Fatigue oft ein Langzeitproblem
... auch nach überstandener Krebserkrankung
Im Zusammenhang mit COVID-19 haben viele erstmals von Fatigue gehört: einer belastenden Erschöpfung und Müdigkeit, die sich auch durch Ruhephasen nicht wesentlich ändert. Fatigue war jedoch in der Medizin vorher schon bekannt – vor allem im Zusammenhang mit Krebserkrankungen.
Nach einer neuen Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) leidet rund ein Drittel aller Langzeitüberlebenden von Brust-, Prostata- oder Darmkrebs auch 5 bis 16 Jahre nach der Diagnose unter ausgeprägter Fatigue.
Die Deutsche Fatigue Gesellschaft bezeichnet Fatigue als einen körperlichen, geistigen und seelischen Erschöpfungszustand, der infolge oder zusammen mit Krebs oder anderen chronischen Erkrankungen vorkommt. Er tritt unabhängig von Belastungen auf, Ruhe- und Schlafphasen bringen keine Erholung.
Fatigue gehört zu den häufigsten Spätfolgen einer Krebserkrankung.
Während der aktiven Therapie tritt sie bei bis zu 85 Prozent der Patientinnen und Patienten auf. Bisher ging man davon aus, dass sich die Beschwerden mit Abschluss der Behandlung allmählich zurückbilden. Aktuelle Studienergebnisse belegen jedoch, dass die Fatigue bei vielen Überlebenden auch nach Abschluss der Therapie über Jahre bestehen bleibt oder erneut auftritt. Demnach berichten rund 34 bis 39 Prozent der Betroffenen über anhaltende Erschöpfungssymptome.
Besonders häufig betroffen waren jüngere Überlebende, Personen mit niedriger Bildung, depressive Patientinnen und Patienten sowie solche mit mehreren Begleiterkrankungen.
Auch Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht und Rauchen trugen wesentlich zur Fatigue bei. Eine ausgeprägte Fatigue – insbesondere körperlicher Art – war mit einem bis zu 2,4-fach erhöhten Sterberisiko verbunden.
„Langzeitüberlebende brauchen langfristige Betreuungskonzepte, die psychosoziale, körperliche und medizinische Aspekte integrieren“, erklärt Volker Arndt vom DKFZ, Seniorautor der Studie. „Eine wirksame Fatigue-Therapie könnte nicht nur die Lebensqualität deutlich verbessern – sondern möglicherweise auch die Überlebenschancen erhöhen.“
Quelle:
Deutsches Grünes Kreuz e.V. - www.dgk.de
https://deutsche-fatigue-gesellschaft.de/fatigue/was-ist-fatigue/
https://cfc.charite.de/fuer_patienten/post_covid/
Originalpublikation:
Melissa S. Y. Thong, Daniela Doege, Lena Koch-Gallenkamp, Heike Bertram, Andrea Eberle, Bernd Holleczek, Alice Nennecke, Annika Waldmann, Sylke Ruth Zeissig, Ron Pritzkuleit, Elmar Brähler, Hermann Brenner and Volker Arndt: Fatigue in long-term cancer survivors: prevalence, associated factors, and mortality. A prospectivepopulation-based study.
British Journal of Cancer 2025, DOI https://doi.org/10.1038/s41416-025-03116-z