Darm-Leber-Achse: Zusammenhang CED und Autoimmunerkrankungen der Leber
Gibt es einen Zusammenhang zwischen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) und Autoimmunerkrankungen der Leber (AILD)?
Eine umfangreiche Metaanalyse belegt einen deutlichen, wechselseitigen Zusammenhang zwischen chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und Autoimmunerkrankungen der Leber.
Menschen mit Autoimmunerkrankungen der Leber, insbesondere mit primär sklerosierender Cholangitis (PSC), weisen häufig auch eine CED auf. Umgekehrt treten Autoimmunerkrankungen der Leber bei CED-Patienten überdurchschnittlich oft auf.
Der Zusammenhang zwischen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und Autoimmunerkrankungen der Leber (Autoimmune Liver Disease, AILD) wurde in der wissenschaftlichen Literatur bereits beschrieben, jedoch variieren die Prävalenzschätzungen in den einzelnen Studien stark. Ziel einer Metaanalyse aus China war es, die Prävalenz zusammengefasst über alle relevanten Studien zu bestimmen und den wechselseitigen Zusammenhang zwischen AILD und CED zu analysieren.
Wie wahrscheinlich ist Autoimmun-Lebererkrankung bei CED?
Hierzu wurde eine systematische Recherche in den Datenbanken PubMed, Embase und der Cochrane Library durchgeführt, um Beobachtungsstudien zur Prävalenz von CED bei AILD oder umgekehrt zu identifizieren. Die Daten geeigneter Studien wurden extrahiert und zusammengefasste Prävalenzschätzungen berechnet. Die Wissenschaftler führten Untergruppenanalysen nach CED- und AILD-Subtypen, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, geografischer Region, Ausdehnung der CED und Publikationsjahr durch.
Metaanalyse von 172 Studien zur Prävalenz von CED und Autoimmunerkrankungen der Leber
Die Analyse schloss 172 Studien mit insgesamt 1 550 966 Studienteilnehmern ein.
Die zusammengefasste Prävalenz von CED bei Menschen mit AILD betrug, basierend auf 65 Studien, 32,05 % (95 % Konfidenzintervall, KI: 22,83 % – 42,94 %; I² = 100 %; p < 0,001).
Im Detail lag die Prävalenz von CED bei primär sklerosierender Cholangitis bei 62,79 % (95 % KI: 57,74 % – 67,57 %), bei Autoimmunhepatitis bei 3,54 % (95 % KI: 2,08 % – 5,96 %) und bei primär biliärer Zirrhose bei 1,99 % (95 % KI: 1,05 % – 3,74 %).
Die zusammengefasste Prävalenz von AILD bei Menschen mit CED, basierend auf 109 Studien, lag bei 2,28 % (95 % KI: 1,88 % – 2,76 %; I² = 100 %; p < 0,001).
Die Prävalenz spezifischer Erkrankungen bei CED-Patienten betrug für primär sklerosierende Cholangitis 2,24 % (95 % KI: 1,85 % – 2,70 %), für Autoimmunhepatitis 0,59 % (95 % KI: 0,24 % – 1,47 %) und für primär biliäre Zirrhose 0,32 % (95 % KI: 0,09 % – 1,13 %).
Subgruppenanalysen zeigten signifikante Unterschiede in der Prävalenz in Abhängigkeit von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Ausdehnung der CED, geografischer Region und Publikationsjahr.
Bei 2 % der CED-Patienten tritt eine Autoimmunerkrankung der Leber auf
Die Studie zeigt laut der Autoren eine deutliche wechselseitige Assoziation in der Prävalenz von Autoimmunerkrankungen der Leber und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Jeder 3. Patient mit Autoimmunerkrankung der Leber leidet demnach auch an CED, umgekehrt sind immerhin 2 % der CED-Patienten betroffen.
Die Ergebnisse, so die Autoren, stützen die Theorie der Darm-Leber-Achse und eröffnen neue Chancen für ein besseres Verständnis der Krankheitsmechanismen für langfristig gezieltere und wirksamere Therapieansätze.
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Original Titel:
Prevalence and Bidirectional Association Between Autoimmune Liver Disease and Inflammatory Bowel Disease: A Meta-Analysis
Autor:
Shi H, Dou D, Zhang F, Du Y, Zhao L, Zhi J, Zhao L. Prevalence and Bidirectional Association Between Autoimmune Liver Disease and Inflammatory Bowel Disease: A Meta-Analysis. J Gastroenterol Hepatol. 2025 Aug 10. doi: 10.1111/jgh.70018. Epub ahead of print. PMID: 40784670.