Rückentipps auf dem Prüfstand

Moderne Verhaltensregeln für eine gesunde Wirbelsäule

Was Oma noch wusste …
mit diesen Worten werden oft Tipps für alle Lebenslagen eingeleitet.

Doch sie gelten nicht für jeden Bereich.
Denn gerade in der Medizin entwickeln sich Behandlungsverfahren sehr schnell weiter und neue Erkenntnisse bringen neue Handlungsempfehlungen mit sich.

„Um den Rücken

gesund zu halten, wird beispielsweise einem aktiven Lebensstil inzwischen eine viel höhere Bedeutung zugemessen“, erklärt Dr. Reinhard Schneiderhan, Orthopäde in München und Präsident der Deutschen Wirbelsäulenliga. Und auch in der Wirbelsäulentherapie gelten heutzutage moderne Ansätze, die den Patienten und nicht die Krankheit in den Vordergrund stellen.

Gerades vs. dynamisches Sitzen
Wohl jeder kennt aus seiner Kindheit die Aufforderung, gerade oder still zu sitzen. Wer sich jedoch strikt daran hält, schadet seinem Rücken mehr, als dass er ihm etwas Gutes tut.

„Viele Menschen verbinden eine aufrechte Haltung mit einer gesunden Wirbelsäule“, weiß der Experte. „Doch dauerhaftes Sitzen mit angespanntem geradem Rücken belastet sowohl Bandscheiben als auch Muskulatur enorm.“

Lassen sich lange Zeiten auf dem Stuhl – etwa im Büro oder in der Schule – nicht vermeiden, empfiehlt sich das sogenannte dynamische Sitzen. Hierbei gilt es, möglichst oft die Position zu wechseln, um den Rücken in Bewegung zu halten und mögliche Spannungen zu lösen.

„Aus Sicht der Wirbelsäule ist es auch erlaubt, sich einfach mal in den Stuhl zu lümmeln“, ergänzt Dr. Schneiderhan.

Schonung vs. Bewegung
Ausruhen und ins Bett legen, dann gehen die Schmerzen schon wieder weg – bei Rückenbeschwerden gilt dieser Rat als überholt.

Denn:
Betroffene sollten sich so viel wie möglich bewegen.

Abhängig von den individuellen Möglichkeiten, bieten sich beispielsweise leichte Gymnastik, Schwimmen oder auch Spaziergänge an. Diese Aktivitäten stärken die Muskulatur und schonen gleichzeitig die Gelenke.

„Zudem profitieren die Bandscheiben von Bewegung“, erläutert Dr. Schneiderhan. „Denn durch abwechselnde Be- und Entlastung findet ein Flüssigkeitsaustausch mit der Umgebung statt. Auf diese Weise erhalten die kleinen Stoßdämpfer wichtige Nährstoffe.“

Operativ vs. konservativ und minimalinvasiv
Nach wie vor haben Bandscheiben-Patienten oft Angst, dass ein Vorfall eine sofortige Operation erfordert.

Doch das stimmt nicht.
Heutzutage stehen viele verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Wahl, um die Beschwerden schonend zu lindern. Während in leichten Fällen häufig konservative Verfahren wie Physiotherapie helfen, das Rückgrat wieder zu stabilisieren, kommen bei fortgeschrittenen Bandscheibenvorfällen minimalinvasive Therapien in Betracht.

Dazu zählt etwa der Mikrolaser, der unter anderem überschüssiges Bandscheibengewebe schrumpft und schmerzende Nervenfasern ausschaltet. Hierzu führt der Arzt lediglich eine feine Glasfaser an die betroffene Stelle.

Um die individuell richtige Therapie zu finden, nimmt die enge Zusammenarbeit von Ärzten aus unterschiedlichen Fachbereichen einen wichtigen Stellenwert ein.

Denn die Ursachen für Rückenschmerzen reichen oft viel weiter, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. So wirken sich verschiedenste Krankheitsbilder wie etwa neurologische Störungen, rheumatische Erkrankungen oder auch psychische Probleme auf das Rückgrat aus.

„Patienten sollten zudem bedenken, dass es sich bei Rückenbeschwerden selten um einen Notfall handelt“, betont Dr. Schneiderhan. „Wer im Hinblick auf die vorgeschlagene Therapie zögert, sollte die Möglichkeit nutzen, sich bei einem weiteren Arzt eine zweite Meinung einzuholen. Die Kosten für diese Leistung übernehmen sowohl gesetzliche als auch private Krankenkassen.“ 

Weitere Informationen finden Sie auch direkt unter www.orthopaede.com