Thrombektomie: Große Kunst für kleine Gefäße

Lebensbedrohlichen Gefäßverschluss im Kopf behandeln

Bei einem ischämischen Schlaganfall, dem sogenannten Hirninfarkt, treten plötzlich Durchblutungsstörungen des Gehirns auf. Betroffene bemerken – je nach Schwere und Lokalisation des Gefäßverschlusses – Taubheitsgefühle in Armen und Beinen, Lähmungserscheinungen im Gesicht und in den Extremitäten sowie Sprach- oder Sehstörungen.

„Im schweren Verlauf kann der Schlaganfall sogar tödlich enden“, weiß Dr. Hannes Nordmeyer, Leiter der Abteilung für interventionelle Radiologie und Neuroradiologie der radprax in Solingen.

Um die akute Durchblutungsstörung zu beheben und folgenschwere Hirnschäden zu vermeiden, ist die Thrombektomie bei Verschlüssen der großen Hirnarterien heutzutage das effektivste Behandlungsverfahren.

Spezialisierter Eingriff

Für die gestörte Blutversorgung im Gehirn zeigt sich oftmals eine Verkalkung der Arterien verantwortlich. Dabei lagern sich sogenannte Plaques an den Gefäßwänden ab und verstopfen diese im Laufe der Zeit.

Im schlimmsten Fall tritt eine Embolie, also ein kompletter Gefäßverschluss, ein.

„Jetzt heißt es schnell handeln, denn ‚time is brain‘“, betont der Neuroradiologe.

Zunächst verabreichen Ärzte blutgerinnselauflösende Medikamente über die Vene, um die Eröffnung kleinerer Gefäßes zu erreichen.

Bei der Form des ischämischen Schlaganfalls, wo größere Hirngefäße betroffen sind, kommt dann die mechanische Thrombektomie zum Einsatz.

Unter Röntgenkontrolle werden dünne Katheter über die Beinarterie bis zum betroffenen Hirnareal navigiert. Mithilfe eines sogenannten Stent-Retrievers, einem entfaltbaren feinen Drahtgeflecht, wird das Blutgerinnsel eingefangen und durch den Katheter aus dem Körper gezogen.

„Patienten profitieren von dem spezialisierten Verfahren oftmals schon unmittelbar nach Beendigung des Eingriffs“, erklärt Dr. Nordmeyer.

Schnelle Kommunikation

Neben der Thrombektomie kommen weitere Verfahren zur Schlaganfall-Therapie in Betracht.

Zum einen die sogenannte Ballondilatation, zur Aufdehnung verengter Gefäße, und zum anderen die Stent-Angioplastie, bei der nach der Aufdehnung ein metallisches Röhrchen in das vormals verengte Gefäß eingesetzt wird, um es dauerhaft offen zu halten.

Letzteres verbleibt im Körper und stabilisiert die erkrankte Gefäßwand.

Wann welche Therapie zum Einsatz kommt und den größtmöglichen Erfolg verspricht, entscheiden spezialisierte Teams von Fall zu Fall.

„Dazu gehört die engmaschige Kommunikation zwischen Neurologe, Neuroradiologe und Neurochirurg, die so einfach und schnell wie möglich ablaufen sollte“, betont der radprax-Experte.

Vorbeugende Maßnahmen

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko von Gefäßverengungen durch Veränderungen der inneren Wandschichten der Arterien

. Neben diesem natürlichen Alterungsprozess begünstigen vor allem Bluthochdruck, Rauchen sowie erhöhte Blutfett- und Zuckerwerte gefährliche Stenosen, also Plaque-Ablagerungen in den hirnversorgenden Arterien. „Allerdings kann jeder den Alterungsprozess der Blutgefäße selbst ein Stück weit beeinflussen.

Das gelingt mit einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung. Zudem sollten Stress und Übergewicht reduziert und das Rauchen eingestellt werden“, erläutert Dr. Nordmeyer.

Wer regelmäßig Blutdruck, -zucker und -fett kontrolliert, kann bei Veränderung der Werte schnell reagieren und einen Arzt aufsuchen.

Weitere Informationen erhalten Sie auch unter www.radprax.de