Gezogene Zähne wiederverwenden?

Knochenaufbau mit eigenem Zahnmaterial

Aufgrund von Karies oder Parodontitis, aber auch wegen Platzmangel im Kiefer entfernen Zahnärzte in Deutschland ungefähr neun Millionen Zähne jährlich. Während einige Menschen diese gezogenen Zähne aufbewahren, werden sie in den meisten Fällen entsorgt.

Doch inzwischen lassen sie sich auch recyclen und bei anderen Behandlungen wiederverwerten.

„Wenn wir diese Zähne zu einem Granulat verarbeiten, füllen wir damit beispielsweise durch das Ziehen eines Zahnes entstandene Löcher im Kiefer und stabilisieren so den Kieferknochen“, erklärt Dr. Lutz Spanka, Master of Science für Implantologie und Dentalchirurgie sowie Kieferorthopädie im ZahnZentrum NordWest in Hude.

Vom Zahn zum Granulat

Wenn Zahnärzte einen Zahn entfernen, schrumpfen Zahnfleisch und Kieferknochen durch den anschließenden Heilungsprozess um bis zu 50 Prozent. Dies führt zu Problemen, wenn an dieser Stelle beispielsweise ein Implantat zum Einsatz kommen soll: Durch den Verlust von Zahnfleisch und Knochenmasse fehlt der künstlichen Zahnwurzel der Halt für eine stabile Verankerung im Kieferknochen.

Um trotzdem ein Implantat verwenden zu können, wird vorher Knochenaufbau notwendig.

Dies geschieht oftmals mit künstlichem Knochen, Spenderknochen, Membranen oder eigenem Knochenmaterial aus anderen Körperregionen. Ein neues aus den USA und Israel kommendes Konzept verwertet gezogene Zähne wieder, um den Kieferknochen direkt nach der Entnahme von Zähnen zu stabilisieren.

„Dabei zermahlen wir die Zähne in einem speziell dafür entwickelten Gerät, einem sogenannten Grinder, zu einem Granulat. Mit diesem körpereigenen Granulat wird das Loch, das der entfernte Zahn im Kiefer hinterlassen hat, verschlossen“, erklärt Dr. Spanka.

Die zermahlenen Zahnfragmente enthalten neben Mineralien bioaktive Substanzen wie Kollagen und Wachstumsfaktoren und gehen deshalb mit dem Kieferknochen einen festen Verbund ein. Durch dieses sofortige Ausfüllen des leeren Knochenfaches verwächst das natürliche Granulat mit dem Kieferknochen, stabilisiert ihn und stoppt den sonst eintretenden Gewebeabbau wirksam.

Gute Verträglichkeit
Da es sich bei dem Granulat um körpereigenes Material handelt, spielen Allergien oder Immunreaktionen im Gegensatz zu körperfremden Materialien keine Rolle. Auch eine Übertragung von Infektionen ist auf diesem Weg ausgeschlossen.

Patienten profitieren vor allem auch von den geringen Kosten

Denn die Kosten belaufen sich auf circa ein Drittel der Kosten von konventionellen Kieferaufbautechniken.

Außerdem dauert die Aufbereitung eines Zahnes in der Regel weniger als eine Viertelstunde. „Nicht nur frisch entfernte Zähne lassen sich dabei für den Knochenaufbau nutzen.

Auch alte Weisheitszähne, die viele Ärzte ihren Patienten auf Wunsch nach der Extraktion mitgeben, können auf diese Weise zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal verwertet werden“, verrät Dr. Spanka abschließend.

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