Lungenkrebs: Wertvolle Behandlungszeit gewinnen

Radiologen der Universitätsmedizin Frankfurt zeigen in einer Studie, dass ein bestimmter MRT-Wert schon früh Hinweise zu Therapiechancen bei der Lungenkrebsbehandlung geben kann.

Lungenkrebs ist das onkologische Leiden, an dem weltweit die meisten Menschen sterben. Zudem ist die Lunge am zweithäufigsten von Metastasen anderer Krebserkrankungen betroffen. Fünf Jahre nach dem Ende ihrer Behandlung leben nur noch 15 Prozent der Patienten mit primärem Lungenkrebs und 46 Prozent derjenigen mit Lungenmetastasen.

Neben chirurgischen Eingriffen und systemischer Chemotherapie werden auch lokal begrenzte Formen der Chemotherapie eingesetzt, um die Krankheit zu bekämpfen – beispielsweise um den oder die Tumoren vor einer Operation zu verkleinern oder den Krebs möglichst lange klein zu halten, wenn eine Heilung nicht absehbar ist.

Schnellere Therapieentscheidungen

Der Erfolg dieser Behandlungen wird üblicherweise daran gemessen, wie sich die Größe der Läsionen, also der lokalen Tumorherde, entwickelt hat.

Eine Forschergruppe um Prof. Thomas Vogl, Direktor des Instituts für Interventionelle und Diagnostische Radiologie am Universitätsklinikum Frankfurt, hat nun gezeigt, dass sich dank sogenannter Diffusions-gewichteter Bildgebung (DWI) schon früher in der Therapie Hinweise darauf finden lassen, ob der Krebs auf sie anspricht.

So können Ärzte schneller reagieren und die Behandlung anpassen oder abbrechen. Zudem sind für diese Form der Bildgebung keine Kontrastmittel notwendig, sie ist also sicherer. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im renommierten Journal of Vascular and Interventional Radiology veröffentlicht.

Tumorüberwachung mittels Wassermolekülen

Bei der DWI werden – vereinfacht gesagt – die Bewegungen von Wassermolekülen (Diffusion) beobachtet und ein sogenannter Diffusionskoeffizient (engl. apparent diffusion coefficient, ADC) berechnet. In bösartigem Gewebe ist die Beweglichkeit der Moleküle üblicherweise eingeschränkt, der Diffusionskoeffizient niedrig.

Die Frankfurter Wissenschaftler haben in der aktuellen Studie den ADC von Patienten sowohl mit primärem Lungenkrebs als auch mit Metastasen in der Lunge geprüft. Sie untersuchten ihn vor der Behandlung mit einer lokal-regionalen Chemotherapie und nach der ersten von bis zu sechs Sitzungen.

Im Anschluss an die Therapie haben sie betrachtet, wie sich die jeweiligen Läsionen hinsichtlich ihrer Größe entwickelt haben und ob diese Entwicklung anhand des gemessenen ADC absehbar waren.

Hohe Aussagekraft bei primärem Lungenkrebs

Bei den Patienten mit primärem Lungenkrebs zeigten sich ein starker Zusammenhang zwischen der Veränderung von ADC und Tumorvolumen sowie ein sehr starker Zusammenhang zwischen ADC und Tumordurchmesser.

Bei den Patienten mit Metastasen in der Lunge war der Zusammenhang zwischen ADC und Tumorvolumen schwach und zwischen ADC und Tumordurchmesser sehr schwach.

Über alle Patienten betrachtet waren die Korrelationen moderat. Vor allem bei primärem Lungenkrebs lässt sich der ADC also gut nutzen, um den Behandlungserfolg und auch die Prognose der Patienten vorherzusagen.

Ziel sind klare Prognosewerte

Andere Studien zum prognostischen Wert des ADC konnten bereits zeigen, dass dieser von der Krebsart abhängt. Dies könnte die insgesamt schwache Korrelation zwischen ADC und Tumorentwicklung bei den untersuchten Patienten mit Metastasen erklären. Diese Metastasen stammten von verschiedenen Krebsarten, die Genauigkeit des ADC zur Prognose variierte innerhalb der Gruppe sehr.

In zukünftigen Studien müssen diese Zusammenhänge genauer erforscht werden. Außerdem müssen hierbei Grenzwerte für die Prognose mittels ADC festgelegt werden: Wie hoch ist jeweils der ADC, wenn die Krebserkrankung unter der Therapie wahrscheinlich zurückgehen, sich stabilisieren oder fortschreiten wird?

Das Ziel künftiger Forschung ist, frühzeitig Prognosefunktionen zu finden für die Vorhersage des Ansprechens auf eine regionale Therapie.

Quelle:
Mitteilung des Universitätsklinikums Frankfurt vom 6. Januar 2020