Haarausfall - Haartransplantation bei Frauen

... ein Experteninterview mit Martin Lappe Facharzt für Chirurgie und Spezialist für Eigenhaartransplantation bei Medical One

Wie erkennt eine Frau, dass sie Haarausfall hat? Dass man übers Jahr und je nach Stress mal mehr und mal weniger Haare in der Bürste hat, ist noch nicht bedenklich, oder?

Martin Lappe: „Es gibt eine Grundregel für das Erkennen von Haarausfall: Sobald mehr als 100 Haare am Tag ausfallen, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit für krankhaften Haarausfall.

Hierzu zählt man sämtliche Haare, die man in der Bürste, auf dem Kopfkissen, auf Kleidung oder im Abfluss findet und das für mindestens sieben Tage, damit kurzfristige, z.B. stressbedingte Schwankungen ausgeschlossen werden können.

Findet man im Durchschnitt mehr als 100 Haare am Tag, kann mit einer zunehmenden Ausdünnung oder Glatzenbildung gerechnet werde. Eine weitere Möglichkeit ist der Zupftest. Hierfür nimmt man eine Strähne von circa 50 Haaren zwischen Zeigefinger und Daumen und zupft sanft daran.

Fallen mehrere Haare ohne Schmerzempfinden aus, ist das ebenfalls ein Zeichen für Haarausfall. Bei krankheitsbedingtem Haarausfall zeigen sich zudem noch weitere Symptome an der Kopfhaut, wie Juckreiz, Rötung oder Schuppenbildung.“

Wie alt ist die durchschnittliche Patientin und wie viele Ihrer Patienten sind überhaupt Frauen im Vergleich zu den Männern?

Martin Lappe: „Zu uns kommen jüngere Frauen, wenn sie unter einem sehr hohen Ansatz der Haarlinie leiden – der sogenannten Denkerstirn – oder unter einer früheinsetzenden genetischen Form des Haarverlustes mit Ausbildung von Geheimratsecken leiden.    

Ein weiterer Altersschwerpunkt zeigt sich mit den beginnenden Wechseljahren. Hier kommen häufig verschiedene Ursachen zusammen, die zum typischen weiblichen Bild des Haarverlustes führen, das weniger durch Glatzenbildung, als durch ein allgemeines Ausdünnen der Haare besonders im Scheitelbereich gekennzeichnet ist.

Zu den Ursachen zählen neben genetischen Faktoren vor allem Stress, Hormonumstellungen, mangelnde Vitalstoffversorgung, einseitige Ernährung, aber auch Nikotin und sonstige Ursachen von Durchblutungsstörungen. Der Anteil der Frauen in unserer Klinik liegt bei den Haartransplantationen der Kopfhaut bei ca.10 Prozent, bei Augenbrauentransplantationen dagegen bei 90 Prozent.“

Haben die Betroffenen in der Pflege etwas falsch gemacht oder handelt es sich öfter um genetisch bedingten Haarausfall?

Martin Lappe: „Da die Haarwurzeln relativ geschützt unter der Kopfhaut liegen, werden die Einflüsse von äußerlichen Pflegemaßnahmen meistens überschätzt, besonders, da der genetische Einfluss bei vielen Formen des Haarausfalles die Hauptursache darstellt. Einen negativen Einfluss könnten ausgesprochen aggressive Haarfärbemittel bei häufiger Anwendung haben, wobei diese Mittel aber heute kaum noch durch professionelle Friseure angewendet werden.“

Ab wann sollte man zum Arzt?

Martin Lappe: „Grundsätzlich sollte bei den ersten Anzeichen von Haarausfall ein Arzt aufgesucht werden, da auch innere Krankheiten, wie Schilddrüsenprobleme oder ernsthafte Erkrankungen Ursache von Haarausfall sein können.“

Ist man erstmals bei einem Dermatologen richtig? Oder sollte man gleich in eine sogenannte Haarklinik?

Martin Lappe: „Wenn Allgemeinerkrankungen ausgeschlossen sind, sollte im nächsten Schritt ein Dermatologe Hautkrankheiten, welche mit Haarverlust einhergehen, wie z.B. den kreisrunden Haarausfall, ausschließen. Der Dermatologe sollte in der Lage sein, die Art und Ursache des Haarverlustes zu bestimmen und Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Bei Frauen kann auch der Gynäkologe hinzugezogen werden, falls Hinweise auf ein Hormonungleichgewicht bestehen.“

Welche unterschiedlichen Methoden gegen Haarausfall gibt es? Wie werden sie durchgeführt und wieviel kosten sie?

Martin Lappe: „Bei Krankheiten sollten natürlich zunächst diese behandelt werden, da sich das Haar nach erfolgreicher Behandlung der Grundkrankheit oft von selbst wieder erholt. Bei den anlagebedingten Formen kann eine medikamentöse Behandlung mit dem durchblutungsfördernden Mittel Minoxidil versucht werden. In den Wechseljahren können auch Hormonersatztherapien Verbesserungen bringen, hier empfiehlt sich die Rücksprache mit speziell ausgebildeten Gynäkologen.
    
In unserer Klinik bieten wir zudem die Eigenbluttherapie an. Hier wird aus patienteneigenem Blut ein Serum gewonnen, das eine hohe Konzentration an Wachstumsfaktoren enthält und direkt an die Haarwurzel gespritzt wird und diese stimuliert.

Die Kosten für die Grundbehandlung mit drei Anwendungen innerhalb von ca. drei Monaten belaufen sich auf ca. 1800 Euro.

Diese Methode funktioniert gerade bei Frauen mit diffusem Haarausfall, bei dem die Haare ausdünnen, es aber nicht zu einem vollständigen Absterben der Haarwurzel gekommen ist, am zuverlässigsten.

Als operative Maßnahmen haben sich die Eigenhaartransplantationen bewährt, wobei bei Frauen die FUT-Methode in der Regel bevorzugt wird, da im Gegensatz zur FUE- Methode der Entnahmebereich am Hinterkopf nicht großflächig rasiert werden muss. Hier wird der Preis durch die Anzahl der benötigten Transplantate bestimmt, so dass die Preisspanne meist zwischen 3000- 6000 Euro liegt.

SEin relativ neues Verfahren, das wir in unserer Klinik anbieten, kann auch bei Frauen zu einem deutlich verbesserten kosmetischen Ergebnis führen: Die Mikrohaarpigmentierung, bei dem die Kopfhaut mit Farbpigmenten ähnlich einer Tätowierung behandelt wird.

Der Effekt hält mehrere Jahre an. Dieses Verfahren eignet sich besonders gut für Patientinnen mit dem sogenannten Schneewittcheneffekt, das heißt mit sehr dunklen Haaren und im Gegensatz dazu sehr heller Kopfhaut. Der Preisrahmen wird durch die Ausdehnung der zu behandelnden Fläche bestimmt und kann zwischen 1500 und 3500 Euro liegen.“

Welche Therapie ist Ihr Favorit und weshalb?

Martin Lappe: „Da die Ursachen und das Erscheinungsbild des Haarausfalles bei Frauen sehr vielgestaltig ist, kann keine Methode ohne ausführliche individuelle Beratung und Diagnosestellung per se als die Beste bezeichnet werden. Vielmehr kommt es darauf an die verschiedenen, modernen Behandlungsoptionen vorzuhalten, um jeder Frau den für sie besten Weg, nach intensiver Diskussion ihrer Wünsche und Bedürfnisse, aufzeigen zu können.“

Ab wann ist eine Haartransplantation sinnvoll? Und funktioniert sie bei jeder Frau?

Martin Lappe: „Eine Haartransplantation sollte erst dann in Erwägung gezogen werden, wenn die einfacheren, nicht invasiven Behandlungsalternativen keine Verbesserung der Situation gebracht haben.

Bei dem typischen weiblichen Haarausfall mit diffuser Ausdünnung der Haare am Oberkopf, ist das Risiko eines operativen Vorgehens, besonders durch die Gefahr des Shock-loss-Phänomens, nicht zu vernachlässigen. Hierbei können noch vorhandene, jedoch nicht mehr sehr vitale Haare der Empfängerareale durch das Trauma der Operation vorzeitig ausfallen und im ungünstigsten Fall auch nicht mehr nachwachsen.

In diesen Fällen biete ich bei Medical One den betroffenen Frauen in der Regel zunächst eine Probesitzung mit max. 200 Transplantaten an, um erkennen zu können, ob eine Haartransplantation in größerem Umfang aussichtsreich wäre.“

Was halten Sie von der neuen Methode Regenera Activa? Oder gibt es bereits etwas Neueres, bzw. eine noch vielversprechendere Methode?

Martin Lappe: „Die neueste Methode auf dem Gebiet der Haarregeneration, Regenera activa, wird seit einigen Monaten durch erste Kliniken angewendet. Hier werden Stammzellen aus patienteneigenem Haarwurzelgewebe gewonnen und in Areale mit ausgedünnten Haaren eingespritzt um die noch vorhandenen Haarwurzeln zu neuem Haarwachstum anzuregen.

Da das Verfahren erst seit kurzem bei einer größeren Anzahl von Patienten angewendet wird, kann bisher nur von einigen positiven Erfahrungen in frühen Stadien des Haarausfalles berichtet werden. Sollten sich die Ergebnisse in der nächsten Zeit bestätigen lassen, ist der Einsatz der Methode auch bei Medical One vorgesehen. Gerade Frauen mit ausgedünnten Haaren aber noch lebenden Haarwurzeln, bei denen andere Methoden versagen, dürften hiervon profitieren.“

Können Betroffene mit Haarextensions die Lücken kaschieren oder verschlimmert Kunsthaar das Problem, weil es das restliche Haar zusätzlich strapaziert?

Martin Lappe: „Haarextensions sind eine Möglichkeit der Haarverlängerung und werden eher selten zur Haarverdichtung genutzt, da insbesondere bei Frauen mit dünnen ausfallgefährdeten Haaren die Voraussetzungen für ein gutes Ergebnis kaum vorhanden sind und zusätzlich die Gefahr eines vorzeitigen Haarverlustes durch das Gewicht der Haarextensions gegeben ist.“

Was halten Sie von der Tätowierung der Kopfhaut um eine optische Verbesserung zu erzielen?

Martin Lappe: „Die Tätowierung der Kopfhaut im Rahmen der Mikrohaarpigmentierung ist in der Hand unserer erfahrenen SpezialistInnen eine sehr gute Methode bei geeigneten Patientinnen, bei denen ein Eingriff zu risikoreich wäre. Die besten Resultate zeigen sich hier – teilweise mit verblüffendem kosmetischem Erfolg – bei Patientinnen mit dunklen Haaren, da die Kopfhaut nach der Tätowierung nicht mehr durchscheint und sich so, im Vorher-Nachher-Vergleich, eine erhebliche Verbesserung erreichen lässt.“

Wer gern mehr erfahren möchte, schaut bitte direkt unter MEDICAL ONE GmbH -  www.medical-one.de