Sommerkrankheit Harnsteine: Hitze begünstigt Ablagerungen

Zur Vorbeugung quälender Nierensteinen sollte in den heißen Sommermonaten auf eine deutlich erhöhte Trinkmenge und auf die hellgelbe Färbung des Urins geachtet werden.

Oft heißt es, in den Sommermonaten sei das Risiko, Harnsteine zu entwickeln, besonders groß. Aber stimmt das wirklich? „Ja, es gibt eine aktuelle wissenschaftliche Übersichtsarbeit zu dem Thema, die das deutlich zeigt“, erklärt Prof. Christian Seitz, Stellvertretender Leiter der urologischen Universität in Wien. „Zwölf von dreizehn Studien, die in die Arbeit eingeflossen sind, belegen eine Zunahme an Steinnachweisen oder Koliken bei steigenden Temperaturen.“

So kommt es zur Steinbildung Die Entstehung von Harnsteinen ist von mehreren Faktoren abhängig. Prinzipiell erhöht sich die Konzentration verschiedener steinbildender Stoffe im Urin. Steigt die Konzentration über einen bestimmten Schwellenwert, fallen Salzkristalle aus. Das kann man sich ähnlich vorstellen wie die die Salzkristallbildung in kleinen Meerwassertümpeln, bei denen – hier allerdings durch die Verdunstung des Wassers – die Konzentration des Meersalzes immer mehr steigt, bis Salzkristalle entstehen. Die Salze können sich zu „Steinen“ zusammenlagern. 

Doch was genau sind Harnsteine?
Harnsteine sind Ablagerungen, die sich in der Niere aus Kristallen bilden. Am häufigsten sind Ablagerungen aus Kalziumoxalaten. Sie machen etwa 70 Prozent aller Harnsteine aus. Weitere häufige Bestandteile sind Harnsäure, Kalziumphosphat, Magnesium-Ammonium-Phosphat oder Cystin.

An heißen Tagen geht von der aufgenommenen Flüssigkeitsmenge ein großer Anteil über Atmung und Schwitzen verloren. Dadurch verringert sich die Urinmenge, weil die Flüssigkeit abgezogen wird. In der Folge sind die löslichen Salze, die von den Nieren ausgeschieden werden, im Urin in höherer Konzentration vorhanden. Erkennbar ist dies an der dunkleren Farbe (dunkel gelb bis braun) des Urins. Die hohe Konzentration steinbildender Substanzen führt schließlich zum Ausfallen von Kristalle und zur Bildung von Steinen.

Im Sommer heißt es:
Trinken, trinken, trinken! Auch Gesunde sollten daher an heißen Sommertagen nicht nur auf eine deutlich erhöhte Trinkmenge achten, sondern auch auf die hellgelbe Färbung des Urins. Bei normalen Temperaturen und durchschnittlicher körperlicher Aktivität wird empfohlen, rund zwei Liter Flüssigkeit über den Tag verteilt zu trinken. Bei großer Hitze und/oder „schweißtreibender“ körperlicher Belastung muss die Trinkmenge deutlich mehr als zwei Liter betragen.

Unerträgliche Schmerzen bei Nierenkolik durch Harnsteine
Nicht bei jedem machen sich die Ablagerungen bemerkbar: „Nierensteine können völlig symptomlos sein“, stellt der Wiener Urologe fest. „Oft werden sie nur zufällig im Rahmen von immer häufiger durchgeführten Computertomogrammen entdeckt. Auch hinter widerkehrende Harnwegsinfekte stecken manchmal Harnsteine.“ Wenn sich die Lage der Steine ändert, können sie den Harnabfluss behindern. Dies kann zu der gefürchteten Nierenkolik mit starken bis hin zu als unerträglich empfundenen Schmerzen führen. 

Deutsche sind „steinreich“ In den vergangenen Jahren hat die Häufigkeit der Harnsteinerkrankung in den westlich geprägten Industrienationen deutlich zugenommen. In Deutschland hat sich die Häufigkeit von Neuerkrankungen seit Mitte der 1980er-Jahre verdreifacht. Die Gründe sehen Experten in veränderten Lebensumständen und modernen Ernährungsgewohnheiten. Übergewicht, Bewegungsmangel, Diabetes sowie fortgeschrittenes Lebensalter begünstigen die Kristallablagerungen in den Harnwegen. Am häufigsten tritt die Erkrankung zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf, wobei Männer im Verhältnis von 7:5 häufiger betroffen sind als Frauen. 

Was sind mögliche Ursachen für eine Harnsteinbildung?
Die Bildung von Harnsteinen kann verschiedene Ursachen haben, z.B. falsche Ernährung, Übergewicht, zu geringe Trinkmenge, Harnwegsentzündungen, Stoffwechselstörungen (z. B. Überfunktion der Nebenschilddrüse), Abflussbehinderungen oder anatomische Besonderheiten der ableitenden Harnwege (z. B. eine Verengung des Nierenbeckens) oder auch angeborene Stoffwechselerkrankungen.

Erneuter Steinbildung vorbeugen
Wer bereits einmal einen Harnstein entwickelt hat, hat ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko, erneut einen Stein zu entwickeln. Mediziner empfehlen zur Vorbeugung solcher Rückfälle, die Flüssigkeitszufuhr gleichmäßig über den Tag zu verteilen, um Konzentrationsspitzen steinbildender Substanzen im Harn zu vermeiden. Normales Leitungswasser und ungesüßte Tees sind dafür bestens geeignet. Verzichten sollte Betroffene grundsätzlich auf gezuckerte Limonaden, da sie das Risiko für die Entstehung von Nierensteinen erhöhen.

Neben ausreichender Flüssigkeitszufuhr dienen Bewegung, ein normales Körpergewicht und eine ausgewogene Ernährung der Prävention von Harnsteinerkrankungen. Wer zur Harnsteinbildung neigt, sollte den Konsum von Fleisch und Salz (nicht über 3g täglich) geringhalten.  

„Solche Maßnahmen sind jedoch allgemeiner Natur, sie müssen je nach Steinzusammensetzung und zugrundliegender Erkrankungen angepasst werden“, betont Seitz. 

Weitere Informationen erhalten Sie auch direkt beim Deutschen Grünen Kreuz e.V. unter www.dgk.de 


Quellen:
1. Warum entstehen im Sommer mehr Nierensteine? http://www.aerztekammer-bw.de/20buerger/30patientenratgeber/n_s/nierensteinesommer.html

2. Prof. Dr. Thomas Knoll, Dr. Arne Tiemann: Harnsteine: Das sollten Sie wissen; Patienteninformation  der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V., veröffentlicht am 23. November 2006, atualisiert am 06. April 2017

3. Ärzteblatt online vom 16. Juni 2015: Neue Leitlinie zur Volkskrankheit Harnsteine 4. S2kLeitlinie zur Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe der Urolithiasis (043/025) http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/043-025.html