Allergiker sind stressanfälliger und neigen zur Unterdrückung von Emotionen

Unterscheiden sich Gesunde und Allergiker hinsichtlich ihrer Reaktion auf akuten Stress und ihrem Umgang mit Emotionen?

Ein Forschungsteam um Lisa Maria Glenk vom interuniversitären Messerli Forschungsinstitut – einer gemeinsamen Einrichtung der Vetmeduni Vienna, der Medizinischen Universität Wien und der Universität Wien – ging diesen Fragen in einer soeben veröffentlichten wissenschaftlichen Studie nach und kam zu erstaunlichen Ergebnissen.

Allergien sind weltweit auf dem Vormarsch, vor allem aber in hochentwickelten Ländern mit einem hohen Hygienestandard. Etwa jeder Vierte leidet an Asthma, Heuschnupfen & Co., wobei Frauen häufiger als Männer betroffen sind. Stress kann das Immunsystem aktivieren oder hemmen, seine vielfältige Wirkung in Zusammenhang mit Allergien ist allerdings noch nicht vollständig aufgeklärt. Frühere Untersuchungen zeigten bereits, dass Allergiker ängstlicher und stressanfälliger sind als Menschen ohne Allergie.

Ein Forschungsteam um Lisa Maria Glenk vom Messerli Forschungsinstitut in Wien untersuchte Gesunde und allergische Personen in einem Stresstest. Den Studienteilnehmern wurden vor und nach der Stressprovokation ein Fragebogen zu ihrem Umgang mit Emotionen sowie ihrem aktuellen Befinden vorgelegt. Zudem bestimmten die Wissenschaftler die Konzentrationen der Hormone Kortisol und Oxytocin.

Erhöhte Stressanfälligkeit durch ungünstigen Umgang mit Emotionen

Nach dem Stresstest fühlten sich sowohl Allergiker als auch Gesunde ängstlicher und gestresster. Allerdings verzeichneten Allergiker einen stärkeren Anstieg des Stresshormons Kortisol und brauchten zudem länger, um sich wieder davon zu erholen.

Auch in der Ausschüttung von Oxytocin, welches auch als Kuschel- oder Bindungshormon bekannt ist, unterschieden sich die allergischen von den gesunden Probanden. Zwar hatten Allergiker höhere Ausgangwerte im Blut, ihr Oxytocinspiegel sank aber infolge der Stresserfahrung.

Bei den Gesunden verhielt es sich umgekehrt. Interessanterweise unterdrückten eher Allergiker als Gesunde ihre Emotionen. Dazu Studienleiterin Erika Jensen-Jarolim: „Wir sehen immer wieder, dass Allergiepatienten die Schwere ihrer chronischen Symptome negieren.“

Jene allergischen Personen, die zu einer emotionalen Neubewertung der Situation fähig waren, erholten sich deutlich schneller vom Stress.

Co-Autor Oswald D. Kothgassner von der Medizinischen Universität Wien ergänzt dazu: „Durch diese Ergebnisse kann angenommen werden, dass Mechanismen der Stressregulation eine entscheidende Rolle für das häufig gemeinsame Auftreten von Allergien und Depressionen spielen“.

Die aktuelle Studie legt somit nahe, dass Allergiker und Gesunde einen unterschiedlichen Umgang mit Emotionen pflegen, was wiederum ihre Stresstoleranz beeinflusst.

Über die Veterinärmedizinische Universität Wien:
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen.

Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna.

Die Vetmeduni Vienna spielt in der globalen Top-Liga mit: 2019 belegt sie den exzellenten Platz 5 im weltweiten Shanghai-Hochschulranking im Fach „Veterinary Science.

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Service:
Der Artikel “Salivary Cortisol responses to acute stress vary between allergic and healthy individuals: The role of plasma oxytocin, emotion regulation strategies, reported stress and anxiety” von L. M. Glenk, O. D. Kothgassner, A. Felnhofer, J. Gotovina, C. L. Pranger, A. N. Jensen, N. Mothes-Luksch, A. Goreis, R. Palme, E. Jensen-Jarolim wurde in “Stress” veröffentlicht. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10253890.2019.1675629