Zysten in der Wirbelsäule

Ursachen, Symptome und Behandlung der Hohlräume

Viele Menschen haben schon einmal von Zysten gehört oder litten selbst schon einmal unter ihnen. Diese Hohlräume können überall im Körper entstehen – in der Haut, in der Brust, in den Nieren oder sogar in der Wirbelsäule. Häufig bleiben sie aufgrund ihrer geringen Größe und fehlender Symptome jedoch unentdeckt oder verschwinden nach einer Weile wieder von selbst.

„Zysten verursachen zunächst keine Beschwerden. Erst wenn sie sich ausdehnen, auf umgebende Strukturen drücken – zum Beispiel auf Nervenwurzeln – und deshalb Schmerzen und andere gesundheitliche Probleme auslösen, leiden Betroffene unter ihnen“, weiß Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin.

Verschiedenste Ursachen

Bereits 1885 wurden Zysten zum ersten Mal erkannt und beschrieben. Die Hohlräume bilden sich in einem Gewebe und sind von einer Membran oder Wand umgeben, ihr Inneres ist mit Gewebeflüssigkeit, Hirnwasser, Blut oder einem breiigen Inhalt gefüllt.

Ihre Entstehung lässt sich dabei auf unterschiedlichste Ursachen zurückführen.

Häufig bilden sich Zysten an Organen und im Gewebe aufgrund von einem gestörten Flüssigkeitsablauf, nach Verletzungen, Entzündungen oder durch Nekrose. In der Brust oder in den Eierstöcken können hormonelle Einflüsse – ausgelöst etwa durch eine Schwangerschaft oder Hormonpräparate – die Ursache darstellen.

In der Lunge treten sie auch im Rahmen einer Mukoviszidose auf.

„Wirbelsäulenzysten können angeboren oder erworben sein. Angeborene Zysten entwickeln sich als Folge von Entwicklungsdefekten vom embryonalen Gewebe, erworbene Hohlräume entstehen beispielsweise vor dem Hintergrund entzündlicher und degenerativer Wirbelsäulenerkrankungen oder aufgrund von Verletzungen und Fehlbelastungen“, erklärt Dr. Sabarini.  

Beschwerden auch beim Ausruhen

Die Wirbelsäule können zwei wesentliche Zystenarten betreffen, die sogenannten Wurzeltaschenzysten und die Synovialzysten. Letztere unterteilen sich dabei in Gelenk-, Pseudo- und Ganglion-Zysten – in den meisten Fällen handelt es sich um Gelenkzysten.

Nach außen gerichtete Synovialzysten verursachen in der Regel keine Symptome, anders verhält es sich bei nach innen gerichteten Hohlräumen, die beispielsweise in den Spinalkanal wachsen. Vor allem im Spinalkanal gibt es für ein zusätzliches Stück Gewebe keinen Platz.

„Bereits ab einer Größe von wenigen Millimetern produzieren Gelenkzysten Symptome wie bei einem Bandscheibenvorfall. Viele Patienten klagen jedoch nicht über Rückenschmerzen, sondern über ausstrahlende hartnäckige Nervenschmerzen, überwiegend ins Bein – je nachdem welche Nervenwurzel gedrückt und komprimiert wird“, berichtet Dr. Sabarini.

Ebenfalls klagen Patienten über Symptome wie Taubheitsgefühle oder sogar Muskellähmungen. Beschwerden treten dabei nicht nur beim Bewegen, sondern auch beim Ausruhen auf und beginnen häufig schleichend und nehmen schrittweise in ihrer Ausprägung zu.

OP schafft komplette Abhilfe

Zysten kommen im Vergleich zu Bandscheibenvorfällen oder Spinalkanalstenosen, also einem zu engen Lendenwirbelkanal, seltener vor. Sie treten jedoch oft in Kombination mit einer Spinalkanalstenose oder Wirbelgleiten auf.

Dank der präzisen Darstellung mittels MRT lassen sich die Hohlräume dabei immer häufiger korrekt diagnostizieren. Das bildgebende Verfahren ermöglicht die präzise Lokalisation und zeigt die Ausdehnung von Zysten.

Ob und wie Zysten nach der Diagnose behandelt werden, entscheiden Ärzte individuell von Fall zu Fall. Wurzeltaschenzysten wie perineurale Zysten – auch Tarlov-Zysten genannt – sind beispielsweise oft ein Zufallsbefund und verursachen in der Regel kaum Beschwerden, sodass Eingriffe selten notwendig werden.

„Treten hingegen Symptome auf, lassen sich diese zum Beispiel mit Kortisonspritzen lindern. Bei der Ursachenbehebung hilft oftmals jedoch nur eine Operation. In Einzelfällen gibt es bei Synovialzysten spontane Schrumpfungen, doch die kommen extrem selten vor. Außerdem füllen sich entleerte Zysten relativ schnell wieder mit Flüssigkeit und drücken dann wieder auf das umliegende Gewebe“, erklärt der Neurochirurg.

Für die operative Entfernung der Zysten eignet sich die mikrochirurgische Dekompressionsoperation. Bei dem minimal-invasiven Eingriff lösen Ärzte unter einem Operationsmikroskop Gelenkzysten vollständig von den umliegenden Nervenwurzeln.

„Dies führt zu einer kompletten Abhilfe bei Beschwerden und Betroffene können ihren Alltag wieder schmerzfrei erleben“, sagt Dr. Sabarini.

Liegt bereits eine Stenose vor, erweitern Ärzte zudem den Spinalkanal und bei Wirbelgleiten stabilisieren sie zusätzlich die betroffenen Wirbelsegmente.

Weitere Informationen unter www.avicenna-klinik.de.