adipositas (body mass index, BMI ≥ 30 kg/m2) und Personen ohne Adipositas (BMI < 30 kg/m2) verglichen.

Deutschlandweite longitudinale Kohortenstudie mit 1 066 Patienten

Insgesamt 1 066 Personen mit neuer MS-Diagnose nahmen an der Untersuchung teil.

Das Vorliegen einer Adipositas zum Zeitpunkt des MS-Beginns ging mit einem höheren Behinderungsgrad zu Beginn sowie nach 2, 4 und 6 Jahren einher (p < 0,001). Im Schnitt (Median) dauerte es bei Patienten mit Adipositas 0,99 Jahre, bis sie einen EDSS von 3 erreichten.

Bei nicht-adipösen Personen dauerte es hingegen im Mittel 1,46 Jahre. Das Risiko, einen EDSS von 3 innerhalb von 6 Jahren zu erreichen, war bei Personen mit Adipositas signifikant erhöht im Vergleich zu nicht-adipösen Personen, selbst nach Berücksichtigung von Faktoren wie Geschlecht, Alter und Raucherstatus (Hazard ratio, HR: 1,87; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,3 – 2,6; p < 0,001).

Dieser Zusammenhang war darüber hinaus unabhängig von den jeweils eingesetzten krankheitsmodifizierenden Therapien. Adipositas war jedoch nicht signifikant mit einer höheren Rückfallrate assoziiert. Auch die Zahl der kontrastverstärkten Läsionen im MRT bzw. die Läsionslast in der T2-gewichteten MRT-Untersuchung über 6 Jahre war nicht mit Adipositas assoziiert.

Behinderungsgrad schreitet signifikant rascher bei Adipositas voran

Der Schweregrad einer MS ist demnach durch Adipositas zum Zeitpunkt der MS-Diagnose nachhaltig beeinflusst. Speziell der Behinderungsgrad schreitet rascher bei adipösen als bei nicht-adipösen MS-Patienten voran. Die Therapie der MS sollte demnach auch Gewichtsmanagement einschließen, um den klinischen Verlauf der MS besser bremsen zu können.

 © Alle Rechte:
DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom

Original Titel:
Association of obesity with disease outcome in multiple sclerosis

Autor:
Lutfullin I, Eveslage M, Bittner S, Antony G, Flaskamp M, Luessi F, Salmen A, Gisevius B, Klotz L, Korsukewitz C, Berthele A, Groppa S, Then Bergh F, Wildemann B, Bayas A, Tumani H, Meuth SG, Trebst C, Zettl UK, Paul F, Heesen C, Kuempfel T, Gold R, Hemmer B, Zipp F, Wiendl H, Lünemann JD; German Competence Network Multiple Sclerosis (KKNMS). Association of obesity with disease outcome in multiple sclerosis. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2023 Jan;94(1):57-61. doi: 10.1136/jnnp-2022-329685. Epub 2022 Nov 1. PMID: 36319190; PMCID: PMC9763191.