Recht auf einen gesunden Mundraum

Unterstützung für Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung

Im Gegensatz zum Bevölkerungsdurchschnitt weisen Personen mit Handicap und Pflegebedarf deutliche Mängel in der Mundgesundheit auf.[1]

„Viele Betroffene sind motorisch kaum noch in der Lage, ihre Zähne zu putzen, und nötige Präventionsmaßnahmen, wie ausführliche Beratungsgespräche zur Mundhygiene mit pflegenden Angehörigen, wurden bisher nicht im Leistungskatalog der Krankenkassen erfasst“, erklärt Dr. Christoph Sliwowski, Leiter der Zahnimplantat-Klinik Düsseldorf im St. Vinzenz-Krankenhaus.

Um diesen Zustand zu ändern, tritt ab Juli 2018 ein neues Gesetz in Kraft, das einen verbindlichen Rechtsanspruch auf zusätzliche zahnärztliche Vorsorgemaßnahmen für diese Bevölkerungsgruppe sichert.

Wichtige Neuerungen
Dank der gesetzlichen Änderungen haben Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung nun das Recht auf einen umfassenden Vorsorgekatalog. Dazu zählt die jährliche, umfangreiche Erfassung des gesamten Status ihrer Mundgesundheit, die eine Betrachtung von Zähnen, Zahnfleisch, Mundschleimhäuten und nötigen Zahnersatz einschließt.

Auf dieser Grundlage erstellen Mediziner einen Gesundheitsfahrplan und legen individuelle Maßnahmen für die Hygiene, Vorsorge, Zahnpflege und Ernährung fest. Zudem bezahlen Krankenkassen halbjährlich die Entfernung von harten Zahnbelägen, diese konnte vorher nur einmal jährlich abgerechnet werden.

„Am wichtigsten ist jedoch die Aufklärung von Betreuern und Betreuten zu den Besonderheiten der Mundhygiene, die nun gesetzlich festgelegt alle 12 Monate in Form eines ausführlichen Beratungsgesprächs mit dem behandelnden Zahnarzt erfolgt“, erläutert Dr. Sliwowski.

Darin geht es auch um die Vermittlung von praktischen Hinweisen, beispielsweise geeigneten Zahnersatzsystemen für Personen mit eingeschränkter Handmotorik, wie dem SOS-Click-System. Bei diesem Verfahren tragen im vorderen Bereich des Unterkiefers zwei Implantate einen Steg, auf dem die Zahnprothese festen Halt findet. Patienten können diese mit nur einer Hand aus der Verankerung lösen und mit einem „Klick“ wieder in die fixierte Stegkonstruktion einsetzen.

Hilfsmittel für den Alltag
Insbesondere pflegenden Angehörigen fällt es oftmals schwer, praktische Herangehensweisen für eine gründliche Mundhygiene umzusetzen. Dabei hilft es bereits, sich an einfache Tipps zu halten. Zunächst gilt es die tagtägliche Mundhygiene so unkompliziert wie möglich zu gestalten, ohne dabei die individuelle Situation der zu pflegenden Person zu vernachlässigen.

Bei bettlägerigen Personen muss die Zahn- und Mundpflege beispielsweise mit einem möglichst aufrecht gestellten Kopfteil oder in Seitenlagerung erfolgen, um Verschlucken zu vermeiden.

Daraufhin folgen routinierte Abläufe, wie das Putzen der Zähne, nach dem immer gleichen Muster: Außen-, Innen- und abschließend Kauflächen. Eine sogenannte Dreikopfzahnbürste vereinfacht diesen Vorgang, da sie gleichzeitig alle Flächen eines Zahns reinigt.

Können Betroffene ihren Mund nicht mehr selbst pflegen, müssen Angehörige auch die Reinigung von Wangeninnenseiten und Gaumen in diese Routine integrieren, um die Bildung von Wundstellen zu vermeiden.

„Dies gelingt am besten mithilfe feuchter, um den Finger gewickelter Kompressen“, empfiehlt Dr. Sliwowski.

Weitere Hilfsmittel wie ein spezieller Becher mit Nasenaussparungen erleichtern das Ausspülen in halb liegender Position. Bei Betroffenen mit Schluckstörungen entfernen Angehörige mithilfe von speziellen Absaugzahnbürsten lockere Beläge und Zahnpastarückstände gründlich.

Generell gilt es die Eigeninitiative so oft wie möglich zu fördern und nur so weit zu unterstützen wie nötig.

„Trotzdem sollten Angehörige ab und an einen kritischen Blick in den Mund der zu betreuenden Person wagen und bei Warnzeichen wie Schwellungen, Zahnfleischbluten oder stark gelockerten Zähnen einen Arzt aufsuchen“, stellt Dr. Sliwowski abschließend klar.

Weitere Informationen unter www.zahnimplantat-klinik-duesseldorf.de


1 - Reißmann DR et al. Die zahnärztliche Versorgung von Pflegeheimbewohnern in Deutschland – eine kritische Würdigung der vorliegenden Studien. Schriftenreihe Health Technology Assessment, Bd. 125. 1. Auflage 2013 - Hinz R. Wird die Pflege zum Pflegefall. zm 105, Nr. 19A, 1.10.2015 (2222–2224) - Jäger S. Mundhygiene und Mundgesundheit bei Bewohnern von Altenpflegeheimen – Auswirkungen eines Trainingsprogramms für Pflegekräfte auf die Mundgesundheit der Bewohner. Medizinische Dissertation, 2009, Bonn