Diagnose Wirbelgleiten

Wenn Wirbelgelenke aus der Reihe tanzen

Die menschliche Wirbelsäule bildet ein sensibles System, bei dem jeder Baustein eine individuelle Aufgabe erfüllt. Sie dient als zentrales Stützorgan des Körpers und sorgt für Stabilität sowie Beweglichkeit.

Doch bereits kleinste Veränderungen bringen das empfindliche Konstrukt aus dem Gleichgewicht und verursachen dann Beschwerden.

Beim Wirbelgleiten verlassen ein oder mehrere Wirbel ihre ursprüngliche Position. Sie rutschen entweder nach vorn oder nach hinten aus der Wirbelsäule. Mediziner bezeichnen dieses Phänomen auch als Gleitwirbel oder Spondylolisthese.

„Die Krankheit ist tückisch, denn unnatürlich bewegliche Rückenwirbel verursachen nicht sofort Beschwerden, sodass Betroffene nicht merken, dass sie unter einer Erkrankung leiden. Erst im fortgeschrittenen Stadium haben Patienten dann Belastungs- oder Dauerschmerzen. Ausgeprägtes Wirbelgleiten kann sogar Gefühlsstörungen beziehungsweise Lähmungserscheinungen in den Extremitäten verursachen“, erklärt Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin.

Wirbel in Bewegung
Jeweils zwei benachbarte Wirbel bilden mit der dazwischenliegenden Bandscheibe und der umliegenden Muskulatur ein Bewegungssegment. Ein Gleitwirbel entsteht, wenn ein Bewegungssegment an Stabilität verliert. Zu den Ursachen hierfür zählen vor allem angeborene Verformungen der Wirbelsäule.

„Aber auch nicht angeborene Veränderungen wie Verschleißerscheinungen, frühzeitiger Knochenabbau oder vorangegangene Frakturen können Instabilität verursachen. In den meisten Fällen gleitet der obere Wirbel über den unteren nach vorn. Es gibt jedoch auch ein seitliches Wirbelgleiten, das sogenannte Drehgleiten“, so Dr. Sabarini.

Am häufigsten treten Gleitwirbel an der Lendenwirbelsäule auf, da hier die Belastung am höchsten ausfällt.

Wirbelgleiten ist nicht gleich Wirbelgleiten
Mediziner unterscheiden vier verschiedene Ausprägungen der Krankheit.

Bei Grad eins haben sich die Wirbelkörper weniger als 25 Prozent verschoben, das bedeutet, der obere Wirbelkörper bedeckt noch zu mindestens drei Viertel die Deckplatte des unteren.

Bei Stadium vier, also der stärksten Ausprägung, ist der Wirbelkörper hingegen mehr als 75 Prozent verschoben.

„Betroffene klagen dann häufig über Schmerzen, die sich ausgehend vom betroffenen Wirbel gürtelförmig ausbreiten und in die Beine ausstrahlen. Nur in seltensten Fällen tritt jedoch eine plötzliche Verschlechterung auf“, weiß Dr. Sabarini zu den Symptome zu sagen. Vielmehr verläuft die Entwicklung von Grad eins bis vier meist schleichend.

Diagnose entscheidend
Da es viele Erkrankungen gibt, die ähnliche Symptome hervorrufen, spielt eine detaillierte Diagnose eine entscheidende Rolle für eine erfolgreiche Behandlung. Besteht der Verdacht auf Wirbelgleiten, müssen Aufnahmen der Wirbelsäule gefertigt werden, um eine gesicherte Diagnose zu erhalten. Hierfür eignen sich moderne bildgebende Verfahren wie die offene Magnetresonanztomografie.

„In manchen Fällen lässt sich Wirbelgleiten nur in Bewegung diagnostizieren. Deshalb kann die Anfertigung bestimmter MRT-Aufnahmen, bei denen sich die Wirbelsäule sowohl in Beugung als auch in Streckung befindet, erforderlich sein“, erklärt Dr. Sabarini.

Muskeln stärken
In leichten Fällen reicht oft eine konservative Behandlung aus. Hierbei spielt die muskuläre Stabilisierung der Wirbelsäule eine besonders wichtige Rolle. Gezieltes Training und physiotherapeutische Maßnahmen helfen die Muskulatur zu kräftigen, um so die Wirbelsäule zu entlasten.

„Schaffen konservative Therapien keine Linderung, erfolgt bei schwerem Wirbelgleiten eine operative Stabilisation der Wirbel mit Titanelementen, um so die natürliche Wirbelsäulenform wiederherzustellen. Versteifung bedeutet jedoch nicht den Verlust der Beweglichkeit der Wirbelsäule. Vielmehr können Patienten in der Regel im Anschluss nahezu alle Bewegungen wie gewohnt ausführen“, so Dr. Sabarini abschließend.

Weitere Informationen erhalten Sie auch direkt unter www.avicenna-klinik.de.