Dem Geheimnis der Muttermilch auf der Spur

Jeder weiß es: Muttermilch ist das Beste für ein Neugeborenes.

Sie stärkt das Immunsystem und die Darmflora.

Aber was genau macht die Muttermilch so besonders?

Bislang war nicht klar, welcher Bestandteil der Muttermilch so positiv auf das kindliche Immunsystem wirkt. Wissenschaftler an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben jetzt herausgefunden, dass Alarmine dafür  verantwortlich sind.

„Alarmine sind das Gold der Muttermilch. Diese Proteine vermeiden Störungen der Darmbesiedlung, die gefährliche Blutvergiftungen und Darmentzündungen nach sich ziehen können", sagt Teamleiterin Professorin Dr. Dorothee Viemann von der Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie der MHH und Mitglied von RESIST (Resolving Infection Susceptibility).

Der Darm ist nicht nur für die Verarbeitung der Nahrung zuständig, Darmflora und Schleimhaut sind auch für das Immunsystem von großer Bedeutung. Über Interaktionen mit Bakterien aus der Umwelt reift das Immunsystem des Darms nach der Geburt. So entsteht eine optimale Bakterienvielfalt, die ein Leben lang erhalten bleibt und vor vielen Krankheiten schützt.

Alarmine steuern genau diese Prozesse. Sie stammen aus der Muttermilch, können aber auch im Darm des Neugeborenen gebildet werden. Die Forscher fanden heraus, dass Babys, die mit einem geplanten Kaiserschnitt zur Welt gekommen sind, weniger Alarmine im Stuhl aufwiesen als Kinder, die auf natürliche Weise geboren wurden.

Ähnlich verhält es sich zwischen Früh- und Reifgeborenen

Frühgeborene bilden selbst weniger Alarmine als reifgeborene Babys.

Alarmine könnten als Therapiemittel bei Säuglingen eingesetzt werden, die selbst nur wenig davon bilden. Viele Erkrankungen, die mit einer gestörten Darmbesiedlung in Verbindung steFoto: Аrtranq - Fotolia hen, könnten so verhindert werden.

Muttermilch setzt sich neben Wasser aus vielen verschiedenen Inhaltsstoffen zusammen, die alle wichtige Funktionen haben:

  • Kohlenhydrate liefern zum einen Energie, zum anderen dienen sie als Nahrung für Bifidusbakterien, die vor Infektionen und Allergien schützen.

  • Proteine sind Wachstumsbausteine, und in Form von Immunglobulinen unterstützen sie das Immunsystem.

  • Fette machen satt und zugleich schlau, denn langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Synapsen (Kontakte zwischen Nervenzellen).

  • Weitere wichtige Bestandteile sind Vitamine (besonders Vitamin A und E), Mineralstoffe (Knochenwachstum) und Spurenelemente (Selen schützt z. B. Zellen vor
    freien Radikalen).


Quellen:
Viemann D et al.: S100A8 and S100A9 are Important for Postnatal Development of Gut Microbiota and Immune
System in Mice and Infants. Gastroenterology 2020. Doi: https://doi.org/10.1053/j.gastro.2020.08.019.
Medizinische Hochschule Hannover, 28.8.2020. Stefan Zorn: „Das Gold der Muttermilch“
https://idw-online.de/de/news753145.
RESIST (Resolving Infection Susceptibility): https://www.resist-cluster.de.
Europäisches Institut für Stillen und Laktation: https://www.stillen-institut.com.