Erhöhtes Risiko für Nierenerkrankungen bei Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen

Besteht ein Zusammenhang zwischen CED und chronischen Nierenerkrankungen (CKD)?

Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) haben laut einer aktuellen Metaanalyse ein deutlich erhöhtes Risiko, eine chronische Nierenerkrankung (CKD) zu entwickeln, so das Fazit von Wissenschaftlern aus Belgien und Italien.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) stehen in Verbindung mit verschiedenen immunvermittelten Erkrankungen wie Spondylarthritis, Pyoderma gangraenosum, primär sklerosierender Cholangitis und Uveitis. 

Eine chronische Nierenerkrankung (CKD) wird definiert durch eine dauerhaft eingeschränkte Nierenfunktion mit einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) von weniger als 60 ml/min/1,73 m² und/oder durch persistierende Marker für Nierenschäden über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten. 

Fallberichte und Kohortenstudien deuten auf einen Zusammenhang zwischen CED und CKD hin. Das genaue Ausmaß und die Stärke dieser Assoziation wurde bislang aber nicht abschließend geklärt.

Zusammenhang zwischen CED und chronischen Nierenerkrankungen?

Wissenschaftler führten nun in einem systematischen Review mit Metaanalyse eine umfassende Literaturrecherche in den Datenbanken EMBASE, MEDLINE, Web of Science, Cochrane Database und SCOPUS durch, um diesen Zusammenhang näher zu beleuchten. An der Auswahl und Bewertung der Studien waren 2 unabhängige Gutachter beteiligt.

In Studien mit einer Vergleichsgruppe wurden die Odds Ratios (OR) zur Einschätzung des Risikos einer chronischen Nierenerkrankung bei CED berechnet.

Systematischer Review mit Metaanalyse über 54 Studien

Insgesamt wurden 54 Forschungsartikel in die systematische Übersichtsarbeit aufgenommen. Von diesen enthielten 8 Studien Daten zum Vorkommen von CKD bei Menschen mit CED (n = 102 230) im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen (n = 762 430). In 5 Studien wurde die CKD-Diagnose anhand von ICD-Codes berichtet, 3 Studien dokumentierten die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR). 

Das Gesamtrisiko für die Entwicklung einer CKD bei CED-Patienten war um 59 % höher als bei Kontrollpersonen (Odds Ratio, OR: 1,59; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,31 – 1,93). Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Diagnosemethoden: ICD-basiert lag das OR bei 1,70 (95 % KI: 1,33 – 2,19), eGFR-basiert bei 1,36 (95 % KI: 1,33 – 1,64).

Gezielte Diagnostik zur Früherkennung von chronischen Nierenerkrankungen bei CED sinnvoll

Die Ergebnisse der Analyse zeigten, dass CED mit einer klinisch bedeutsamen Zunahme der CKD-Prävalenz assoziiert ist. 

Eine gezielte Diagnostik zur Früherkennung von CKD könnte die Nierengesundheit bei Menschen mit chronischen Darmentzündungen langfristig verbessern, so die Empfehlung der Autoren. Weitere Forschung ist notwendig, um die Ursachen dieser Verbindung aufzuklären.

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Original Titel:
Chronic Kidney Disease in Inflammatory Bowel Disease: a Systematic Review and Meta-analysis

Autor:
Zadora W, Innocenti T, Verstockt B, Meijers B. Chronic Kidney Disease in Inflammatory Bowel Disease: a Systematic Review and Meta-analysis. J Crohns Colitis. 2024 Sep 3;18(9):1464-1475. doi: 10.1093/ecco-jcc/jjae049. PMID: 38584452.