So finden Angehörige eine 24-Stunden-Pflegekraft

Seriöse Anbieter erkennen

Pflege in den eigenen vier Wänden – davon träumen viele Senioren, denn die wenigsten möchten ihren Lebensabend in einer fremden Umgebung verbringen

Durch die sogenannte 24-Stunden-Pflege können Betreuungsbedürftige weiterhin zu Hause wohnen, erhalten aber trotzdem die notwendige Unterstützung.

Bei diesem Pflegemodell zieht eine meist osteuropäische Kraft bei ihnen zu Hause ein und hilft bei alltäglichen Aufgaben wie Wäsche waschen, kochen, einkaufen, der Körperpflege und vielem mehr.

„Die richtige Betreuungskraft zu finden, stellt leider jedoch eine große Herausforderung dar“, weiß Markus Küffel, Gesundheitswissenschaftler, examinierte Pflegefachkraft und Geschäftsführer der Pflege zu Hause Küffel GmbH.

Bisher gibt es in Deutschland keine klar definierten Gesetze für die Beschäftigung von sogenannten 24-Stunden-Kräften.

Diese Situation nutzen zahlreiche Vermittlungsagenturen aus, sodass nicht immer alles mit rechten Dingen zugeht.

Was aufgrund niedrigerer Preise auf den ersten Blick vielversprechend klingt, kann allerdings dazu führen, dass Pflegebedürftige im schlimmsten Fall wegen Schwarzarbeit oder einer fehlenden Sozialversicherung der Betreuungskraft belangt werden.

Interessierte Familien sollten daher darauf achten, sich an seriöse Vermittlungsagenturen zu wenden – aber wie finden sie diese?

Genau hinschauen

Wer auf der Suche nach einer sogenannten 24-Stunden-Betreuungskraft ist, sollte sich nicht von der Homepage oder einer Hochglanzbroschüre täuschen lassen, denn diese sagen nur wenig über die Seriosität eines Anbieters aus.

Stattdessen sollten Interessenten sich einen persönlichen Eindruck verschaffen − beispielsweise bei einem ausführlichen Gespräch per Telefon oder auch im Büro der Vermittlungsagentur.

„Zu einer umfänglichen Beratung gehört nicht nur die fachliche Analyse der Betreuungssituation, sondern auch die Aufklärung über allgemeine und gesetzliche Rahmenbedingungen. Auf Nachfrage sollte außerdem immer ein telefonisches Kennenlernen der Betreuungskraft möglich sein“, erklärt Markus Küffel.

Wichtiger Tipp der Stiftung Warentest: Die Vermittlungsagentur sollte nach der DIN SPEC 33454 arbeiten und zertifiziert sein.

Dieser derzeit erste und einzige Branchenstandard sorgt unter anderem für bessere Arbeitsbedingungen der Betreuungskräfte und eine höhere Versorgungsqualität. Er schafft zudem ein Höchstmaß an Transparenz und soll damit zu deutlich mehr Rechtssicherheit bei Verbrauchern führen.

Versprechen der Agentur kritisch hinterfragen

Seriöse Anbieter verfügen über einen eigenen Vermittlungsvertrag, in dem sie ihre Leistungen beschreiben.

Auch der Dienstleistungsvertrag der unterschiedlichen ausländischen Partner sollte direkt zu Beginn der Kontaktaufnahme dem Kunden zur Ansicht zur Verfügung stehen

In den Verträgen sollten der Leistungsumfang der Betreuungskraft sowie die Tätigkeiten der Agenturen genau festgehalten sein.

So darf eine sogenannte 24-Stunden-Betreuungskraft aufgrund des Arbeitszeitgesetzes nicht mehr als 48 Stunden die Woche arbeiten.

Auch Bereitschaftszeiten, die die Anwesenheit der Betreuungskraft erfordern, gelten als Arbeitszeit und müssen vergütet werden.

Bei aus dem EU-Ausland entsendeten Kräften kommt zudem der A1-Bescheinigung eine besondere Bedeutung zu. Diese weist nach, dass die beauftragte Pflegekraft im Herkunftsland sozialversichert ist.

Achtung: Liegt sie nicht vor, stellt dies ein enormes Risiko für die betroffene Familie dar, denn der Gesetzgeber lässt sie in solchen Fällen zum Arbeitgeber werden.

Neben der Nachzahlung von Sozialabgaben drohen auch empfindliche Strafen.

„Ein weiteres Indiz für die Seriosität eines Angebots liefern die veranschlagten Kosten“, weiß Markus Küffel und erklärt: „Pro Monat fallen in der Regel zwischen 2.200 Euro und 3.200 Euro an. Weniger klingt zwar verlockend, bedeutet meistens jedoch, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Bei niedrigeren Preisen sollten deshalb sofort die Alarmglocken klingeln.“

Um auch hier schwerwiegende und vor allem kostspielige rechtliche Folgen zu vermeiden, sollten Interessierte unbedingt darauf achten, dass ihre Vermittlungsagentur alle Punkte erfüllt.

Allerdings sieht der Pflegeexperte auch die Politik in der Pflicht, das Risiko für Familien zu verringern: „Es braucht unbedingt klar definierte Vorschriften für die sogenannte 24-Stunden-Pflege. Nur so kann die Betreuung in den eigenen vier Wänden auch zukünftig gewährleistet werden.“

Weitere Informationen unter www.pflegezuhause.info