Hängematte, Flip-Flops – und dann der Schmerz?
So bleibt der Rücken im Sommer entspannt
Wenn der Sommer beginnt, startet für viele die ersehnte Pause vom Alltag: Liegestühle ersetzen Bürostühle, Sandalen die festen Lederschuhe. Doch was als Entspannung gedacht ist, kann schnell zur Belastung für den Rücken werden.
„Gerade in den Monaten, wo der gewohnte Rhythmus unterbrochen ist, vernachlässigen viele ihre Haltung, ihre Bewegung und damit ihre Wirbelsäule“, sagt Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin. „Sowohl das passive Liegen als auch spontane Aktivitäten bei heißen Temperaturen wirken sich negativ auf Rücken und Muskulatur aus – mit teils schmerzhaften Folgen.“
Oft ließen sich diese Beschwerden jedoch mit einfachen Maßnahmen vermeiden.
Schuhe ohne Halt – unterschätzte Belastung beim Gehen
Flip-Flops gehören für etliche zum Sommer wie Sonnencreme und Eis, doch biomechanisch stellen sie eine Herausforderung dar.
Ohne Halt an der Ferse und mit flacher Sohle verändert sich die Gangart, das typische „Schlurfen“ stört die natürliche Abrollbewegung.
„Der Körper gerät in eine Schonhaltung, die besonders den unteren Rücken beansprucht. Die fehlende Dämpfung wirkt sich dabei nicht nur auf die Fußgelenke aus, sondern auch auf Knie, Hüfte und Wirbelsäule“, erklärt Dr. Sabarini.
Kleine Rückenmuskeln geraten unter Dauerbelastung – besonders bei denjenigen, die bereits unter gereizten Bandscheiben oder einer instabilen Rumpfmuskulatur leiden.
Rückenschonend geht es dennoch: durch stabile Sandalen mit anatomischem Fußbett, bewusstes Barfußgehen auf natürlichem Untergrund oder Abwechslung beim Schuhwerk. „Der Rücken liebt Vielfalt und Bewegung, keine monotonen Belastungen“, so Sabarini.
Entspannung ja – aber bitte rückenfreundlich
Was eigentlich Erholung bringen soll, endet immer wieder im Schmerz: Rückenprobleme entstehen nicht nur bei falscher Bewegung, sondern auch in vermeintlichen Ruhephasen.
Längeres Liegen auf weichen Luftmatratzen, Sonnenliegen oder in Hängematten – insbesondere in gekrümmter Haltung ohne Unterstützung im Lendenbereich – führt schnell zu einseitiger Belastung der Wirbelsäule und erhöht den Druck auf die Bandscheiben.
„Das kann zu Verspannungen oder Reizungen der Bandscheiben führen, besonders wenn solche Positionen über Stunden eingenommen werden“, warnt Dr. Sabarini.
Eine kleine Decke im unteren Rücken, ein regelmäßiger Positionswechsel oder aufrechtes Sitzen in Intervallen können hier entlasten.
Auch beim Lesen in der Sonne lohnt es sich, auf die Haltung zu achten: Kopf gerade, Schultern locker und ein möglichst aufrechter Sitz.
Plötzliche Aktivität – gut gemeint, schlecht gemacht
Doch nicht nur mangelnde Bewegung, auch ein plötzlicher Aktivitätsdrang kann zur Belastung für den Rücken werden. Wandern, Paddeln oder Radfahren – vor allem mit ungewohntem Equipment oder falscher Technik – überfordern schnell Muskulatur und Gelenke.
„Viele wollen im Sommer körperlich aufholen, was im Alltag zu kurz kam“, sagt Dr. Sabarini. „Doch die Wirbelsäule braucht keine Höchstleistungen, sondern Kontinuität.“
Besonders wer untrainiert startet oder das Aufwärmen weglässt, riskiert Verspannungen, Fehlhaltungen oder Überlastungen.
Ratsam ist daher ein langsamer Einstieg in die Aktivität, angepasst an das eigene Leistungsniveau.
Auch korrekt eingestellte Hilfsmittel – wie ein passender Fahrradsattel – machen einen Unterschied.
Bereits wenige Minuten gezielte Bewegung pro Tag, etwa durch Übungen für Rumpfstabilität, Gleichgewicht und Körperspannung, erleichtern den Einstieg und stärken gleichzeitig den Rücken.
Auch sanfte Aktivitäten wie Aquafitness oder barfüßiges Gehen auf Wiese oder Sand setzen gesunde Impulse.
„Mit etwas Achtsamkeit lässt sich die Sommerzeit nicht nur genießen, sondern auch gezielt für die Rückengesundheit nutzen“, erklärt Dr. Sabarini abschließend.
Weitere Informationen unter https://avicenna-klinik.com