Versteckter Schmerzpunkt Iliosakralgelenk

... wenn die Ursache tiefer liegt

Klagen Patienten häufig über einseitige, tiefsitzende Schmerzen im unteren Rücken, die bis in die Beinrückseiten und Kniegelenke ausstrahlen, denken die meisten sofort an einen Bandscheibenvorfall.

Allerdings liegt bei jedem Vierten die eigentliche Schmerzursache am sogenannten Iliosakralgelenk, kurz ISG.[1]

„Diese gelenkartige Verbindung von Darm- und Kreuzbein stellt eine Art Brücke zwischen Wirbelsäule und Beinachsen dar und sorgt im Beschwerdebild immer wieder für Verwechslungen. Teilweise mit verheerenden Folgen“, warnt Dr. Johannes Lang, Wirbelsäulenexperte aus dem Facharztzentrum im Ärztehaus Delbrück.

Bleibt die wahre Ursache unentdeckt, entwickeln sich aus einem anfänglich harmlosen ISG-Syndrom im Laufe der Zeit häufig chronische Schmerzen. Einfache Tests verhelfen jedoch zu einer fachgerechten Diagnose.

Gründliche Ursachenforschung
Bei einem ISG-Syndrom kommt es auf die Anamnese an, also die systematische Befragung, wie es zu der Beschwerde kam. Berichten Erkrankte von einem leichten Sturz auf das Gesäß, einem unachtsamen Tritt ins Leere oder abruptem Abstoppen, etwa bei laufstarkem Sport wie Fuß- oder Handball, werden Mediziner hellhörig.

Liegen zusätzlich Symptome wie einseitiges Ziehen im unteren Rücken vor, insbesondere beim Anwinkeln der Beine, oder zwickt es bei bestimmten Bewegungen des Oberkörpers im Gesäß und in der Leistenregion, erhärtet sich der Verdacht auf die Erkrankung.

Zur weiteren Prüfung führt der Arzt mit dem Patienten dann die fünf sogenannten Provokationstests durch. Hierbei stellen Betroffene einfache Bewegungen auf einer Liege nach, die Schmerz im ISG provozieren sollen.

Erfolgt die Reizung bei mindestens drei von ihnen, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Blockierung des Iliosakralgelenks. „Zur Bestätigung des Verdachts erfolgt anschließend eine Injektion von Schmerzmitteln in das ISG. Sorgt diese für Besserung, gilt die Diagnose als gesichert“, erläutert Dr. Lang.

Halt wiederherstellen
Um Betroffenen Linderung zu verschaffen, kommen zunächst konservative Therapien wie leichte Schmerzmittel, Akupunkturanwendungen oder physiotherapeutische Maßnahmen zum Einsatz. Verhelfen all diese Methoden nicht zum Ziel, folgt ein minimalinvasiver Eingriff. Dabei nutzen Ärzte drei spezielle dreieckige Titanimplantate, die das Iliosakralgelenk stabilisieren.

„Um das sogenannte iFuse-System einzusetzen, benötigt es lediglich einen kleinen Hautschnitt von vier Zentimetern. Die gesamte Operation dauert circa eine Stunde. Dank ihrer porösen Oberfläche verwachsen die Implantate dann innerhalb von drei bis sechs Wochen mit dem umliegenden Knochen“, klärt Dr. Lang auf.

Erfahrungsgemäß stellen sich bereits kurz nach der Operation erste Besserungen ein und Patienten können in ihren gewohnten Alltag zurückkehren. Sowohl gesetzliche als auch private Krankenkassen übernehmen die Kosten für diese Behandlung.

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Bernard TN, Kirkaldy-Willis WH. Recognizing specific characteristics of nonspecific low back pain. Clinical Orthopedics 1987; 217: 266-80.