Behalte ich das Kind?

Verena Klausmeyer und Julia Berneisen haben in ihrer Bachelorarbeit ein Unterrichtskonzept zur Pränataldiagnostik entwickelt

Schon vor der Geburt lässt sich feststellen, ob das ungeborene Kind mit Beeinträchtigungen zur Welt kommen wird.

Ein Bluttest macht dies möglich – und krempelt womöglich bei den werdenden Eltern alles um.

Die Sorge um das Neugeborene paart sich mit den Fragen, wie der Alltag nach der Geburt aussehen wird.

„Viele Eltern geraten dann in ethische Konflikte, weil sie einen Abbruch der Schwangerschaft erwägen“, erzählt Verena Klausmeyer.

Bedrückend seien für die Eltern auch die unterschiedlichen Wertmaßstäbe in der Gesellschaft.

„Das ist gottgegeben!“ und „Was ihr euch damit antut!“ seien nur zwei von vielen Argumenten für oder gegen das Kind mit einer Beeinträchtigung. Gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Julia Berneisen hat sie sich am Institut für Berufliche Lehrerbildung (IBL) des Münster Centrum für Interdisziplinarität (MCI) der FH Münster mit diesem Thema in der Bachelorarbeit beschäftigt.

Beide wollen Lehrerin in den Fächern Gesundheitswissenschaften/Pflege und Religion am Berufskolleg und am Beruflichen Gymnasium werden und fragten sich, mit welchem Unterrichtskonzept dieses sensible Thema nahegebracht werden kann.

Ein wesentlicher Punkt im Konzept sollte sein, „die gesundheitliche und religiöse Komponente miteinander zu verbinden“, so Klausmeyer.

Am Ende stellten sie zwei unterschiedliche Konzepte vor: eins speziell für zukünftige Heilerziehungspfleger, die in Einrichtungen mit Menschen arbeiten werden, die mit Beeinträchtigungen leben.

Dafür hatten sie beispielsweise einen Fallausschnitt konzipiert, der die Konfrontation eines Heilerziehungspflegers mit dem Thema widerspiegelt. In dem Fall geht es dabei konkret um die Schwangerschaft einer Bewohnerin.

Das andere Konzept bezieht sich auf berufliche Gymnasien, bei denen neben der ethischen Seite auch die medizinische zu Wort kommt. Ein Thema, das Klausmeyer und Berneisen mit den Schülerinnen und Schülern er- und bearbeiten wollen, ist die aktuelle Debatte um die Vor- und Nachteile sowie die ethischen Konflikte, die mit dem Bluttest zusammenhängen.

Für beide Bildungsgänge erststellten sie Wandzeichnungen, Plakate, ein Ratespiel – Unterrichtsmaterialien, die sie bislang allerdings noch nicht an den Schulen testen konnten.

„Dafür hatten wir bislang noch keine Gelegenheit, die gibt es aber demnächst“, sagt Julia Berneisen. Denn die Bachelorabsolventinnen setzen ihr Studium im Masterprogramm fort – da steht dann auch das Praxissemester an den Schulen an. Zunächst einmal haben sie sich darüber gefreut, dass ihre Bachelorarbeit mit dem Hochschulpreis der FH Münster gewürdigt wurde.

Zum Thema: Gerade einmal ein Prozent aller Absolventinnen und Absolventen eines Jahrgangs erhält ihn: den Hochschulpreis. Jedes Jahr kürt das Präsidium gemeinsam mit der Gesellschaft der Freunde der FH Münster e. V. (gdf) auf Vorschlag der Fachbereiche und der Zentralen Wissenschaftlichen Einrichtung die besten Abschlussarbeiten.

Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern des Hochschulpreises 2020 für die besten Arbeiten aus dem Jahr 2019 gehören auch Verena Klausmeyer und Julia Berneisen vom IBL mit ihrer Bachelorarbeit „Pränataldiagnostik in der Berufsbildung – eine fächerintegrative Unterrichtskonzeption für die Bildungsgänge Heilerziehungspflege und Berufliches Gymnasium“.

Die Abschlussarbeit haben Prof. Dr. Andrea Zielke-Nadkarni vom Fachbereich Gesundheit und Dr. Heidi Kuckeland vom IBL betreut. Eine vollständige Übersicht aller gewürdigten Absolventinnen und Absolventen ist im Jahresbericht 2019 ab Seite 46 abrufbar: fhms.eu/jahresbericht-19.
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Links:
•    Lehramt an Berufskollegs – Berufliche Fachrichtung Gesundheitswissenschaft/Pflege
https://www.fh-muenster.de/gesundheit/studienbewerber/bk.php
•    Masterstudiengang Bildung im Gesundheitswesen - Fachrichtung Pflege
https://www.fh-muenster.de/gesundheit/studienbewerber/ma_big_pflege.php