Gibt es eine Schokoladenseite?

Schönheitsmythos im Check

Ob auf dem spontanen Schnappschuss für Instagram oder dem professionellen Bewerbungsfoto − viele Menschen sind davon überzeugt, dass sie eine Schokoladenseite haben, die sie besonders attraktiv wirken lässt.

Doch gibt es sie wirklich oder sind beide Gesichtshälften gleich schön?

Das Gesicht ist nie komplett symmetrisch, winzige Unterschiede existieren immer. Auf der einen Seite sitzt der Mundwinkel beispielsweise ein paar Millimeter höher oder ein Nasenflügel ist minimal größer als der andere.

Diese kleinen Abweichungen nehmen wir in der Regel gar nicht bewusst wahr, sie sorgen allerdings dafür, dass es tatsächlich eine sogenannte Schokoladenseite gibt“, erklärt Dr. med. Joachim Graf von Finckenstein, plastischer und ästhetischer Chirurg und Leiter der Praxisklinik in den Seearkaden Starnberg.

Links oder rechts?

Für das perfekte Foto stellt sich also die Frage, wie sich die eigene Schokoladenseite erkennen lässt.

Doch tatsächlich ist die Antwort einfacher als gedacht, denn die Schokoladenseite befindet sich bei allen Menschen links.

„Die Wissenschaftler Kelsey Blackburn und James Schirillo von der Wake Forest University in den USA konnten nachweisen, dass unser Gehirn die linke Gesichtshälfte als attraktiver empfindet. Sie erklären dies damit, dass die Emotionen im Gesicht links stärker zum Ausdruck kommen als rechts“, weiß Dr. von Finckenstein.

Erstaunlicherweise ziehen sich Hinweise auf diese Erkenntnis unbewusst durch alle Epochen: Nicht nur heutzutage wird die linke Gesichtshälfte auf Selfies öfter präsentiert, auch auf Kunstwerken der vergangenen Jahrhunderte wurde das linke Gesichtsprofil schon häufiger abgebildet als das rechte.

Die Venus von Botticelli, die Mona Lisa von Leonardo da Vinci oder das Mädchen mit dem Perlenohrring von Jan Vermeer stellen einige bekannte Beispiele dar.

Eine Frage der Gewöhnung

Dass Gesichter nie komplett symmetrisch sind, sorgt bei Fotos noch für einen anderen Effekt:

Die meisten Menschen gefallen sich auf Schnappschüssen weniger gut als beim Blick in den Spiegel.

„Dies liegt daran, dass wir uns an den spiegelverkehrten Anblick gewöhnt haben. Da wir uns jeden Tag mehrmals im Spiegel betrachten, empfinden wir das seitenverkehrte Gesicht als unser tatsächliches Aussehen. Fotos zeigen uns zwar so, wie uns auch andere Menschen wahrnehmen, doch uns selbst fallen die kleinen Abweichungen zum Spiegelbild unterbewusst sofort auf. Sie irritieren uns und sorgen dafür, dass wir die Bilder nicht mögen“, erklärt Dr. von Finckenstein.

Wer allerdings häufig Fotos von sich macht und betrachtet, gewöhnt sich mit der Zeit ebenfalls an diesen Anblick und lernt auf diesem Weg, das eigene Aussehen – egal ob spiegelverkehrt oder nicht − zu lieben.

Hier noch ein interessanter Buchtipp zum Thema: Warum macht Schönheit uns so an?

Symmetrie, Zeitgeschehen oder Evolution – welche Faktoren beeinflussen die menschliche Schönheitswahrnehmung?

Dr. med. Joachim Graf von Finckenstein, plastischer und ästhetischer Chirurg und Leiter der Praxisklinik in den Seearkaden Starnberg, ergründet in seinem neuesten Buch Warum macht uns Schönheit so an? spannende Aspekte, die die menschliche Wahrnehmung von Schönheit erklären.

Das Buch umfasst 236 Seiten  und kostet 30,99 Euro als Hardcover bzw. 14,99 Euro als eBook

Erhältlich bei: Books on Demand und anderen handelsüblichen Plattformen - weitere Informationen gibt es auch direkt unter www.finckenstein.de