Aktuelles aus der Mikrobiom-Forschung

Verstopfung oder Durchfall – entscheidet das Mikrobiom?

Mit Genuss und ohne unangenehme Folgen essen – für Millionen Deutsche ist das nicht selbstverständlich, denn sie leiden regelmäßig unter Problemen mit der Verdauung. Dabei neigen die einen zu Darmträgheit und Verstopfung, den anderen macht hingegen immer mal wieder Durchfall zu schaffen.

Nicht nur einzelne Nahrungsmittel oder deren Unverträglichkeiten, auch Stress, Infektionen, Grunderkrankungen oder die Einnahme bestimmter Medikamente können Auslöser sein – die möglichen Ursachen von Verstopfung oder Durchfall sind vielfältig.

Allen gemeinsam ist eines:
Verdauungsbeschwerden können die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen.

Während der Durchfallgeplagte immer die sichere Nähe zu einer Toilette sucht, „kann“ der Verstopfte diese tagelang nicht aufsuchen. Dabei ist den Betroffenen oft gar nicht klar, woran es liegt, dass ihr Darm immer mal wieder aus dem Gleichgewicht gerät – oder sie haben ihre Ernährung, Intoleranzen oder den eigenen Lebensstil in Verdacht, was aber nicht immer zutreffend sein muss.

Aktuelle Studienergebnisse bringen jetzt einen weiteren möglichen Grund bei der Suche nach Auslösern ins Spiel:
Wissenschaftler fanden heraus, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Stuhlkonsistenz und der bakteriellen Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms besteht. (1)

Entscheidet vielleicht die bakterielle Besiedlung unseres Darms über unsere Verdauung?

Das Mikrobiom – Reich von Billionen Bakterien
Das Mikrobiom gewinnt immer mehr an Bedeutung – und zählt aktuell zu den Themenfeldern, denen die Forschung eine große Aufmerksamkeit schenkt. Zu Recht, denn die weitreichende Bedeutung dieses Ökosystems für den menschlichen Organismus wird immer offensichtlicher.

Wenn vom Mikrobiom die Rede ist, ist die Gesamtheit aller Bakterien gemeint, die den Menschen besiedeln. Die allermeisten davon befinden sich im Darm. Während ein Embryo im Mutterleib noch keinerlei Darmbakterien aufweist, sieht das bereits schon kurz nach der Geburt ganz anders aus.

Im Laufe der ersten Lebensjahre entwickelt jeder Mensch seine individuelle Darmflora – abhängig von Einflussfaktoren wie z. B. Genetik, Ernährung oder Umwelteinflüssen.

Bewohner des Superorgans Darm
Lange galten E. coli-Bakterien als zentrale Vertreter der menschlichen Darmflora – ein Irrtum, wie die Wissenschaft heute weiß: Die Artenvielfalt des Mikrobioms ist erstaunlich!

Mit der Entdeckung von Enterotypen im Jahr 2011 stellten Heidelberger Forscher erstmalig ein Ordnungssystem der Billionen Bakterien her, die unseren Darm besiedeln. (2) 

Bei Enterotypen handelt es sich um Bakteriengruppen, die jeweils von einer bestimmten Bakterienart dominiert werden. Es lässt sich dabei auch von Darmtypen sprechen – und jeder Mensch ist einem dieser Darmtypen angehörig, die Ergebnis von Lebensstil und Lebensgeschichte sind.

Ein Mensch, der z. B. gerne und vorrangig leicht verdauliche Kost zu sich nimmt, braucht eine andere Darmzusammensetzung als ein Vegetarier, dessen Darm zur zentralen Aufgabe hat, komplexe Pflanzenfasern zu verarbeiten.

• Darmtyp 1: Bacteroides
Leitbakterien dieses Darmtyps sind gleichnami-ge Bacteroides. Diese können vor allem eines gut: Kohlenhydrate aufspalten. Wer diese vorrangig auf seinem Speiseplan hat, kann davon ausgehen, dass sich Bacteroides in seinem Darm tummeln.

•  Darmtyp 2: Prevotella
Prevotella-Bakterien, die bei diesem Typ eine Führungsposition im Darm einnehmen, sind an der Vitamin-Produktion beteiligt und kommen sowohl vorrangig bei Vegetariern als auch bei ausgeprägten Fleisch-Essern vor.

• Darmtyp 3: Ruminococcus
Der Darmtyp 3 wird geprägt von Keimen der Gattung Ruminococcus, die dem Stamm der Firmicutes angehören. Diese werden vorrangig mit der Aufspaltung pflanzlicher Polysaccharide zu kurzkettigen Fettsäuren in Verbindung gebracht, auch einfache Zuckermoleküle können sie gut aufspalten. Ein charakteristisches Darmmilieu für Allesesser.

Die geheime Macht der Darmbakterien
Heute weiß man, dass unser Mikrobiom Einfluss auf zahlreiche Prozesse unseres Körpers hat.

Verschiebungen im Mikrobiom treten häufig in Zusammenhang mit bestimmten Erkrankungen auf – so wird eine Dys-balance etwa mit chronisch-entzündlichen Darm-Erkrankungen oder Zöliakie (3) assoziiert, auch scheint das Mikrobiom Einfluss auf den Verlauf einer Psoriasis oder eines Diabetes mellitus nehmen zu können, erklärt Prof. Theodor Dingermann, Pharmazeut und Se-niorprofessor an der Goethe-Universität Frankfurt.

Jetzt wird auch der Zusammenhang zwischen Stuhlkonsistenz und Mikrobiom deutlich. (4)

„Forscher können in diesem Kontext noch nicht die Frage nach Ursache und Wirkung beantworten. Fest steht aber: Der Zusammenhang zwischen Darm-Mikrobiom und Stuhlkonsistenz ist offensichtlich“, so Dingermann weiter.

Stuhlkonsistenz und Mikrobiom
Eine Studie konnte zeigen, dass je nach Konsistenz des Stuhls bestimmte Bakterienstämme dominieren – und diese klar der Bristol-Stuhlformen-Skala zuzuordnen sind: In weichen Stühlen, die in Richtung Durchfall tendieren, findet sich vorrangig der Prevotella-Enterotyp, während härtere Stühle vom Ruminococcus-Enterotyp dominiert sind.

Weiterhin zeigte sich:
Auch eine verringerte Bakterienvielfalt scheint mit Durchfall zusammenzuhängen. Die Erkenntnisse ge-ben Betroffenen von Verdauungsproblemen zwar erste spannende Hinweise darauf, dass hinter der Neigung zu Durchfall oder Verstopfung das Mikrobiom stecken könnte – aber was tun im Fall der Fälle?

Ballaststoffe für mikrobielle Vielfalt
Wer von Verdauungsproblemen der einen oder anderen Art geplagt ist, weiß: Sowohl Verstopfung als auch Durchfall können auf die Stimmung schlagen und den Alltag durcheinanderbringen. Doch nicht nur für die Betroffenen selbst ist zuverlässige und verträgliche Hilfe wichtig, sondern auch für deren kleine Darmbewohner.

Untersuchungen am Mikrobiom zeigen, dass zum Beispiel eine ballaststoffreiche Ernährung durchaus positive Auswirkungen auf die mikrobielle Vielfalt haben kann – und damit auf die Darmgesundheit. (5) 

Doch dies allein scheint insbesondere bei einem trägen Darm nicht zu genügen.
Das spiegeln auch die aktuellen Empfehlungen der führenden Fachgesellschaften zur Behandlung chronischer Verstopfung wider. Sie zeigen, dass die Ernährung allein und auch gekoppelt mit Bewegung oft nicht ausreicht.

Die Experten sprechen sich dafür aus, wenn die genannten Maßnahmen allein in überschaubarer Zeit nicht zum gewünschten Ergebnis führen und ein Leidensdruck besteht, rechtzeitig zu reagieren und gut verträgliche sowie zuverlässig wirksame Medikamente einzunehmen.  (6)

Durchfall oder Verstopfung – was hilft, wenn der Kot aus dem Lot ist?
Wer eine Verstopfung hat, muss diese also nicht aussitzen. Zu den Mitteln der ersten Wahl gehören in diesem Fall Bisacodyl (z. B. in Dulcolax® Dragées, Dulcolax® Zäpfchen) und Natriumpicosulfat (z. B. in Laxoberal® Abführ-Tropfen, Dulcolax® NP Tropfen), weiterhin Macrogol (z. B. in Dulcolax®  M Balance).

Verschiedene Darreichungsformen und Wirkstoffe ermöglichen jedem, das für sich passende Präparat zu finden. So kommt der Darm zuverlässig wieder in Balance!

Das wünschen sich sicherlich auch Betroffene von akutem Durchfall – die allerdings das gegenteilige Anliegen haben.

Eine Verdauung im Zeitraffer geht häufig mit einem übermäßigen Flüssigkeitseinstrom in den Darm einher. Dabei kann Racecadotril helfen. Der Wirkstoff (in Vaprino® Gegen akuten Durchfall) reduziert die übermäßige Flüssigkeitssekretion in den Darm, ohne den Darm zu hemmen. Der Stuhlgang wird schnell wieder normalisiert und der Darm kann wieder ins Gleichgewicht kommen.

Sollte der akute Durchfall infektiös bedingt sein, können Erreger bei Einnahme von Racecadotril weiterhin ausgeschieden werden. (7)

Wer gern mehr erfahren möchte, schaut bitte direkt unter https://www.dulcolax.de/


Quellen:
(1)  Tigchelaar EF et al. Gut microbiota composition associated with stool consistency. Gut 2016; 65: 540–542

(2) Arumugam M et al. Enterotypes of the human gut microbiome. Nature 2011; 474: 174–180

(3) Cenit MC et al. Intestinal microbiota and celiac disease: cause, consequence or co-evolution? Nutrients 2015; 7: 6900–6923
 
(4) Tigchelaar EF et al. Gut microbiota composition associated with stool consistency. Gut 2016; 65: 540–542

(5)  Simpson HL et al. Review article: dietary fibre-microbiota interactions. Aliment Pharmacol Ther 2015; 42: 158–179

(6)  Andresen V et al. S2k-Leitlinie Chronische Obstipation: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie; Gemeinsame Leitlinie der DGNM und DGVS. 2013; AMWF-Registriernummer: 021/019

(7)  Duval-Iflah Y et al. Effects of racecadotril and loperamide on bacterial proliferation and on the central nervous system of the newborn gnotobiotic piglet. Aliment Pharmacol Ther 1999; 13: 9–14