Unterfordert, überfordert oder chronisch gestresst?

Chefarzt der Oberberg Tagesklinik am Lorettoberg in Freiburg zu Depression bei Kindern und Jugendlichen

Im Kindes- und Jugendalter werden depressive Zustände häufig übersehen, da die Symptomatik oft von körperlichen Beschwerden oder Aggressivität und Gereiztheit geprägt ist.

Bei Kindern und Jugendlichen haben die psychischen Belastungen und Symptome während der Coronapandemie deutlich zugenommen.[1]

Im Zuge wachsender Anforderungsprofile an junge Menschen beobachten die Expertinnen und Experten der Oberberg Kliniken für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie eine steigende Zahl depressiver Symptome und ausgeprägter Ängste, vor allem bei jungen Patientinnen und Patienten.

Dr. med. Ullrich Hildebrandt, Chefarzt der Oberberg Tagesklinik am Lorettoberg in Freiburg, sagt: „Oft fehlen die Jugendlichen schon seit längerer Zeit in der Schule und haben sich von Freunden und Hobbies zurückgezogen. Nicht nur, aber auch durch die Corona-Pandemie ist der Präsenzschulbesuch aus psychischen Gründen irgendwann nicht mehr gelungen und die Problematiken haben begonnen sich zu chronifizieren. Häufig wurden soziale Kontakte gewissermaßen verlernt.“

Symptome bei Jungen und Mädchen unterschiedlich

Die Ursachen einer depressiven Erkrankung sind vielfältig.

Zu den wichtigen Gründen für depressive Erkrankungen bei Schülerinnen und Schülern zählen Unterforderung, Überforderung und chronischer Stress.

Auch hormonelle Veränderungen, genetische Faktoren und die Herausforderungen in der Entwicklung der Persönlichkeit haben Einfluss.

Zudem spielen die sozialen Kontakte eine große Rolle.

Eine gute Beziehung zu Familie und Freunden kann vor Depressionen schützen.

Bei betroffenen Kindern und Jugendlichen lassen sich oft geschlechtsspezifische Symptome beobachten.

Mädchen sind deutlich anfälliger für Depressionen und zeigen häufiger Schuldgefühle.

Sie haben häufiger den Eindruck zu versagen und ein niedrigeres Selbstwertgefühl. Zudem treten bei ihnen auch vermehrt internalisierende, also eher nach innen gerichtete Probleme wie Appetitlosigkeit sowie Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper auf.

Studien zeigten, dass auch die Nutzung sozialer Medien unterschiedlich starke Effekte auf Jungen und Mädchen hat.

Weibliche Teenager zeigten mit zunehmendem Konsum mehr depressive Symptome als männliche Gleichaltrige.

Vor allem Schlaf, Selbstwert und Zufriedenheit mit dem eigenen Körper wurden negativ beeinflusst.[2]

Jungen, die an einer Depression erkrankt sind, zeigen häufiger externalisierende Symptome, also herausfordernde Verhaltensweisen, die nach außen gerichtet sind.

Sie sind oft besonders reizbar und fühlen sich schnell von anderen angegriffen. So kommt es häufig zu einer aggressiven Stimmung und Streitereien. Sie neigen außerdem eher dazu, depressive Verstimmungen weniger offen zu zeigen und erhalten dann später passende Hilfe.

Eltern stärken Kinder

Es gibt viele Möglichkeiten für Eltern, wie sie ihr Kind unterstützen können. Dr. Hildebrandt empfiehlt:

  • Im Umgang mit den eigenen Emotionen sind Eltern sehr oft „Vorbild“.
    Dabei sind sie in der Regel geprägt durch eigene Erfahrungen und Vorbilder ihrer Lebensgeschichte. Positive wie auch negative Emotionen können sich bewusst oder unbewusst auf das Kind übertragen. Sich dessen bewusst zu werden und den Umgang mit Lob und Kritik, Nähe und Distanz, Fürsorge und Freiheit zu prüfen hilft, eine positive Veränderung anzustoßen. Selbst Hilfe bei emotionalen Problemen anzunehmen ist nicht nur wichtig, um gestärkt da zu sein, wenn die eigenen Kinder besondere Zuwendung brauchen; auch können Eltern damit als Vorbild vorangehen.

  • Struktur und Alltagsroutinen geben Orientierung.
    Das reicht von der täglichen Zeit im Freien und der Bildschirmzeit über soziale Kontakte und Aktivitäten bis zu ausreichend Schlaf.

  • Ein großer Lebensbereich junger Menschen ist die Schule.
    Eltern stehen vor der Herausforderung, einen Rahmen zu wählen, der weder unter- noch überfordert. Dabei geht es nicht nur um die Leistungserwartungen. Häufiger erleben Jugendliche in der Schule große soziale Herausforderungen. Gelingt dabei, eventuell mit Unterstützung, eine Konfliktlösung, ist dies ein positiver und wichtiger Entwicklungsschritt.

Ein Schulwechsel sollte immer gut geprüft werden, nicht selten wiederholen sich Schwierigkeiten auch an der nächsten Schule, wenn tiefsitzende Ängste nicht durch eine Auseinandersetzung mit den Auslösern abgebaut werden konnten.

Im Zweifel sollte frühzeitig das Gespräch mit Lehrerinnen und Lehrern gesucht werden. Schulen haben zudem in der Regel interne Beratungsnetzwerke, auf die zurückgegriffen werden kann.

Bei Verdacht schnell handeln

Eine frühzeitige Behandlung von depressiven Erkrankungen kann die Heilungschancen steigern und die Dauer einer depressiven Episode verkürzen. Daher sollten Eltern professionelle Hilfe suchen, wenn sie bei ihrem Kind eine über mehrere Wochen anhaltende schlechte Stimmung oder chronischen Stress wahrnehmen.

Eltern sollten den Verdacht, das Kind habe mit Suizidgedanken zu tun, direkt ansprechen. Wenn sich die Sorge bestätigt, gilt es das Kind zu schützen, im Kontakt zu bleiben und unmittelbar Unterstützung zu holen. Je nach Situation helfen die Telefonseelsorge (Tel. 0800-1110111), der Kinderarzt oder in Akutsituationen ein Notarzt (Tel. 112) sowie die zuständige Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Behandlung auf Grundlage ganzheitlicher Betrachtung

Die Oberberg Gruppe bietet mit ihren Fach- und Tageskliniken hochwertige kinder- und jugendpsychiatrische und psychotherapeutische Behandlungen. Chefarzt Dr. Hildebrandt sagt: „In der Oberberg Tagesklinik am Lorettoberg in Freiburg betrachten wir den Menschen in seiner ganzen Vielschichtigkeit. Körperliche und seelische Beschwerden wie auch das soziale Umfeld, die Lebensgeschichte und die Persönlichkeit werden berücksichtigt.“

Die Oberberg Tagesklinik am Lorettoberg in Freiburg für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie befindet sich in einem umfassend modernisierten Jugendstilhaus mit großem Garten, welches ein Gefühl von Wertschätzung für die jungen hilfesuchenden Gäste schafft.

Die Klinik bietet in ruhiger, zentraler Lage einen Ort, an dem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die noch die Schule besuchen, sich erholen und alte oder neue Herausforderungen mit neuer Energie angehen können.

Jede Behandlung beginnt mit einem eingehenden Verständnis für die individuelle Situation und einer Diagnostik.

Das therapeutische Konzept sieht vor, dass vormittags ein reduzierter Schulbesuch ermöglich wird. Gelingt dies nicht gleich, unterstützt das Team im Vormittagsprogramm: Von Beginn an wird an einem Weg zurück in die Schule gearbeitet. Nach einem gemeinsamen Mittagessen finden dann alle anderen Einzel- und Gruppentherapien einschließlich Psychotherapie, Kreativ-, Bewegungs-, Kochgruppen, spezifische Schulungen und Familiengespräche bis zum Abend statt. Familien und Angehörige werden dabei stets so intensiv wie nötig und möglich einbezogen.

Über die Oberberg Gruppe:
Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten Deutschlands. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden TherapeutInnen und Selbsthilfegruppen.

Mehr zum Thema Depression bei Jugendlichen: https://www.oberbergkliniken.de/artikel/depressionen-bei-schuelern-und-schuelerinnen

Mehr zur Tagesklinik am Lorettoberg in Freiburg: https://www.oberbergkliniken.de/standorte/tagesklinik-freiburg

Quellen:

[1] RKI (2023). Veränderungen der psychischen Gesundheit in der Kinder- und Jugendbevölkerung in Deutschland während der COVID-19-Pandemie – Ergebnisse eines Rapid Reviews, online abrufbar: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/JHealthMonit_2023_S1_Rapid_Review_Psy_Ges_Ki_Ju.pdf

[2] Lancet (2018). Social Media Use and Adolescent Mental Health: Findings From the UK Millennium Cohort Study, online abrufbar: https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2018.12.005