Kleiner Eingriff, große Wirkung

MitraClip-Verfahren verbessert Herzklappenfunktion

Die Hauptaufgabe des menschlichen Herzens besteht darin, ungefähr 7.000 bis 10.000 Liter Blut pro Tag durch den Körper zu pumpen. So versorgt es die Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen.

Das Herz besteht aus vier Kammern. Sogenannte Herzklappen trennen diese voneinander. Sie öffnen und schließen sich mit jedem Herzschlag und regulieren dadurch den Blutfluss zwischen den Kammern.

Liegt jedoch ein Herzklappenfehler vor, funktioniert dieser Öffnungs- beziehungsweise Schließmechanismus nicht mehr richtig und ein Teil des Blutes fließt in die falsche Richtung, also wieder zurück in den Vorhof.

Bleibt ein Herzklappenfehler unbehandelt, entsteht daraus in vielen Fällen eine Herzschwäche, da das Herz viel stärker arbeiten muss, um die Blutversorgung der Organe aufrechtzuerhalten.

„Während für viele Betroffene in diesem Fall ein operativer Eingriff infrage kommt, gibt es Patienten, für die das Risiko einer Operation mit geöffnetem Brustkorb aufgrund ihrer körperlichen Verfassung zu hoch ausfällt.

Für Menschen, die unter einer Mitralklappenerkrankung leiden, bieten wir nun in Zusammenarbeit mit Professor Pfister von der Uniklinik Köln ein minimalinvasives Verfahren, eine sogenannte perkutane Mitralklappenkonstruktion. Hierbei kommt ein Mitralklappen-Clip zum Einsatz“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Fehske, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin III – Kardiologie im St. Vinzenz-Hospital in Köln.

Häufiger Herzklappenfehler – Mitralinsuffizienz
Zwischen dem linken Vorhof und dem linken Ventrikel befindet sich die Mitralklappe. Sie besteht aus zwei Gewebesegeln, die sich öffnen und schließen und so dafür sorgen, dass das Blut nur in eine Richtung fließt.

Schließt diese Mitralklappe aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr vollständig, fließt das Blut in die entgegengesetzte Richtung – anstatt in den Körperkreislauf zu fließen, strömt es partiell zurück in den Vorhof.

Mediziner sprechen in diesem Fall von einer Mitralklappeninsuffizienz, auch Mitralinsuffizienz genannt. Diese Erkrankung zählt zu den am häufigsten vorkommenden Herzklappenerkrankungen in Europa, denn Untersuchungen zufolge leidet fast jeder 10. Mensch über 75 Jahre darunter.

Symptome ernst nehmen
Zu den charakteristischen Symptomen dieser Krankheit gehören verminderte Leistungsfähigkeit, Atemnot im Liegen oder nach Belastung sowie Herzstolpern oder Herzrasen. Betroffene können jedoch auch unter trockenem Husten, Flüssigkeitsansammlungen oder übermäßigem Wasserlassen leiden.

„Menschen mit diesen Beschwerden sollten frühzeitig einen Arzt aufsuchen. Falls eine Mitralklappeninsuffizienz die Ursache für die Symptome darstellt, lässt sich diese sehr schnell diagnostizieren – mithilfe einer stethoskopischen Untersuchung, bei der Mediziner den Rückfluss über die erkrankte Herzklappe hören können, sowie einer Ultraschalluntersuchung des Herzens, der Echokardiografie“, so Dr. Fehske.

Um das Ausmaß der Auswirkungen der undichten Herzklappe durch den Rückstau in die Lunge genauer erfassen zu können, umfasst die Untersuchung meist auch die Anfertigung von Röntgenaufnahmen des Brustkorbes.

Grundsätzliche Behandlungsoptionen
Zur Behandlung stehen verschiedene Ansätze zur Verfügung. Die Auswahl der jeweiligen Therapie erfolgt individuell und hängt sowohl vom Schweregrad als auch den Symptomen und dem allgemeinen Gesundheitszustand ab.

Die Einnahme von Medikamenten lindert häufig wesentlich die Symptome. So reduzieren entwässernde Medikamente, sogenannte Diuretika, beispielsweise Ödeme in Lunge und Beinen. Auch zu hoher Blutdruck lässt sich medikamentös behandeln.

Je nachdem, ob als Ursache der undichten Klappe eine Schädigung der Klappe selbst oder eine Überdehnung der Klappenstrukturen bei Schädigung des Herzmuskels etwa durch einen vorausgegangenen Herzinfarkt vorliegt, wird die Herzklappe entweder repariert oder unter Umständen vollständig ersetzt.

„Diese Entscheidung treffen wir in einer gemeinsamen Herzteam-Konferenz mit den Ärzten der Herzchirurgie und der Kardiologie des Herzzentrums der Universitätsklinik“, so Dr. Fehske.  

MitraClip – schonendere Alternative
Ein chirurgischer Mitralklappenersatz bedeutet eine relativ große Belastung für den Körper, da hierbei die Öffnung des Brustkorbs und eine Stilllegung des Herzens erfolgen.

Eine weitaus schonendere Alternative stellt das MitraClip®-Verfahren dar.
„Hierbei führen wir einen langen flexiblen Katheter über die rechte Leistenvene in den rechten Vorhof des Herzens und von dort in den linken Vorhof direkt über der Mitralklappe ein. Mithilfe dieses Katheters bringen wir dann an der undichten Stelle der Klappe eine Art Klammer, den MitraClip®, an“, erläutert Dr. Fehske.

Dieser hält die Ränder der Klappe zusammen und sorgt so dafür, dass sie wieder besser schließt. Der Blutfluss im Herzen normalisiert sich. „Während des Eingriffes erfolgt eine Überwachung mithilfe eines 3-D-Ultraschalls. Dadurch kontrollieren wir die Reduktion der Mitralinsuffizienz bereits während des Eingriffes und stellen die richtige Position des Clips sicher.

Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose und dauert in etwa zwei Stunden. Bisher hat sich das Verfahren weltweit bei etwa 100.000 Eingriffen als effektive Alternative herausgestellt“, so der Kardiologe abschließend.

Weitere Informationen erhalten Sie auch direkt unter www.vinzenz-hospital.de