Therapiewahl bei einem lokal begrenzten Prostatakrebs – Mitentscheiden lohnt sich

Sich bei mehreren Möglichkeiten für eine Therapie zu entscheiden, ist nicht immer leicht und oftmals fühlen sich Patienten überfordert, wenn ihnen die Wahl überlassen wird.

Dennoch lohnt es sich, bei der Therapiewahl aktiv mitzuentscheiden, wie die vorliegende Studie zeigte. Männer, die aktiv darüber mitentschieden, wie der lokal begrenzte Prostatakrebs behandelt werden sollte, waren nämlich bezüglich der Therapiewahl seltener unentschlossen und bereuten diese seltener als Patienten, die die Entscheidung allein dem behandelnden Arzt überließen.

Viele Patienten wollen über den Therapieweg, den sie einschlagen, selbst entscheiden.

Es gibt jedoch auch Patienten, die sich unwohl, unsicher oder überfordert fühlen, wenn sie selbst eine Entscheidung treffen sollen. Sie überlassen somit die Entscheidung lieber komplett dem behandelnden Arzt.

Doch wie sieht das speziell bei Prostatakrebs-Patienten aus, bei denen der Tumor noch auf die Prostata beschränkt ist?

Entscheidet diese Patientengruppe selbst darüber, welcher Therapie sie sich unterziehen? Und welche Auswirkungen hat es, wenn der Patient aktiv bei der Therapiewahl mitwirkt? Dies untersuchte nun Wissenschaftler aus den Niederlanden.

Wissenschaftler befragten Männer mit einem lokal begrenzten Prostatakrebs

Die Wissenschaftler befragten insgesamt 454 Männer, die erst kürzlich mit der Diagnose Prostatakrebs konfrontiert wurden. Eine Voraussetzung für die Teilnahme an der Studie war, dass der Tumor noch auf die Prostata beschränkt war, dass der Krebs nicht sehr aggressiv war (Gleason-Score: ≤ 7) und das der PSA (prostataspezifisches Antigen)-Wert höchstens bei 20 ng/ml lag.

Die Patienten füllten vor dem Therapiebeginn einen Fragebogen aus. Diesen wiederholten sie 3, 6 und 12 Monate nach der Behandlung.

Die meisten Patienten wirkten aktiv bei der Therapiewahl mit

Die Auswertung der Fragebögen ergab, dass die meisten Patienten (393 Patienten, 87 %) aktiv bei der Entscheidung, wie weiter vorgegangen werden sollte, mitwirkten. 17 % aller Männer (78 Patienten) waren mit ihrer Entscheidungsgewalt jedoch unzufrieden. Sie berichteten, dass sie entweder mehr oder weniger in die Entscheidung miteinbezogen wurden als sie es sich gewünscht hätten.

Interessant war, dass die Patienten, die aktiv miteinbezogen wurden, mehr Wissen über den Prostatakrebs hatten, weniger unter Entscheidungskonflikten litten und seltener die Entscheidung bereuten.

Männer, die genauso viel bzw. genauso wenig bei der Entscheidung mitwirken mussten, wie sie es sich wünschten, mussten ebenfalls weniger Entscheidungskonflikte mit sich austragen – unabhängig davon, ob sie viel oder wenig Einfluss auf die Therapiewahl nahmen.

Männer, die aktiv darüber mitentschieden, wie der lokal begrenzte Prostatakrebs behandelt werden sollte, waren bezüglich der Therapiewahl seltener unentschlossen und bereuten diese seltener als Patienten, die die Entscheidung allein dem behandelnden Arzt überließen.

Dieser positive Effekt war unabhängig davon, ob die Patienten miteinbezogen werden wollten oder nicht.

Die Autoren der Studie empfehlen daher, dass alle Patienten unbedingt aktiv bei der Entscheidungsfindung mitwirken sollten.

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Original Titel:
Shared Decision-Making in Prostate Cancer Care: Encouraging every patient to be actively involved in decision-making, or ensuring patients' preferred level of involvement?

Autor:
van Stam MA, Pieterse AH, van der Poel HG, Bosch JLHR, Tillier C, Horenblas S, Aaronson NK. Shared Decision-Making in Prostate Cancer Care: Encouraging every patient to be actively involved in decision-making, or ensuring patients‘ preferred level of involvement? J Urol. 2018 Feb 28. pii: S0022-5347(18)42403-2. doi: 10.1016/j.juro.2018.02.3091.