Alter allein ist noch kein Risikofaktor für einen schweren Covid-19-Verlauf

Trotzdem werden hochbetagte Menschen zum Schutz vor dem Coronavirus isoliert.

Doch das kann ein neues Gesundheitsrisiko heraufbeschwören: Einsamkeit.

Spricht man in Coronazeiten über die Menschen, für die die größte Gesundheitsgefahr besteht, werden als erstes Senioren genannt. Dabei sei das reine Alter noch kein Risikofaktor, sagt Jürgen Heppner, Altersmediziner und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie im Gespräch mit dem Magazin „Tagesspiegel Gesundheit“.

Erst wenn Hochbetagte unter Begleiterkrankungen litten, wachse die Gefahr, dass die Infektion mit dem Coronavirus einen schweren Verlauf nimmt. „Das sind zum Beispiel Diabetes, Bluthochdruck, eine koronare Herzerkrankung oder eine Vorschädigung der Lunge etwa durch eine COPD.“

Diese Patienten seien oftmals sehr gebrechlich, erklärt Heppner.

Da reiche ein Anlass, wie die Infektion mit dem Coronavirus, um „das wacklige System aus dem Gleichgewicht zu bringen“. Es drohe eine langwierige Behandlung im Krankenhaus oder gar der Tod. „Sicher muss man diese Menschen schützen. Aber ich bin kein Verfechter davon, sie aus Schutz quasi einzusperren.“

Schließlich seien das erwachsene Menschen, die selbst entscheiden könnten, welche Risiken sie eingehen wollen, um trotzdem einen lebenswerten Alltag zu haben, und die weiter ihre Angehörigen und Freunde treffen.

Zudem entstehe durch die Isolation ein neues Gesundheitsrisiko

„Alles, was mit Einsperren zu tun hat, kann gerade bei Älteren sehr schnell in die Einsamkeit führen“, sagt der Altersmediziner. Glücklicherweise entwickelten immer mehr Pflegeheime intelligente Besuchskonzepte, um beides – den Schutz vor einer Infektion und die Erhaltung des sozialen Netzes – unter einen Hut zu bekommen.

„Da gibt es dann zum Beispiel Besuchsräume, in denen eine Plexiglasscheibe Schutz vor einer Übertragung des Virus bietet. Oder es gibt ‚Fensterbesuche‘, wofür die Heime Räume im Erdgeschoss zur Verfügung stellen und man Kontakt zu Besuchern durchs Fenster halten kann.“

Gut zu wissen:
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Das Magazin kostet 12,80 Euro (für Tagesspiegel-Abonnenten 9,80 Euro) und ist erhältlich im Zeitschriftenhandel und im Tagesspiegel-Shop unter www.tagesspiegel.de .