Uveitis und Skleritis – Biologika helfen bei schweren Augenentzündungen

Seit kurzem stehen zur Behandlung von schweren Augenentzündungen auch Biologika und Biosimilars zur Verfügung.

Bei zwei Dritteln der Patienten mit Uveitis oder Skleritis schlagen die Medikamente erfolgreich an und halten eine Sehverschlechterung auf.

Auch für Kinder können die Substanzen eine sinnvolle Alternative zur Kortisontherapies ein. Wann die neuzugelassenen Medikamente zum Einsatzkommen, berichten Experten morgen auf der Vorab-Pressekonferenz zur DOG2019.

Biologika sind gentechnisch hergestellte Substanzen, die gezielt Botenstoffe in einer Entzündung blockieren, und stammen ursprünglich aus der Rheumatologie.

Seit dem Jahr 2016 sind Adalimumab und seit 2018 mehrere Biosimilars, preiswerte Nachahmerprodukte, auch zur Therapie der Gefäßhaut des Auges zugelassen. Skleritis und Uveitis machen etwa fünf bis zehn Prozent der Erblindungen in Deutschland aus.

„Es ist sehr begrüßenswert, dass uns Biologika und Biosimilars eine neue Behandlungsoption für schwere, chronische Augenentzündungen an die Handgeben“, sagt Professor Dr. med. Claus Cursiefen, Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).

Bei den Augenentzündungen Skleritis und Uveitis besteht die Gefahr, dass durch zusätzliche Komplikationen eine Sehverschlechterung auftritt.

Bis vor kurzem wurden die beiden Erkrankungen zu Beginn zunächst mit Kortisonpräparaten behandelt, zugleich aber auch konventionelle immunmodulierende Medikamente hinzugenommen – diese Präparate sollen das fehlgeleitetete Immunsystem und damit die Entzündungsaktivität bremsen.

„Diese immunmodulierenden Medikamente setzen allerdings mit verzögerter Wirkung ein und müssen zudem aus Unverträglichkeitsgründen häufig abgesetzt werden“, berichtet Professor Dr. med. Carsten Heinz vom Augenzentrum am St. Franziskus-Hospital Münster.

Bei Biologika oder Biosimilars hingegen, die intravenös oder als Spritze ins Fettgewebe in Intervallen von zweimal wöchentlich bis monatlich verabreicht werden, setzt die Wirkung rascher ein.

Die prospektive, randomisierte Zulassungsstudie zu einer Unterform der Uveitis zeigte: Bei zwei Dritteln der Patienten war die Therapie mit Biologika erfolgreich – die Entzündung konnte eingedämmt werden, und es kam zu keiner Komplikation wie ein Makula-Ödem.

„Eine solche Wassereinlagerung an der Stelle des schärfsten Sehens verschlechtert das Sehvermögen, deshalb muss sie unterdrückt werden“, betont Heinz. „Biologika verhindern ein Ödem oder führen sogar zu dessen Rückbildung.“ Unverträglichkeiten tragen selten auf.

Das Medikament Adalimumab ist auch zur Behandlung von Kindern zugelassen, die an einer Uveitis des vorderen Augensegments leiden. Die Leitlinie empfiehlt eine Stufentherapie, die mit Kortison-Augentropfen beginnt, gefolgt von konventionellen Medikamenten.

Kortisontabletten und Kortison-Augentropfen können jedoch auch bei Kindern einen Grünen oder Grauen Star fördern, zudem Wachstumsstörungen auslösen. „Ist dies der Fall oder leiden die Kinder zusätzlich an Rheuma, kommen auch Biologika oder Biosimilars in Frage“, so Heinz. Sie werden in der Regel gut vertragen.

Die Therapie ist allerdings teuer: Die Kosten für Biologika belaufen sich auf etwa 21.000 Euro pro Jahr, für Biosimilars aufrund 13.500 Euro.

Quelle:
Mitteilung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) vom 18. September 2019