Endlich wieder nach vorne schauen

Brustrekonstruktion nach Krebserkrankung

Diagnose Brustkrebs – für Frauen gibt es kaum eine schlimmere Nachricht.

Doch dank des medizinischen Fortschritts lassen sich mittlerweile viele Brustkrebserkrankungen erfolgreich behandeln und die Prognosen fallen immer besser aus. Der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. zufolge sinkt die Zahl der Patientinnen, die an der Erkrankung sterben, kontinuierlich, obwohl die Anzahl der Erkrankungen steigt.

Eine erfolgreiche Behandlung setzt eine vollständige Zerstörung des Tumors voraus, die meist operativ erfolgt. Mediziner versuchen dabei oftmals brusterhaltend zu operieren, doch nicht allen Frauen bleibt eine teilweise oder vollständige Brustamputation erspart.

Eine solche Amputation stellt für Betroffene eine gravierende physische und psychische Belastung dar, die das Leben vollständig verändert. Manche fühlen sich nicht mehr als Frau, doch auch körperliche Beschwerden wie Schulter- und Rückenschmerzen können entstehen.

„Nach einer Amputation ist es Patientinnen mittlerweile freigestellt, sich einem Rekonstruktionseingriff zu unterziehen. Unterschiedliche Methoden, wie die Implantation eines Silikonkissens oder der Aufbau mit Eigengewebe, stehen dafür zur Verfügung.

Betroffene Frauen sollten sich ausführlich beraten und sich mit der Entscheidung ausreichend Zeit lassen. Eine OP kann sowohl direkt nach der Amputation als auch noch Jahre danach erfolgen“, erklärt Dr. Lijo Mannil, Chefarzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Klinik für Chirurgie V am St. Vinzenz-Hospital Köln.

Mit Eigengewebe natürliches Ergebnis erzielen
Mediziner können die weibliche Brust nach einer erfolgten Amputation mithilfe von Eigengewebe wieder aufbauen. „Bei diesem Eingriff erfolgt eine Verpflanzung von durchblutetem Gewebe samt Gefäßversorgung aus Unterbauch, Gesäß oder Rücken.

Dabei wird mithilfe eines Operationsmikroskops beispielsweise die am Bauch entnommene DIEP-Lappenplastik an die bestehenden Brustwandgefäße mikrochirurgisch angeschlossen“, erläutert Dr. Mannil die medizinischen Hintergründe.

Bei der Brustrekonstruktion mit Eigengewebe können zunächst mehr Komplikationen auftreten als beim Einsetzen eines Implantates, weil es sich hierbei um eine aufwendigere und intensivere Operation handelt. Zudem entstehen bei dieser Art von Eingriff weitere Narben, und zwar an den Stellen, an denen die Gewebeentnahme stattfindet.

„Vorteile liegen in der Natürlichkeit sowie Dauerhaftigkeit des Ergebnisses. So verändert sich die Brust bei Schwankungen des Körpergewichts mit. Außerdem treten bei einer möglicherweise notwendigen Strahlentherapie weniger Probleme auf“, so Dr. Mannil.

Brustrekonstruktion mit Implantaten
Alternativ erfolgt die Brustrekonstruktion mit Implantaten. Oftmals muss vor Einsetzen des Implantates jedoch erst einmal die Dehnung der Haut sowie der Muskeln erfolgen. Dies geschieht mithilfe eines Gewebeexpanders, der zunächst unter den Muskel eingesetzt und anschließend sukzessive von außen mit Kochsalzlösung befüllt wird.

Dieser Vorgang nimmt meist einige Monate in Anspruch. Anschließend erfolgt ein Austausch des Expanders gegen das dauerhafte Kissen. Bei diesem Schritt können Mediziner Form und Lage des Implantates noch individuell anpassen. Eine weitere Operationsalternative stellt der netzgestützte Wiederaufbau dar.

Hierbei kommt entweder ein Kunststoffnetz oder eine sogenannte azelluläre Matrix, also eine sterile Schweine- oder Rinderhaut, zum Einsatz.

Im Laufe der Zeit überwachsen die körpereigenen Zellen dann das eingesetzte Netz, das die Aufgabe hat, den Brustmuskel zu stärken, um somit ein Absacken zu vermeiden.

„Prinzipiell gilt es, in Abhängigkeit vom Krankheitsbild, für jede Patientin eine individuelle Lösung zu finden, damit sie mit der schweren Erkrankung abschließen und wieder positiv nach vorne schauen kann. Dabei müssen sich die betroffenen Frauen der Tatsache bewusst sein, dass eine Rekonstruktion in der Regel keine medizinische Notwendigkeit darstellt und sie auch ohne diesen Eingriff ein erfülltes und gesundes Leben führen können“, teilt Dr. Mannil abschließend mit.
 
Weitere Informationen unter www.vinzenz-hospital.de