Auf leisen Sohlen - Diabetisches Fußsyndrom rechtzeitig erkennen

Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, gilt als Stoffwechselerkrankung, die zu einem chronisch erhöhten Blutzuckerwert führt.

Laut Bundesgesundheitsministerium leiden aktuell rund 7,2 Prozent der Erwachsenen daran.

Für Betroffene bedeutet diese Krankheit nicht nur, eine ausgewogene Ernährung und einen gesunden Lebensstil einzuhalten, sondern auch Symptome ihres Körpers genauestens zu beobachten.

„Durch den erhöhten Blutzuckerspiegel, auch Hyperglykämie genannt, Nervenschäden und Durchblutungsstörungen kann es bei vielen Menschen zu schweren Folgeerkrankungen kommen, wie das diabetische Fußsyndrom, kurz DFS“, erklärt Prof. Dr. Andreas Erhardt, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie, Hepatologie und Ernährungsmedizin des zum Klinikverbund St. Antonius und St. Josef gehörenden Petrus-Krankenhauses Wuppertal.

Für Diabetiker besteht lebenslang ein Risiko von etwa 25 Prozent, an diesem Symptom zu erkranken. Erfolgt die Behandlung zu spät, kann nicht nur eine Ausbreitung weiterer Infektionen in andere Körperbereiche drohen, sondern auch eine operative Entfernung der entsprechenden Region.

Jährlich werden noch immer rund 50.000 Amputationen in Deutschland vorgenommen.

Verschiedene Faktoren führen zu DFS

Beim Diabetes mellitus gilt es zwei Typen zu unterscheiden.

  • Der Typ-1-Diabetes betrifft rund 3 bis 5 Prozent der Patienten. Er entsteht häufig im Kindes- und Jugendalter, wenn durch einen Autoimmunprozess die Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört werden.

  • Weitaus häufiger tritt der Typ 2 auf. Zu den Risikofaktoren zählen Übergewicht, Bewegungsmangel oder auch Vererbung.

Häufig leiden Diabetiker aufgrund des erhöhten Blutzuckerspiegels an Nervenschädigungen oder Sensibilitätsstörungen.

Typischerweise tritt diese Nervenschädigung zuerst an den Füßen auf und steigt in der Regel symmetrisch auf.

Durch die schlechte Blutversorgung, auch als Ischämie bezeichnet, werden die Füße immer schlechter mit Nährstoffen versorgt, erste Symptome können daher rissige, trockene und warme Haut sein. Sie neigen zu vermehrter Hornhautbildung, schmerzen oft in der Nacht und auch die Schweißproduktion ist beeinträchtigt.

Dadurch sind die Füße auch anfälliger für Verletzungen, welche wiederum aufgrund der mangelhaften Durchblutung schlechter abheilen können.

„Die eingeschränkte Nervenempfindlichkeit hat zudem erhebliche Komplikationen wie Fehlstellungen, ungleichmäßige Hornhautbildung oder Druckstellen zur Folge“, weiß Prof. Erhardt.

Die Schädigung der Nerven führen jedoch dazu, dass Betroffene ein vermindertes Schmerzempfinden haben, Verletzungen somit häufig nicht rechtzeitig bemerken und den Fuß weiter belasten. Die Wunde wird dadurch immer tiefer und größer.

Teilweise entstehen sogar chronische Verletzungen, denen Ärzte im äußersten Fall nur noch mit Amputation entgegenwirken können.

Gleichzeitig leiden Diabetiker an einer beeinträchtigten Immunabwehr, sodass auch leichte Verletzungen zum Teil zu schweren Erkrankungen wie beispielsweise Geschwüren führen können. Daher gelten eine frühzeitige Diagnose und ein professionelles Wundmanagement als entscheidend.

Interdisziplinär behandeln

Bei der Anamnese nutzen Ärzte häufig zunächst bildgebende, gefäßdarstellende Verfahren, wie Ultraschall, MRT oder eine Röntgendiagnostik, um eine Minderdurchblutung der Füße festzustellen und auch Tiefe und Struktur der Wunde zu ermitteln.

Anhand der Wagner-Armstrong-Klassifikation lassen sich die Fußwunden mittels Tiefe und Ausmaß kategorisieren. Als erster Baustein der Behandlung gilt es zunächst, den Blutzuckerwert gut einzustellen.

Weitere Maßnahmen hängen von der jeweiligen Tiefe der Wunde ab und davon, ob beispielsweise bereits abgestorbenes Gewebe vorhanden ist.

Dabei stellen Druckbelastung, eine mögliche bakterielle Infektion und auch die Ischämie weitere wesentliche Faktoren bei der Behandlung dar. Für die Druckentlastung nutzen Experten Hilfsmittel wie Verbandsschuhe, Filzverbände oder Orthesen.

Bei bestehenden Entzündungen des Wundbereichs kommen meist Antibiotika zum Einsatz. Allerdings ist zunächst eine ausreichende Durchblutung des Fußes ausschlaggebend, da nur so alle wichtigen Stoffe, die zur Wundheilung beitragen, zum Fuß gelangen können – wie eben auch das Antibiotikum.

Eine engmaschige interdisziplinäre Behandlung gilt hier als ausschlaggebend. Prof. Erhardt erläutert: „Wir arbeiten eng mit einem Team aus Wundmanagern, Diabetologen, Orthopädieschuhtechnikern, Diabetesberatern, Gefäßspezialisten sowie Chirurgen zusammen.“

Weitere Informationen unter www.petrus-krankenhaus-wuppertal.de