Aufs Kreuz gelegt?

Bandscheiben-OPs oft überflüssig

Rückenschmerzen zählen zu den Volksleiden Nr. 1 in Deutschland. So wurden allein im Jahr 2012 laut Statistischem Bundesamt 98.000 Bandscheibenoperationen durchgeführt.

Studien haben allerdings gezeigt, dass konservative Behandlungsmaßnahmen oft die gleichen oder sogar bessere Ergebnisse erzielen.

Auf den Nerv drücken
Die Bandscheiben sitzen zwischen den Wirbeln und bestehen aus einem Faserring, in welchem sich ein gelartiger Kern befindet. Wenn nun eine Bandscheibe nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt oder stark beansprucht wird, kann der äußere Faserring rissig werden. Wenn er reißt und sich der Bandscheibenkern verschiebt und herauswölbt oder -quillt, spricht man von einem Bandscheibenvorfall oder Prolaps.

Die Betroffenen leiden unter zumeist starken Schmerzen, die in benachbarte Körperregionen ausstrahlen. Auch Taubheitsgefühle und ein Kribbeln in den betroffenen Arealen zählen zu den Symptomen eines Bandscheibenvorfalls.

Bandscheibenvorfall kann jeden treffen
Ein Bandscheibenvorfall tritt verhäuft im mittleren Lebensalter auf, kann aber unabhängig von Geschlecht, Alter und körperlicher Verfassung jeden treffen. Die Ursachen hierfür sind schnell gefunden: Zu langes Sitzen, Übergewicht, eine andauernde Fehlbelastung der Wirbelsäule sowie eine schwache Rückenmuskulatur spielen bei der Entstehung eine große Rolle. Mit zunehmendem Alter nimmt auch der Wassergehalt der Bandscheiben ab und sie werden weniger elastisch.

Eine der effektivsten Behandlungsmethoden ist die Prävention, zu der das Kräftigen der Muskelgruppen zählt, die den Rücken stabilisieren. Dazu gehören Rücken- und Bauchmuskeln, die Beckenbodenmuskulatur und das Zwerchfell.

Konservative und alternative Behandlung genauso erfolgreich
Experten gehen davon aus, dass etwa 90 % aller Bandscheibenvorfälle mit Krankengymnastik, Massagen, Bewegungs- oder Injektionstherapien, Thermoanwendungen und Schmerzmitteln, aber auch alternativen Heilverfahren wie Akupunktur oder Osteopathie erfolgreich behandelt werden können. Im Rahmen eines individuell abgestimmten konservativen Therapiekonzepts klingen die Beschwerden in der Regel nach sechs bis zwölf Wochen ab.

Doch viele Patienten können nicht so lange warten, müssen schnell wieder arbeitsfähig sein und entscheiden sich deshalb für eine Operation. Doch Untersuchungen haben gezeigt, dass Operationen die Schmerzen oftmals nur kurzfristig vertreiben, da sich häufig nach dem Eingriff Narbengewebe bildet, das auf den empfindlichen Nerv drückt und die Schmerzen wiederkehren lässt. 

Zellzüchtung für gesunde Bandscheiben
Als besonders vielversprechend zeigt sich schon jetzt die sog. autologe Bandscheibenzelltransplantation (engl. autologous disc-derived chondrocyte transplantation, kurz ADCT), deren Frühergebnisse vielen Patienten Hoffnung machen. Ähnlich wie bei der Gelenkknorpelzüchtung können mittels Zellkulturverfahren aus verschlissenem Bandscheibengewebe gesunde Zellen außerhalb des Körpers gezüchtet werden.

Diese Zellen können zu einem späteren Zeitpunkt wieder in die betroffene Bandscheibe transplantiert werden und dort neues Bandscheiben-Zellgewebe bilden. Dabei werden unter örtlicher Betäubung die körpereigenen Bandscheibenzellen in die Bandscheibe injiziert. Auf diese Weise kann sich das Gewebe wieder regenerieren.
 
Quelle:
medicalpress.de