Neuer Pflege-TÜV verwirrt Verbraucher

Überarbeitetes System zur Beurteilung von Pflegeheimen tritt in Kraft

Bevor ein Angehöriger in ein Pflegeheim zieht, macht sich die gesamte Familie die Entscheidung nicht leicht: Schließlich verbringt der Pflegebedürftige dort vermutlich den Rest seines Lebens.

Um Verbrauchern bei der Wahl einer passenden Einrichtung eine Orientierung zu bieten, bewertet der sogenannte Pflege-TÜV seit 2009 die Qualität der Heime.

Doch das bisherige Bewertungssystem wurde von vielen Seiten stark kritisiert.

Ab November 2019 startet ein überarbeiteter Pflege-TÜV. Markus Küffel, Vorstandsmitglied des Verbandes für häusliche Betreuung und Pflege e. V. und Geschäftsführer der Pflege zu Hause Küffel GmbH, gibt im Folgenden eine Einschätzung über die Wirksamkeit der Maßnahmen:

„Eine Überarbeitung des Pflege-TÜVs war dringend notwendig. Denn bisher wurden irrelevante Faktoren wie eine schöne Gartenanlage zu stark gewertet, wodurch sich die Ergebnisse künstlich verbesserten.

Am Ende entstanden wenig aussagekräftige Noten.

Auch, dass die Prüfung der Heime vorher angekündigt wurde und Einrichtungen sich dementsprechend vorbereiten konnten, sorgte nicht für ehrliche Bewertungen im Sinne der Kunden.

Die Intention des neuen Pflege-TÜVs ist daher zweifellos gut, denn er soll Verbraucher wieder stärker bei ihrem Urteil unterstützen, indem er detaillierter über die Qualitäten und Mängel der Einrichtungen aufklärt.

Die Bewertungen stützen sich nun nicht mehr primär auf die eigenen Angaben der Heime, sondern schließen unabhängige Datenauswertungen ein und enthalten zudem eine Qualitätskontrolle des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung, bei der sowohl Pflegebedürftige als auch Betreuungskräfte befragt werden.

Im Vergleich zum alten Pflege-TÜV bedeutet die überarbeitete Variante deshalb einen großen Fortschritt.

Leider führt das neue Bewertungssystem bei Verbrauchern auch zu Verwirrung

Bisher wurden Schulnoten vergeben, nun kommt allerdings eine unübersichtliche Bewertungsskala zum Einsatz.

In einigen Kategorien werden zwischen 1 und 4 Quadrate verteilt, während in anderen 1 bis 5 Kreise die Qualität der Einrichtung anzeigen sollen.

Eine Gesamtnote für die Heime gibt es nicht mehr.

Für Verbraucher fehlt dadurch die Übersichtlichkeit und die schnelle Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Einrichtungen.

Wir haben es beim neuen Pflege-TÜV leider mit einem klassischen Fall von ‚Viele Köche verderben den Brei‘ zu tun.

Bei der Überarbeitung haben so viele verschiedene Akteure mitgemischt, dass am Ende ein gut gemeintes, aber zu kompliziertes Bewertungssystem entstanden ist.

Um wirklich sicherzugehen, sollten Angehörige ein Pflegeheim immer vorher selbst besichtigen, Gespräche mit den Bewohnern führen und dabei auch auf das eigene Bauchgefühl hören.“

Weitere Informationen erhalten Interessierte direkt unter www.pflegezuhause.info