Iliosakralgelenk im Fokus

Beschwerden im unteren Rücken oftmals falsch behandelt

Treten Beschwerden im unteren Wirbelsäulenabschnitt auf, führen Experten diese meist auf Veränderungen der Bandscheiben zurück.

 Laut einer Studie[1] liegen jedoch bei circa 22 Prozent dieser Patienten tatsächlich Probleme am sogenannten Iliosakralgelenk (ISG) vor, der gelenkartigen Verbindung von Darm- und Kreuzbein.

„Funktionsstörungen dieses Gelenks verschlimmern sich, wenn Betroffene aufgrund einer Fehldiagnose eine Therapie erhalten, die sich auf die Bandscheiben konzentriert“, erklärt Priv.-Doz. Dr. med. Robert Pflugmacher, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universitätsklinik Bonn.

Während bisher bei Funktionsstörungen des ISG Schrauben zur Stabilisation Anwendung fanden, gibt es seit Kurzem ein dreieckiges riegelförmiges Implantat, das sogenannte iFuse Implant System®, das darüber hinaus mit dem umliegenden Knochen verwächst.

Stiefkind Iliosakralgelenk
Im Gegensatz zu anderen Gelenken besitzt das ISG einen geringeren Bewegungsradius, der von einer Reihe umliegender Bänder gefestigt wird.

Fehlhaltungen, unterschiedlich lange Beine, Geburten, Unfälle, aber auch frühere Wirbelsäulenoperationen können zu Funktionsstörungen führen, wobei sich die Gelenkflächen verändern und die Bänder des ISG überdehnen oder verkürzen.

Diese Symptome werden häufig mit Bandscheibenbeschwerden verwechselt. In der Folge verspüren Betroffene aufgrund des erhöhten Drucks tiefsitzende Rückenschmerzen.

Um eine Dysfunktion zu diagnostizieren, stehen neben einer detaillierten Anamnese fünf sogenannte Provokationstests zur Auswahl.

„Dabei handelt es sich um einfache klinische Tests, die der Arzt mit dem Patienten auf einer Behandlungsliege durchführt, um die Beweglichkeit des ISG und das Schmerzempfinden des Patienten zu ermitteln. Dazu gehören der Diskrations-, Oberschenkeldruck-, Kompressions-, FABER- und der Gaenslen-Test. Wenn drei von ihnen als positiv gewertet werden, erhält man einen sehr guten Hinweis darauf, dass die Schmerzursache im ISG liegt. Um jedoch die Diagnose zu sichern, ist es erforderlich durch Injektionen von Schmerzmitteln in das Gelenk zu testen, ob diese eine Linderung der Beschwerde hervorrufen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass das Iliosakralgelenk die Schmerzursache ist“, weiß Dr. Pflugmacher.

Fusionsimplantat für Schmerzfreiheit
Um Beschwerden zu lindern und das Gelenk zu stabilisieren, griffen Ärzte neben physiotherapeutischen Maßnahmen bisher auf spezielle Schraubsysteme zurück.

„Seit drei Jahren gibt es das sogenannte iFuse Implantat, das dank einer speziellen porösen Oberflächenbeschichtung innerhalb von drei bis sechs Wochen mit dem umliegenden Knochen verwächst, auch in Deutschland. Patienten erfahren damit eine sofortige Schmerzlinderung, was aktuell in einer gerade veröffentlichten 5-Jahres-Studie[2] aus den USA belegt wird. Innerhalb der Einheilphase dürfen Patienten das Gelenk nur teilweise belasten, nach circa drei Wochen können sie dann wieder alle Bewegungen ausführen“, erklärt der Experte. „Für gewöhnlich erhalten Betroffene in einem 40-minütigen schlüssellochchirurgischen Eingriff drei dreieckige Fusionsimplantate, die Ärzte nacheinander in das  Darm- und Kreuzbein und somit über dem Iliosakralgelenk einsetzen.“

Wichtig:
Die Kosten für die Behandlung mit dem iFuse Implantat System zahlt die Krankenkasse.    

Weiter Informationen erhalten Sie auch direkt unter www.si-bone.de


[1] Bernard TN, Kirkaldy-Willis WH. Recognizing specific characteristics of nonspecific low back pain. Clinical Orthopedics 1987; 217: 266–80.

[2] Rudolf L, Capobianco R. Five-Year Clinical and Radiographic Outcomes After Minimally Invasive Sacroiliac Joint Fusion Using Triangular Implants. Open Orthopaedics Journal 2014;8;375-83