Was tun, wenn Implantate wackeln?

Glücklicherweise ist es sehr selten, dass Zahnimplantate wackeln, denn nach 10 Jahren sind laut aktuellen Statistiken noch 95-98% fest im Knochen verankert.

Doch wenn ein Zahnimplantat tatsächlich wackelt, ist es zunächst einmal ein Schock. Hat man doch viel Zeit und Geld in die Behandlung investiert.

Doch wie kann es dazu kommen und mit welchen Folgen muss ich rechnen? Was sollte ich jetzt im Moment ganz konkret tun?

Zu Beginn: Es muss nicht immer das ganze Implantat sein, welches wackelt. Ein Zahnimplantat besteht in den überwiegenden Fällen aus drei Teilen:

  • Dem Implantatkörper,
  • einer Distanzhülse und
  • der neuen Zahnkrone.

Die Distanzhülse formt das Zahnfleisch und ist dabei das Verbindungsstück vom Implantat, welches im Knochen sitzt und der ästhetisch sichtbaren Zahnkrone und ist mit einer Schraube (Distanzhülsenschraube) im Implantat fixiert.

Wenn also ein Implantat bereits vollständig mit einem neuen Zahn versorgt ist, kann es auch möglich sein, dass nur die Zahnkrone oder die Distanzhülse beweglich sind und damit nur ein Wackeln des Implantates vortäuschen.

Dies wird verursacht durch die Lockerung der Distanzhülsenschraube, die auch Abutmentschraube genannt wird.

Was tun?

Auf alle Fälle so schnell wie möglich einen versierten Implantologen aufsuchen. Er kann mittels einer klinischen Untersuchung und/oder eines Röntgenbildes feststellen, welcher Teil genau beweglich ist, bzw. „wackelt“.

Hat sich lediglich die Distanzhülsenschraube gelöst, so kann eine erneute Befestigung erfolgen und Sie können beruhigt nach Hause gehen. Zu empfehlen ist dabei der Austausch der vorhandenen Distanzhülsenschraube und das Anziehen der Schraube mit dem vom Hersteller angegebenen Drehmoment mit einer dentalen Ratsche.

Wie häufig ist eine solche Lockerung der Distanzhülsenschraube (Abutmentschraube)?

Sehr selten. Die Schraube sollte fachmännisch mit einer dentalen Ratsche und dem vorgegebenen Drehmoment eingesetzt werden.

Achten Sie bitte darauf, dass Distanzhülse und Distanzhülsenschraube Originalprodukte des Herstellers Ihrer Implantate sind. So wird eine optimale Abstimmung der Produkte ermöglicht und die Garantie, die renommierte Hersteller auf Ihre Produkte anbieten, bleibt für Sie als Patienten erhalten.

Aber Vorsicht! Tritt eine solche Lockerung der Distanzhülse mehrfach auf, kann es ein Zeichen für eine Fehlbelastung der Krone bzw. der prothetischen Versorgung sein. Dann sollte gegebenenfalls eine Neuversorgung überdacht werden, um eine Schädigung des Implantates und des umgebenden Zahnfleisches zu verhindern.

Was tun, wenn das Implantat selbst wackelt?

Falls der Fachzahnarzt in Ausnahmen jedoch feststellt, dass Zahnkrone und das Implantat selbst wackeln, sollte leider eine Entfernung vorgenommen werden. Die Implantatoberfläche geht einen funktionellen Verbund mit dem umgebenden Knochengewebe ein. 

Oder einfacher: Das Implantat wächst in den Knochen ein, es „osseointegriert“.

Diese Erkenntnis, die auf den Forschungen des Schweden Per Ingvar Branemark beruht, ist die Grundlage jeder dentalen Implantation. Geht der Verbund Implantat – Knochen verloren, existiert nur noch eine bindegewebige Manschette um das Implantat herum. Diese Manschette kann nicht mehr verknöchern.

Das Implantat sollte nun zeitnah entfernt werden, da das Wackeln des Implantatkörpers zu einem weiteren Abbau des umgebenden Knochens führt.

Meistens tritt eine Implantatlockerung in den ersten drei Monaten in der sogenannten „Einheilphase“ auf. Es kommt dann zu einer Schädigung des Implantatbettes.

Das Implantat hat seine notwendige Primärstabilität verloren.

Die Gründe dafür können vielfältig sein. Ursachen können Entzündungen oder eine mangelnde Implantatstabilität beim Einsetzen sein. Auch eine zu hohe Stabilität mit Kompression des Knochengewebes kann ein weiterer Grund sein oder einfach Fehlbelastungen.

Auch allgemeinmedizinische Ursachen, wie eine reduzierte Immunabwehr können zu einer Lockerung führen.

In allen Fällen sollte das Implantat jedoch sofort entfernt werden. In ausgewählten Fällen kann sofort ein neues Implantat inseriert werden.

Voraussetzung dafür ist, dass nach der Entfernung des Implantates und des umgebenden Bindegewebes keine Entzündungszeichen mehr bestehen. Sollte das der Fall sein, wird die Implantation erst nach zwei bis drei Monaten - also nach Abklingen der Entzündung- erneut angeraten.

Wie läuft die Entfernung des Implantates ab und wie lässt sich verhindern, dass die Implantate wieder zu wackeln beginnen?

Die Entfernung kann in Lokalanästhesie vorgenommen werden, bei Angstpatienten auch in Sedierung. Es ist ein kleiner operativer Eingriff, der in der Regel völlig schmerzfrei vorgenommen werden kann.

Bei der Behandlung durch Fachzahnärzte oder erfahrene Implantologen ist es in überwiegenden Fällen ein wirklich einmaliges Ereignis, bedingt durch lokale Faktoren im Implantatbett-Bereich.

Dieses Ereignis ist nicht mit einer Häufung verbunden. In seltenen Fällen können allgemeine Erkrankungen oder Medikamenteneinnahmen den Implantationserfolg beeinflussen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie Ihren Implantologen über Ihre Medikamenteneinnahme informieren.

Wie kann ich als Patient zum Behandlungserfolg beisteuern?

Achten Sie auf eine gute Mundhygiene und stabile Schleimhautverhältnisse. Liegt eine Parodontitis (Zahnfleischentzündung) vor, sollten Sie diese behandeln lassen, bevor Implantate gesetzt werden. Darüber hinaus sind regelmäßige Implantatkontrollen anzuraten.

Bemerken Sie erste Anzeichen einer Lockerung, sollten Sie umgehend Ihren Implantologen aufsuchen.

Gut zu wissen:
Es gibt heute mehrere hundert Implantatanbieter auf dem Markt und leider sind die einzelnen Implantatsysteme hinsichtlich ihres Aufbaus oder ihrer Geometrie nicht untereinander genormt.

Deshalb ist es sehr wichtig, dass Ihnen nach der Implantation ein Ausweis (sogenannter Implantatpass) ausgestellt wird.

Mit diesem Implantatpass kann jeder weitere Behandler das passende Instrumentarium (wie z.B. Schraubenzieher) zur Verfügung stellen. Etablierte internationale Implantatfirmen gewährleisten Garantien auf das Material und stellen sicher, dass auch in zehn bis zwanzig Jahren notwendige Aufbauteile zur Verfügung stehen. Achten Sie deshalb auch auf die Wahl der Implantate und der Garantien.

Dr. Annette Felderhoff-Fischer
ist Fachärztin für Oralchirurgie und digitale Implantologie

Sie absolvierte nach ihrer zahnärztlichen Approbation im Jahre 1994 eine vierjährige Fachzahnarztausbildung für Oralchirurgie und verfügt über 24 Jahre Berufserfahrung an der Universitätsklinik Regensburg als auch in niedergelassenen Praxen in München, mit über 25.000 oralchirurgisch / implantologisch versorgten Patienten.  

2001 baute sie die heutige Praxis als Fachpraxis für Oralchirurgie, Implantologie und Parodontologie auf. Die Praxis ist zertifizierte Schwerpunktpraxis für Implantologie durch die Deutsche Gesellschaft für Implantologie (DGI) und gehört zu den weltweit Leading Implant Centern.

Frau Dr. Felderhoff-Fischer ist spezialisiert auf minimalinvasive (schonende) Therapiekonzepte, wie die navigierte Implantologie mit der Vermeidung von Knochenaufbauten. Sie ist seit 2005 mit diesem Schwerpunkt national und international als Referentin tätig und ist darüber hinaus Mitglied in einem Fachgremium zur Weiterentwicklung dieser Konzepte.

Sie ist Mitglied der DGI (Deutschen Gesellschaft für Implantologie), EAO (European association of osseointegration), der DGParo (deutschen Ges. für Parodontologie) und des BDO (Berufsverband deutscher Oralchirurgen).

Quelle
medicalpress