Risikofaktor Übergewicht

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 26.000 Frauen und 33.000 Männer erstmals an Darmkrebs.

Bei Frauen ist Darmkrebs die zweithäufigste Tumorerkrankung nach Brustkrebs, bei Männern die dritthäufigste nach Prostatakarzinomen und Lungenkrebs.

Übergewicht ist bei einer ganzen Reihe von Krebserkrankungen, beispielsweise auch bei Gebärmutter- und Nierenkrebs als Risikofaktor bekannt. Doch bisher wurde dieser Zusammenhang beim Darmkrebs wahrscheinlich deutlich unterschätzt. Das haben Forschende am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) nachgewiesen.

Bei Darmkrebs gingen bisherige Schätzungen davon aus, dass adipöse Menschen ein um etwa ein Drittel höheres Erkrankungsrisiko haben als normalgewichtige.

„Allerdings wurde bei diesen Untersuchungen bislang nicht berücksichtigt, dass viele Betroffene in den Jahren vor ihrer Darmkrebsdiagnose an Gewicht verlieren“, sagt Hermann Brenner, Epidemiologe und Präventionsexperte am Deutschen Krebsforschungszentrum. „Das hat dazu geführt, dass der Risikobeitrag von Übergewicht in vielen Studien deutlich unterschätzt worden ist.“

Ausgewertet wurden die Daten von fast 12.000 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern, die zum Diagnosezeitpunkt nicht nur ihr aktuelles Körpergewicht angegeben haben, sondern auch das, was sie bei ihren früheren runden Geburtstagen hatten.

Hier zeigte sich ein starker Zusammenhang zwischen Übergewicht und der Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken, der acht bis zehn Jahre vor der Diagnose am stärksten ausgeprägt war.

Diejenigen, die in diesem Zeitraum ein hohes Übergewicht auf die Waage brachten, erkrankten doppelt so häufig wie Normalgewichtige an Darmkrebs.

Auffallend viele der von Darmkrebs betroffenen Personen in der Studie hatten vor der Diagnose unbeabsichtigt an Gewicht verloren. Ein unbeabsichtigter Gewichtsverlust von zwei Kilo oder mehr innerhalb von zwei Jahren vor der Diagnose (bzw. vor dem Studieneintritt) kam bei den von Krebs betroffenen Patientinnen und Patienten 7,5-mal häufiger vor als bei den Personen aus der Kontrollgruppe. „In diesem Zeitraum ist der Krebs schon da, aber noch nicht durch Symptome aufgefallen.

Hausärzte sollten ihre Patienten daher regelmäßig nach unbeabsichtigtem Gewichtsverlust fragen“, appelliert Brenner, denn der „könnte auch ein früher Hinweis auf andere Krebsarten oder andere Erkrankungen sein.“

Quellen:
https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2023/dkfz-pm-23-25-uebergewicht-als-Risikofaktor-fuer-Darmkrebs-bislang-unterschaetzt.php

Krebsinformationszentrum: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/darmkrebs/index.php

Zentrum für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Krebs_gesamt/krebs_gesamt_node.html

Originalpublikation:
Marko Mandic, Fatemeh Safizadeh, Tobias Niedermaier, Michael Hoffmeister, Hermann Brenner:
Association of Overweight, Obesity, and Recent Weight Loss With Colorectal Cancer Risk.
JAMA Network Open. 2023, doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.955