WGs für Demenzkranke

Forschungsprojekt der Frankfurt UAS befasst sich mit Alternative zur stationären Versorgung und legt dort vorherrschende Machtstrukturen dar

Adäquate Betreuung von Demenzerkrankten und Gewalt gegenüber älteren Menschen wird immer mehr zu einem gesellschaftlichen Problem.

„Die klassische Heimversorgung ist kritisch zu betrachten, da sich dort Strukturen gemäß einer Totalen Institution wiederfinden. Dieses Konzept geht von einer starken Ungleichheit von Macht zwischen den Akteuren aus, was sich in Gewalterfahrungen manifestieren kann. Eine Alternative zur stationären Versorgung kann eine Wohngemeinschaft für demenziell Erkrankte sein, die durch deren Angehörige selbst organisiert wird“, erklärt Prof. Dr. Klaus Georg Müller, Professor für Pädagogische Aufgaben in der Pflege.

An der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) führt er deshalb das Forschungsprojekt „MachtWG – Machtarrangements in angehörigengesteuerten Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz“ zusammen mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter und Diplom-Soziologen Sebastian Reutzel durch.

„In diesem Betreuungstypus existiert die Institution wie im oben genannten Sinne möglicherweise nicht, es ergeben sich aber vermutlich andere Ausprägungsformen von Macht zwischen den darin lebenden und handelnden Akteuren. Es ist davon auszugehen, dass Macht durch eine dezentrale Steuerung nicht einfach verschwindet, sondern sich andersartig äußert.“

Die Machtstrukturen sichtbar zu machen, ist Kernziel des Projekts.

Die zentrale Frage lautet dabei:
Wie gestalten sich Machtarrangements zwischen Menschen mit Demenz und denen, die sie versorgen, wenn eine offizielle (Totale) Institution durch eine Angehörigensteuerung ersetzt wird?

Darin liege ein hoher Innovationsgrad, da besagte Wohngemeinschaften noch wenig (mikro-)soziologisch beforscht seien. Vor dem Hintergrund der weiterhin ansteigenden Anzahl von an Demenz erkrankenden Menschen, werde die Versorgungsform Wohnpflegegemeinschaft zunehmend Popularität erlangen.

Deshalb sollen die propagierten geringen Machtstrukturen durch das Projekt einer empirischen Prüfung unterzogen werden.

Mehr zum Forschungsprojekt, welches bis Frühjahr 2020 durchgeführt wurde, erfahren Sie unter https://www.frankfurt-university.de/de/news

Quelle:
Mitteilung der Frankfurt University of Applied Sciences vom 29. Juli 2019