Spielerisch die Angst überwinden

Ein interdisziplinäres Projekt der Universitätsmedizin Mainz will Kindern Stress und Ängste bei belastenden Untersuchungen nehmen

Eine Untersuchung im Magnetresonanztomografen (MRT) empfinden viele Menschen als eine unangenehme Erfahrung: Es ist laut, eng und man darf sich nicht bewegen. 

Wenn Kindern diese Prozedur bevorsteht, führt dies häufig zu Angst und Stress. Nicht selten müssen die kleinen Patientinnen und Patienten für derartige Untersuchungen in Narkose versetzt werden. 

Ein originalgetreues Mini-MRT soll nun Kindern in der Ambulanz der Kinderonkologie der Universitätsmedizin Mainz helfen, sich spielerisch auf das echte MRT vorzubereiten. 

Die Idee dazu kam aus der Klinik und Poliklinik für Neuroradiologie, die das Gerät mit Unterstützung des Vereins cancelcancer.de angeschafft hat. 

Das MINITOM ist ein Baustein in einer Reihe angstmindernder Maßnahmen der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin.

Gerd geht`s nicht gut. 

Der kleine Plüschpinguin soll in eine enge Röhre geschoben werden, aus der laute, hämmernde Geräusche zu hören sind. Doch zum Glück hilft ihm Ida. Sie erklärt Gerd, dass er sich nicht bewegen darf, damit die verschluckten Murmeln in Gerds Bauch auf dem Tablet-Monitor abgebildet werden können. 

Ida – der Name ist ausgedacht – ist eines von etwa 2000 Kindern, die jährlich in Deutschland an Krebs erkranken und denen eine bildgebende Diagnostik und Therapie bevorsteht. Dank des MINITOMs erfährt Ida im Spiel, wie der Scan funktioniert und abläuft. Das soll ihr helfen, die anstehende echte MRT-Untersuchung möglichst angstfrei zu meistern.

Untersuchungen vor und während einer Kinderkrebstherapie können für alle Beteiligten sehr belastend sein. Laut einer Umfrage des Vereins cancelcancer.de liegen die besonderen Angstmomente von Kindern und deren Eltern bei der Durchführung von bildgebenden Untersuchungen (MRT, Fluoroskopie und Computertomographie). 

Kinder müssen für einen längeren Zeitraum still in der engen und lauten Röhre liegen, oftmals werden vorab Kontrastmittel gespritzt. Viele Kinder schaffen das nicht, müssen narkotisiert und teilweise auch intubiert werden. Die Eltern stresst die Angst vor dem Ergebnis und sie leiden mit ihren Kindern.

Gemeinsamer Ansatz von Kinderklinik, Neuroradiologie und Radiologie

Wichtig ist es daher, eine positive Erfahrung mit den Geräten und Verfahren zu schaffen. „Wir haben uns in den Teams gefragt, mit welchen Strategien wir die Kinder auf die anstehenden Untersuchungen gut und möglichst angstfrei vorbereiten können“, erzählt Univ.-Prof. Dr. Jörg Faber, Leiter des Kinderonkologischen Zentrums an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Mainz. 

Die Idee und die Initiative, mit Hilfe von cancelcancer.de ein Mini-MRT einzurichten, kamen aus der Klinik und Poliklinik für Neuroradiologie der UM vom dortigen geschäftsführenden Oberarzt Univ.-Prof. Dr. Ahmed Othman. Er hat die Anschaffung federführend begleitet und betont den interdisziplinären Ansatz: 

„Am MINITOM können fortan alle Kinder der Kinderklinik auf die Untersuchungen in der Neuroradiologie und in der Allgemeinradiologie altersgerecht und mit einem pädagogischen Konzept vorbereitet werden. Wir hoffen sehr, ihnen damit die Angst vor den Untersuchungen zu nehmen oder zumindest zu verringern. Und wir hoffen für die Zukunft, möglichst viele Kinder ohne Narkose ins MRT begleiten zu können.“ 

Die Universitätsmedizin Mainz nehme eine Vorreiterrolle in der anästhesiefreien MRT ein, so Othman weiter. Ein Projekt sei in Planung, was kindgerechte MRT-Methoden etablieren und evaluieren soll, auch mit Hilfe neuartiger MRT-Techniken.

Zum Jahresende 2025 geht das originalgetreue Miniatur-Modell in der Ambulanz der Kinderonkologie in Betrieb. Damit ist die Kinderklinik der Universitätsmedizin Mainz eine der ersten in Deutschland, die ihre kleinen Patient:innen am MINITOM auf das reale MRT vorbereiten kann. 

Ein psychologisches Team begleitet die Kinder vor und nach der radiologischen Untersuchung im Magnetresonanztomographen. Es beantwortet ihre Fragen, erklärt altersgemäß das Gerät und die Untersuchung selbst. 

Aus früheren Studien ist zudem bekannt, dass Kinder weniger Narkosemittel benötigen, sobald eine audiovisuelle Ablenkung ins Spiel kommt. Daher setzt die Kinderklinik Virtual Reality-Brillen ein, mit denen die Kinder zum Beispiel ihre Lieblingsfilme sehen können. So können die jungen Patient:innen bei unangenehmen Untersuchungen, beispielsweise Knochenmarkpunktionen oder Blutentnahmen, von der eigentlichen Prozedur abgelenkt werden. Bei einer Verlegung oder einem Transport helfen diese Brillen Kindern ebenfalls, Stress und Angst herunterzufahren.

Auch auf die Strahlentherapie bereitet das psychologische und pädagogische Team vor, in dem es die Räume und Geräte vorher mit den Kindern gemeinsam anschaut und zum Beispiel die Masken für Bestrahlungen im Kopfbereich anprobiert.

Die entscheidende Frage bei allen Erklärungen ist: „Was passiert da mit mir?“. 

Diese gilt es möglichst genau und kindgerecht zu beantworten. Die Expert:innen der Universitätsmedizin Mainz wollen so Ängste vermeiden oder zumindest reduzieren und letztlich dazu beitragen, dass sich die Heilungschancen und somit die Lebensqualität der Patient:innen erhöhen.

Quelle:
Universitätsmedizin Mainz - Mitteilung vom 19. Dezember 2025