„Die Angst vor dem Krebs darf den Menschen nicht lähmen“

Im Gespräch mit der Tumor-Expertin Dr. Annette Jänsch

Dr. Annette Jänsch ist Expertin für Biologische Tumortherapie am Immanuel-Krankenhaus in Berlin-Wannsee und Ärztin der Hochschulambulanz für Naturheilkunde an der Berliner Universitätsklinik Charité.

Was bedeutet „Integrative Onkologie“?

Ziel der klassischen Onkologie ist vorrangig das Beseitigen von Tumoren. Kommt die Naturheilkunde integrativ dazu, wird der Mensch in seiner Gesamtheit wahrgenommen. Dies soll dem Patienten helfen, sein eigener Herr zu werden. Ganz wichtig ist, dass die Angst vor Krebs den Menschen nicht regelrecht lähmt. Deshalb muss der Patient, neben klassischen Therapien wie Chemo, Bestrahlung und Operation, wieder an die eigene Kraft glauben, um die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Das ist nicht einfach, denn die zum Teil heftigen Nebenwirkungen der klassischen Behandlung rauben den Betroffenen nicht selten den Mut.

Welche Rolle spielt dabei die Mistel?

Die Mistel ist mehr als ein mittelalterlicher Mythos. Sie gehört mit ihren etwa 600 Eiweißen und rund 1000 verschiedenen Enzymen zu den wissenschaftlich am besten untersuchten Heilpflanzen. Sie enthält Stoffe, die einen Tumor angreifen und die DNA stabilisieren. In Folge dessen hat der Patient an weniger Nebenwirkungen zu leiden.

Der injizierte Mistelextrakt sorgt dafür, dass verstärkt sogenannte Beta-Endorphine ausgeschüttet werden und der Patient mehr Energie hat. Die Wirkung setzt nach der sechsten Therapiewoche ein, lindert Begleiterscheinungen wie Übelkeit und stärkt das Immunsystem.

Leistet die Mistel damit für den Körper so etwas wie „Hilfe zur Selbsthilfe“?

Ja, so kann man das sehen. Klinische Studien belegen, dass Mistelextrakte das Immunsystem stärken und die Lebensqualität von Tumor-Patienten deutlich verbessern können. Bei Operation und Bestrahlung werden die Lymphozyten geschädigt. Die Lymphozyten zählen zu den weißen Blutkörperchen und sind ein wesentlicher Teil unseres natürlichen Abwehrsystems. Mit der Misteltherapie kann die Wiederherstellung ihrer normalen Funktion unterstützt werden.

Gibt es weitere Effekte?

Ja, durchaus. So kann die Misteltherapie das während und nach der Chemotherapie auftretende Fatigue-Syndrom, also eine schwere und anhaltende Müdigkeit, spürbar lindern oder sogar ganz vermeiden. Überhaupt wirkt die Mistel stimmungsaufhellend.

Wie wirken die Inhaltsstoffe der Mistel im Einzelnen?

Wie in einem Team übernehmen die einzelnen Wirkstoffe unterschiedliche Aufgaben: Lektine regen den Zelltod bösartiger Tumore an, die enthaltenen Viscotoxine sollen Krebszellen auflösen, in dem sie ihre Zellwände zerstören und die Polysaccharide wirken positiv auf das Immunsystem. Daneben tragen die Aminosäure Arginin und sekundäre Pflanzenstoffe zur tumorhemmenden Wirkung bei.

Gibt es verschiedene Mistelarten?

Die Mistel ist ja ein Parasit, sie wächst auf verschiedenen Bäumen und ernährt sich von ihnen. Und so hängt die Wirkweise auch von dem Wirtsbaum ab. Welche Pflanzenteile beinhalten die entscheidenden Wirkstoffe? Die unterschiedlichen Pflanzenteile, die verschiedenen Wirtsbäume und die jeweiligen Erntezeiten beeinflussen die Inhaltsstoffe.

So kommen Lektine vor allem in Beeren, älteren Stängeln und Senkern vor. Viscotoxine sind dagegen vorwiegend in jungen Blättern vorhanden. Ebenfalls ist eine Mischung aus Sommer- und Winterextrakt wichtig für die Wirkung des Gesamtextraktes.

Das Zusammenspiel der Inhaltsstoffe und die Tatsache, dass der Gesamtextrakt auch dann noch wirkt, wenn der Organismus bereits gegen Lektine und Viscotoxine Antikörper gebildet hat, lässt nur einen Schluss zu: Die Wirkung der Misteltherapie kann nur durch den Gesamtextrakt erzielt werden.

Wie wird der Mistelextrakt verabreicht?

Wirksam wird der Extrakt nur durch das Spritzen unter die Haut. Gespritzt wird er zwei- bis dreimal pro Woche in die Bauchdecke oder den Oberschenkel, möglichst nahe am Tumor. Der Patient kann sich auch selbst spritzen, nachdem er die Injektionstechnik erlernt hat. So ist er unabhängig und selbstbestimmt.

Wie lange dauert eine Misteltherapie?

Die Behandlungsdauer kann bis zu fünf Jahren dauern. Da die Misteltherapie bei jedem Patienten individuell verläuft, wird die Therapie genau angepasst, und damit sich der Organismus nicht an die Wirkstoffe gewöhnt, wird die Therapie rhythmisiert, das heißt, es werden bewusst Therapiepausen eingelegt, die sich über die Jahre verlängern können.

Wer trägt die Kosten?

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) übernimmt die Kosten bei einer palliativen Behandlung auf Kassenrezept insbesondere dann, wenn der Tumor nicht zu operieren ist oder schon Metastasen gebildet hat.

Wer gern mehr zu diesem Thema erfahren möchte, findet weitere Informationen zum Beispiel unter

Arbeitsgemeinschaft Ganzheitliche Krebs- und Immuntherapie
Fischermühle 2,
72348 Rosenfeld
Tel. 07428/935-345
www.fischermuehle.info/fim/fim.einrichtungen/fim.misteltherapie/index.html

Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland
Roggenstr. 82,
70794 Filderstadt
Tel. 0711/77997-11
www.anthroposophische-aerzte.de
www.mistel-therapie.de

Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V.
Hauptstr. 27,
69117 Heidelberg
Tel. 06221/13802-0
www.biokrebs.de