Wenn der Herzschlag aus dem Rhythmus gerät

Innovative Schrittmacher und ICDs bieten verschiedene Therapiemöglichkeiten

Jede Minute pumpt das Herz das gesamte Blut einmal durch den Körper, mit einer Geschwindigkeit von etwa 4 Kilometern pro Stunde.

So fließen etwa 10.000 Liter Blut pro Tag durch den gesamten Organismus, um ihn mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen.

Gerät das Herz aus dem Takt, kann das daher schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.

„Bei Menschen mit einer schweren Herzerkrankung kann das Herz zu langsam oder aber auch zu schnell schlagen. Das kann schwere Folgen wie Herzstillstand, Kammerflimmern oder auch einen plötzlichen Herztod nach sich ziehen. Moderne Herzschrittmacher oder implantierbare Defibrillatoren können dies verhindern“, so Dr. Jan-Erik Gülker, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Rhythmologie des zum Klinikverbund St. Antonius und St. Josef gehörenden Petrus-Krankenhauses in Wuppertal.

Nicht immer wirken Medikamente

Das Herz besteht aus zwei Kammern und zwei Vorhöfen, die durch Herzklappen voneinander getrennt sind. Mit jedem Herzschlag öffnen und schließen sie sich und regulieren so den Blutfluss.

Bei jedem Herzschlag pumpt das Herz Blut durch den Kreislauf.

Je nach Alter und Fitness schlägt das Herz eines gesunden Menschen zwischen 50- und 100-mal pro Minute.

Liegt die Frequenz jedoch ohne erkennbaren Grund unter 50 Schlägen pro Minute, gilt es für Mediziner eine ausführliche Anamnese durchzuführen, da diese Verlangsamung des Herzschlags, auch Bradykardie genannt, einige gefährliche Symptome mit sich führen kann.

Die Organe werden nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt, es kann zu Schwindel, Müdigkeit, Atemnot bis hin zur Ohnmacht kommen.

Schlägt das Herz zu schnell, treten tachykarde Herzrhythmusstörungen auf, kann es zu lebensbedrohlichen Symptomen bis zum plötzlichen Herztod kommen.

„Halten die Symptome an und bringt eine medikamentöse Therapie keine Normalisierung des Herzschlags, kann die Implantation eines Herzschrittmachers oder eines implantierbaren Cardioverter-Defibrillators, kurz ICD, erfolgen“, so Dr. Gülker.

Stromimpulse regulieren den Rhythmus

Bei einem ICD handelt es sich um ein streichholzgroßes Gerät, das mittels Stromimpulsen dem Herz dabei hilft, seinen normalen Rhythmus wiederherzustellen, und dafür die Herzfrequenz des Patienten ständig überwacht.

Dafür setzen Mediziner das Gerät unterhalb des Schlüsselbeins unter die Haut. Von dort ausgehend werden meist zwei Sonden in ein benachbartes Blutgefäß eingeführt und bis ins Herz vorgeschoben.

Dr. Gülker erklärt: „Schlägt das Herz zu schnell, sendet der ICD mehrere Stromimpulse schnell hintereinander ab. Der Herzschlag wird damit sozusagen überholt, auch Overpacing genannt, wodurch der normale Rhythmus wieder einsetzt.“

Das geschieht in der Regel vom Patienten unbemerkt.

Bringt das Overpacing nicht die gewünschte Normalisierung des Herzschlags, etwa im Fall von Kammerflimmern, gibt der Defibrillator einen einzelnen stärkeren Stromstoß ab.

Für einen kurzen Moment wird so das Herz durch den Schock stillgelegt, wodurch danach der natürliche Herzrhythmus wieder einsetzen kann. Während ein Herzschrittmacher bei einem zu langsamen Herzschlag zum Einsatz kommt, kann der ICD auch tachykarde Herzrhythmusstörungen.

Kabellos im Einsatz

Eine besondere Errungenschaft in der Entwicklung stellen kabellose Herzschrittmacher dar.

Wenn der Herzschlag zu langsam ist, senden sie, wie herkömmliche Schrittmacher auch, elektrische Impulse aus, die dafür sorgen, dass sich das Herz zusammenzieht.

Im Gegensatz zu einer Implantation unterhalb des Schlüsselbeins mittels Operation legen Herzspezialisten den kabellosen Herzschrittmacher über einen Katheter, der über die Leistenvene eingeführt wird. So lassen sich Risiken der Wundheilungsstörung, die bei jeder Operation entstehen können, ebenso wie mögliche Gefäßverschlüsse oder Entzündungen minimieren.

„Über das Kathetersystem transportieren wir eine Kardiokapsel in die Herzkammer. Sitzt sie an der richtigen Stelle, wird die Kapsel aus dem Katheter freigesetzt und durch einen kleinen Fixierungsanker in der Muskelinnenwand der Herzkammer verankert“, so Dr. Gülker.

Um nicht nur gefährliche Herzrhythmusstörungen zu umgehen, sondern auch wenn die Herzpumpfunktion eines Patienten eingeschränkt ist, besteht die Möglichkeit, durch eine kardiale Resynchronisationstherapie das Herz zu unterstützen.

Für diese Behandlung verwenden Mediziner auch häufig den Begriff biventrikuläre Schrittmachertherapie oder die Abkürzung CRT, für die englische Bezeichnung Cardiac Resynchronization Therapy. Diese kann sowohl als ICD als auch als Schrittmacher eingesetzt werden und unterstützt das Zusammenziehen des Herzmuskels ebenso wie die Zusammenarbeit der beiden Herzkammern.

Der kleine Eingriff erfolgt unter lokaler Betäubung und mit leichter Sedierung, sodass der Körper des Patienten weniger Belastung erfährt.
 
Weitere Informationen erhalten Sie auch direkt unter www.petrus-krankenhaus-wuppertal.de