Zwischen Besinnlichkeit und Schmerzbelastung

Was die Feiertage für Menschen mit chronischen Schmerzen bedeuten.

Adventszeit und Feiertage – für viele eine Zeit der Freude und Erholung, für Millionen Menschen mit chronischen Schmerzen dagegen eine Belastungsprobe. Stress, veränderte Tagesabläufe, eingeschränkte medizinische Versorgung und zusätzliche körperliche Anstrengungen können Schmerzen deutlich verstärken. 

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) betont, wie wichtig eine gute Vorbereitung, realistische Erwartungen und eine kontinuierliche medizinische Begleitung rund um die Feiertage sind – und gibt Hinweise, wie Betroffene diese Zeit möglichst schmerzarm bewältigen können.

„Chronische Schmerzen machen keine Feiertagspause“, erklärt Dr. Jan-Peter Jansen, Vize-Präsident der DGS und Schmerzmediziner aus Berlin. „Zum Jahresende treffen körperliche, seelische und organisatorische Belastungen aufeinander. Wer gut vorbereitet ist und seine Grenzen kennt, kann helfen, starke Schmerzschwankungen zu reduzieren.“

Versorgungslücken über die Feiertage: „Denken bis Mitte Januar“

Menschen mit chronischen Schmerzen sollten in der Adventszeit prüfen, ob Schmerzmedikamente, Bedarfs- und Begleitmedikamente – etwa gegen Übelkeit, Verstopfung oder Schlafstörungen – in ausreichender Menge vorhanden sind

Idealerweise reicht der Vorrat bis Mitte Januar, da viele Praxen über die Feiertage und zu Jahresbeginn nur eingeschränkt arbeiten. 

„Schmerzpatientinnen und -patienten sollten ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt aktiv auf die Versorgung über die Feiertage ansprechen“, so Jansen. 

Gemeinsam lässt sich klären, ob Dosisanpassungen nötig sind, welche Bedarfsmedikation bereitstehen sollte und wann eine zeitnahe ärztliche Abklärung – etwa über den Bereitschaftsdienst – erforderlich ist.

Wenn Stress und Gefühle den Schmerz verstärken

Hohe Erwartungen an harmonische Feiertage, familiäre Spannungen, lange Reisen, ungewohnte Sitzzeiten bei Festessen sowie schweres Essen und Alkohol können das Schmerzempfinden verschärfen. Andere Betroffene erleben die Festtage als Zeit der Einsamkeit, was körperliche und seelische Beschwerden zusätzlich verstärken kann. 

„Schmerzen sind kein rein körperliches Geschehen“, betont die DGS. Psychische Belastungen, Stress und Veränderungen im Alltag wirken sich unmittelbar auf den Schmerz aus. Verstärkend kommen äußere Faktoren wie Kälte, feuchtes Wetter, Bewegungsmangel und ein unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus hinzu.

Realistische Erwartungen, geplante Pausen und das Setzen persönlicher Grenzen sind daher zentrale Bausteine. „Niemand muss alles mitmachen oder aushalten. Selbstfürsorge ist ein wichtiger Teil der Schmerztherapie“, so die Fachgesellschaft.

Kleine Strategien mit großer Wirkung: Den Alltag im Blick behalten

Gerade über die Feiertage geraten Routinen leicht aus dem Takt – für Menschen mit chronischen Schmerzen kann das spürbare Folgen haben. Bewegungsmangel fördert Verspannungen und drückt die Stimmung, während schon kurze, regelmäßige Spaziergänge oder einfache Übungen zu Hause helfen können, Schmerzen vorzubeugen. 

Auch guter Schlaf ist entscheidend

Späte Feiern, schwere Mahlzeiten und Alkohol stören die Nachtruhe und erhöhen die Schmerzempfindlichkeit. Sinnvoll sind feste Zubettgehzeiten, eine ruhige Schlafumgebung, leichte Abendmahlzeiten und ein bewusster Umgang mit digitalen Medien.

An Silvester belasten zusätzlich Lärm, grelles Licht, Menschenansammlungen und lange Wachzeiten, etwa bei Migräne, Kopf- oder Gesichtsschmerzen sowie neuropathischen Beschwerden. 

Ein ruhiger Rückzugsraum, Ohrstöpsel, bereitliegende Bedarfsmedikation und klare Absprachen mit Angehörigen können helfen, Verschlechterungen zu vermeiden. 

„Es geht nicht darum, auf alles zu verzichten“, erklärt Jansen. „Wer seine eigenen Grenzen kennt, Pausen einplant und Warnsignale ernst nimmt, kann die Feiertage deutlich angenehmer gestalten.“

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin
Für eine verlässliche Schmerzversorgung – auch über die Feiertage hinaus

Die DGS ist mit 4.035 Mitgliedern und 121 Schmerzzentren die führende Fachgesellschaft zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen. Ihr Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität von Schmerzpatienten – durch eine bessere Diagnostik und eine am Lebensalltag des Patienten orientierte Therapie. 

Mit praxisnahen Fortbildungen, Curricula, innovativen Versorgungsmodellen sowie Kongressen wie den Deutschen Schmerz- und Palliativtagen vom 19.–21. März 2026 fördert die DGS den interdisziplinären Austausch und die Weiterentwicklung der Schmerz- und Palliativmedizin.

Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) - Mitteilung vom  21. Dezember 2025