Mythos Iliosakralgelenk

Stimmt es eigentlich, dass …?

Viele Menschen kennen die unscheinbare, aber wichtige Schnittstelle im unteren Rücken, das sogenannte Iliosakralgelenk, nicht.

Meist ist das ISG, wie es auch genannt wird, eher unauffällig. Erst durch Instabilität, Entzündungen oder Verschleißerscheinungen tritt das kleine Gelenk schmerzhaft in Erscheinung.

„Hinter dem Beschwerdebild vermuten sowohl Betroffene als auch Ärzte oftmals eine facetten- oder bandscheibenbedingte Ursache. Es muss aber nicht immer die Bandscheibe sein“, warnt Dr. med. Jacques D. Müller-Broich, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Er ist Oberarzt und Teamleiter der Wirbelsäulenorthopädie in der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim in Frankfurt und betont, dass sich rund um das ISG viele Mythen ranken.

Dies nimmt der Experte zum Anlass, um über die drei häufigsten Irrtümer aufzuklären.

Stimmt es eigentlich, dass …

 … Rückenschmerzen oftmals von den Bandscheiben kommen?
„Die Bandscheibe macht häufig Probleme, aber nicht immer liegen Ursache und Schmerzpunkt an derselben Stelle. So weisen Beschwerden im unteren Rücken in jedem fünften Fall sogar auf Veränderungen am Iliosakralgelenk hin.

In diesem Gelenk zwischen Darm- und Kreuzbein kann es im Laufe des Lebens zu Verschleißerscheinungen kommen.

Auch Instabilitäten oder eine chronisch-entzündliche Erkrankung, wie beispielsweise Morbus Bechterew, rufen Symptome ähnlich denen eines Bandscheibenvorfalles hervor. Patienten spüren dann oftmals einen stark einsetzenden Schmerz tief im unteren Rücken, der über die Oberschenkelrückseite bis zum Knie ausstrahlt.

Unbehandelt verstärken sich die Beschwerden und verschlimmern sich beim Stehen, Gehen und Aufstehen.“

… sich ein ISG-Syndrom schnell erkennen lässt?
„Leider nein. Denn das ISG-Syndrom ist eine von mehreren Möglichkeiten bei Schmerzen im unteren LWS und Beckenbereich und gilt als Meister der Tarnung.

Durch eine ausführliche Anamnese, also ein Arzt-Patienten-Gespräch, sowie bestimmte Tests oder auch Infiltrationen direkt in den Gelenkspalt lässt sich eine Erkrankung sicher ermitteln.

Ohne eine korrekte Diagnosestellung führen weitere Therapiemaßnahmen schlichtweg in eine Sackgasse und verschlimmern das Problem.“

… bei ISG-Beschwerden immer operiert werden muss?
„Nein. Um aufkommenden Beschwerden im ISG entgegenzutreten, helfen oftmals konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, muskuläres Training und weitere schmerzlindernde Therapien. Erst wenn alle Möglichkeiten keine Wirkung mehr erzielen, kommen operative Eingriffe zum Einsatz.

Doch auch hier gibt es Unterschiede: Während Experten früher zur Stabilisierung des ISG auf spezielle Schraubsysteme zurückgriffen, die sich in der Praxis jedoch nicht wie erhofft bewährten, arbeiten wir heutzutage mit sogenannten iFuse-Implantaten (Kassenleistung).

Sie verwachsen dank einer speziellen Oberflächenbeschichtung mit den umliegenden Strukturen und geben dem Iliosakralgelenk aufgrund der dreieckigen Form sowie des festen Titankerns neuen Halt.

Patienten schildern nach dem 30-minütigen minimalinvasiven Eingriff eine sehr schnell einsetzende Schmerzreduktion und kehren innerhalb weniger Wochen in ihren gewohnten Alltag zurück.“

Weitere Informationen unter www.si-bone.de  oder www.orthopaedische-universitaetsklinik.de