Kein Silberstreif mit Klingbeil – das Steuersystem bleibt ein Irrgarten

Wie die ersten Äußerungen des neuen Finanzministers einzuordnen sind und was das für das deutsche Steuersystem bedeutet, das weiß Udo Heimann, Steuerexperte und Unternehmer:

„Deutschland hat keinen Finanzminister. Deutschland hat einen Buchhalter mit Parteibuch.

Lars Klingbeil, der neue Mann an der Spitze des Bundesfinanzministeriums, zeigt bereits in den ersten Wochen, wohin die Reise geht: in den Status quo. Keine Vision, keine Strukturreform, kein Mut. Und das ausgerechnet in einer Lage, die eigentlich alles verlangt – außer weiter so.

Die aktuelle Steuerschätzung ist ein Alarmsignal in Rot: Dem Bund fehlen bis 2029 über 30 Milliarden Euro. Schon im kommenden Jahr muss der Haushalt mit rund 11 Milliarden Euro weniger als geplant auskommen. Und was schlägt Klingbeil vor? Einen ‚schmerzhaften Prozess‘, bei dem sich jedes Ministerium auf Einsparungen einstellen muss. Man könne sich ‚nichts mehr leisten, was nicht unbedingt notwendig ist‘, heißt es. Klingt entschlossen.

Ist aber genau das Gegenteil: der kleinste gemeinsame Nenner, verpackt in politische Phrasen.

Klingbeil will sparen, wo Reformen nötig wären. Verwalten, wo Gestaltung gefragt ist. Und öffentlich ruhigstellen, was eigentlich dringend diskutiert werden müsste – nämlich unser völlig marodes Steuersystem. Dabei ist das Grundproblem längst bekannt: Das deutsche Steuerrecht gehört zu den kompliziertesten der Welt. Es bestraft Arbeit, verhindert Innovation, schreckt Gründer ab und bevorzugt die, die sich teure Steuerberater leisten können.

Statt  Leistungs- und Investitionsanreize zu setzen, klammert sich das System an einen Dschungel aus Ausnahmen, Begünstigungen und Sondervorschriften, die nicht einmal mehr Finanzbeamte vollständig durchdringen.

Die Steuererklärung auf dem Bierdeckel, einst das Symbol des Aufbruchs und der Entbürokratisierung, wirkt heute wie ein Witz aus besseren Tagen.

Die Realität?

ElsterFormulare, Verlustvorträge, Progressionsvorbehalte. Ein System für Experten – und gegen Bürger und den Mittelstand.

Genau das ist das Problem

Kein Land kann auf Dauer funktionieren, wenn sein Steuersystem als feindliches Labyrinth empfunden wird. Vertrauen entsteht nicht durch Steuerschlupflöcher, sondern durch nachvollziehbare Regeln.

Doch anstatt dieses Vertrauen durch eine echte Strukturreform zurückzugewinnen, zieht sich die Politik lieber in die Haushaltsdisziplin zurück.

Klingbeils Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland liest sich wie die Betriebsanleitung für politischen Stillstand.1 Er spricht wie jemand, der das Problem gar nicht lösen will – sondern hofft, dass es bis zur nächsten Legislatur irgendwie durchgewurstelt wird.

Wo bleibt der Mut, der Gestaltungswille, der Anspruch, dieses Land fit zu machen?

Warum spricht niemand mehr von echter Vereinfachung, von digitalem Umbau, von Steuergerechtigkeit, die auch den Mittelstand entlastet und nicht nur Konzerne mit Holdingstrukturen?

Die Wahrheit ist bitter: Es fehlt nicht nur an Geld – es fehlt an Leuten, die bereit sind, sich mit den realen Schwächen des Systems auseinanderzusetzen. Klingbeil will lieber Ministerien kürzen, als Paragrafen streichen. Lieber Subventionen verteilen, als Substanz reformieren.

Lieber deckeln, deckeln, deckeln – statt entwirren. Dabei gäbe es so viele Ansatzpunkte: Ein vereinfachter Tarif, ein höherer Grundfreibetrag, die Abschaffung absurder Nachweispflichten, eine steuerliche Entlastung für Familien und ein  Unternehmenssteuerrecht, das Investitionen in die Transformation nicht bremst, sondern fördert.

Stattdessen geht Klingbeil den Weg des geringsten Widerstands – und hofft wohl, dass niemand laut fragt, warum das Finanzministerium Jahr für Jahr komplizierter wird, während das Vertrauen in die Steuerpolitik weiter sinkt. Deutschland braucht keinen Verwalter im Bundesministerium für Finanzen; Deutschland braucht einen Reformer.

Jemanden, der sich traut, das zu tun, was längst überfällig ist: dieses Steuersystem auf links zu drehen. Weg mit der Belegflut, weg mit der Beraterabhängigkeit, weg mit der Bestrafung von Leistung und unternehmerischem Mut. Lars Klingbeil wird das auf jeden Fall nicht liefern. Das hat er in den ersten Tagen im Amt unmissverständlich klargemacht.

Kein Aufbruch – kein Bierdeckel und schon gar kein Silberstreif.“

Weitere Informationen unter https://tax-network.de/

Udo Heimann
ist Steuerexperte, Unternehmer, Visionär und Stratege mit über 30 Jahren Erfahrung in der unternehmerischen Beratung. Als Mitinitiator und Headcoach des ersten Steuercoachings in Deutschland (gemeinsam mit Alex Düsseldorf Fischer) hat er seit 2018 neue Maßstäbe in der Steueroptimierung gesetzt. Im Rahmen des „Next Level Steuercoachings“ hat er Tausende von Unternehmern und Beratern inspiriert und geprägt.

Sein Ansatz kombiniert Steuerrecht mit Gesellschafts-, Stiftungs- und Vertragsrecht sowie Finanzstrategien – denn für ihn besteht echte Steuergestaltung nur zu 20 Prozent aus Steuerrecht und zu 80 Prozent aus anderen Rechtsgebieten.

Mit der Gründung der Tax Network GmbH hat Heimann eine Plattform geschaffen, auf der Wissen, Erfahrung und Umsetzungskraft zusammenfließen. Er hilft Unternehmern, ihre Steuerlast strategisch zu gestalten, Vermögen aufzubauen und langfristig zu sichern. Dabei ist ihm das deutsche Steuersystem ein Dorn im Auge: „Es ist ungerecht und bedarf einer grundlegenden Neugestaltung. Ein einfacheres und gerechteres System ist längst überfällig ist

1 https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Interviews/2025/2025-05-19-rnd.html